VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der TSV 1860 kommt einfach nicht zur Ruhe. Jetzt streben bislang unbekannte Löwen-Mitglieder einen Vereinsausschluss gegen Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik (46) an.

Der nächste traurige Höhepunkt in einer beispiellosen Kampagne gegen den Mann, der 2011 den Klub vor dem Exodus gerettet hat.

2017 wollten Löwen-Fans, dass der Mutterverein den Kooperationsvertrag mit dem Jordanier kündigt. Außer viel Staub aufgewirbelt und Anwaltskosten verursacht - angeblich rund 70.000 Euro - brachte diese Posse nichts. Jetzt der nächste Schritt, um Ismaik endgültig zu vergrätzen.

In einem 19-seitigen Antrag, der von mehreren, aber anonymen Mitglieder unterschrieben sein soll, werden Ismaik Verfehlungen bis hin zu Straftatbeständen vorgeworfen, u.a. dass der Jordanier den Mutterverein der Löwen mit “Wladimir Putin und dessen Angriffskrieg auf die Ukraine” verglichen hat. Aber auch eine “Steuerung/Beeinflussung der Verwaltungsratswahlen”.

Die Erstquelle zum Ismaik-Antrag war die Investigativ-Abteilung des Fanblogs sechzger.de, die vor einem Jahr von “unsauberen” Transferaktivitäten bei 1860 sprach und außerdem kurz vor der Mitgliederversammlung die Boxer, die das Bündnis unterstützten, in ein schlechtes Licht rückte. Beweise gibt es in beiden Fällen offenbar bis heute nicht.

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Wie reagiert Ismaik auf die neue Posse? Der 46-Jährige erklärte gegenüber der “tz”: “Der Artikel auf der Seite Sechzger.de hat mich sehr zum Lachen gebracht. Er ist interessant und lustig. Ich frage mich, wo diese Leute waren, als andere Mitglieder des e.V. T-Shirts und Fahnen zeigten, auf denen mein Bild durchgestrichen war. Wo waren diese Leute, als andere e.V.-Mitglieder Lieder gegen mich sangen: Etwa bei der letzten Mitgliederversammlung? Wo war diese Empörung? Wenn ich mich über Beleidigungen beschwere, wird mir gesagt, dass dies Meinungsfreiheit sei und dass ich das akzeptieren müsse, was ich auch tue. Doch wenn ich meine Meinung kundtue, wollen sie mir die Mitgliedschaft entziehen.”

Die “tz” schreibt, dass dies der Wahlausschuss entscheiden müsse - was jedoch nicht richtig ist. Prinzipiell müsste sich Ismaik zunächst gegenüber dem Vereinsrat und dann erst dem Ehrenrat verantworten. In diesem Gremium sitzen u.a. Stephanie Dilba und Dr. Klaus Leipold. Aussicht auf Erfolg hat der Antrag gegen Ismaik kaum.

Ismaik wundert sich jedenfalls über das Zünden der neuen Eskalationsstufe an der Grünwalder Straße: “Ich habe gelesen, dass sie behaupten, ich hätte nicht die Wahrheit gesagt. Woher wollen sie das wissen? Kennen sie alle Fakten? Ich bezweifle das!” Warum legt Ismaik nich die Fakten auf den Tisch? Aber Ismaik sagt auch: “Ich bin diese Provokationen und Nadelstiche seit 13 Jahren gewohnt. Ich werde mich auf die Mannschaft konzentrieren. Ich bin optimistisch, dass das Team dieses Jahr etwas Positives erreicht.” Die Mannschaft hat Ismaik in dieser Vorbereitung aber noch nicht beobachtet.

Auffällig bei 1860: Viele, die nicht das Lied des neuen e.V. singen, werden gebrandmarkt - mit Unterstützung verschiedener Aktivisten in diversen Social Media-Kanälen. Es ging 2017 los mit Ex-Präsident Peter Cassalette und der ehemaligen Aufsichtsrätin Christina Jodlbauer, die beide in Interviews ihre Meinung äußerten. Beide wurden vom Klub vor vielen Jahren angeschrieben. Bei Cassalette stand ein Vereinsausschlussverfahren im Raum, am Ende wurde es laut dem früheren FTI-Manager lediglich ein Verweis. Es gibt aber noch andere Beispiele.

Eines ist sicher: Ruhig wird es bei 1860 auch zur neuen Saison nicht werden. Ob bei einem möglichen Fehlstart wieder Ismaik der Schuldige ist?