VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Der TSV 1860 sorgt einen Tag vor dem Liga-Start gegen Saarbrücken (Freitag, 19 Uhr, db24-Ticker) mal selbst wieder für reichlich Gesprächsstoff...

Rückblende: VIP-Alm an der Grünwalder Straße 114, die Löwen laden im April zum “neuen Biss” - und sprechen in dieser Veranstaltung selbst davon, dass der TSV 1860 bis 2029 die Nummer 2 in Bayern werden sollen - und das in einer Phase, in der die Mannschaft noch im Abstiegskampf der Dritten Liga steckt. On top hat man alle anderen bayerischen Vertreter in der Planeten-Präsentation derbleckt…

Jetzt hört sich der neue Löwen-Biss ganz anders an. Der Traditionsklub senkt wenige Monate später seine eigenen Ansprüche. Der neue Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner suchte sich die TZ und AZ aus, um seine Sichtweise offenzulegen. “Es ärgert mich, dass der Aufstieg oder ähnlich ambitionierte Ziele als Zielsetzung von außen herangetragen werden.” Wenn überhaupt, haben die Hachinger, allen voran Trainer Marc Unterberger - diese Prognose abgegeben. Und Sandhausens Trainer Sreto Ristic. Das Löwen-Umfeld ist - auch geschädigt durch die jüngste MV und die ewigen Streitereien - desillusioniert und emotional am Boden. db24 rechnet deswegen nicht mit einer viel besseren Saison als in der Vorsaison.

Werner im Verteidigungsmodus: “Wir haben einen großen Umbruch mit 20 Abgängen, wir haben zehn neue Spieler. Wir mussten den Etat deutlich reduzieren - und wir wären letzte Saison fast, um Haaresbreite abgestiegen.” Hätten die Löwen verpasst, im Winter “mutige Entscheidungen” zu treffen und wenn der TSV nicht “diese Super-Fans” hätte, so Werner, “dann wäre dieser Verein abgestiegen.” Welche mutigen Entscheidungen er meint, das wird nicht aufgeführt.

Auf welchem Platz landet 1860 in der neuen Drittliga-Saison?

Umfrage endete am 06.08.2024 12:00 Uhr
Platz 5 bis 8
27% (1624)
Platz 9 bis 12
26% (1546)
Platz 13 bis 16
12% (693)
Platz 3 (Aufstiegsrelegation)
10% (582)
Platz 2 (Direkter Aufstieg)
9% (558)
Platz 1 (Direkter Aufstieg)
6% (379)
Platz 4 (Qualifikation DFB-Pokal)
6% (331)
Platz 17 bis 20 (Abstieg)
5% (303)

Teilnehmer: 6016

Werner kann sich nicht erklären, warum bei 1860 die Erwartungen so hoch hängen: “Jetzt verlieren wir zweimal gegen Zweitligisten. Jetzt ärgern wir uns darüber, dass wir gegen den KSC und Kaiserslautern verlieren und dabei beispielsweise einen 17 Jahre alten Rechtsverteidiger (Lukas Reich, d. Red.) und einen 19 Jahre alten Mittelfeldspieler (Tim Kloss, d. Red.) aus unserem eigenne Nachwuchs einsetzen. Dann muss ich sagen: Okay, das ist eine völlig falsche Erwartungshaltung an diese Mannschaft und an unsere Arbeit in diesem Verein. Wir sind vom Budget her im Ligavergleich maximal im unteren Mittelfeld.” Und selbst das hatten die Löwen in der eigenen Hand. Stichwort politische Machtspiele bei 1860. Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik hatte Kohle in Aussicht gestellt, sollte man an der Grünwalder Straße 114 zum Kurswechsel bereit sein. Und es ist der Geschäftsführung auch erlaubt, neue Sponsoren für 1860 zu gewinnen…

Werner bleibt bei seiner Meinung: “Woher soll also der Anspruch kommen, zu sagen, wir spielen ganz oben mit? Das ist nicht fair gegenüber den Spielern, dem Trainertream und allen Menschen drumherum, die hier arbeiten. Dann bin ich auch dafür da, mich schützend vor die Mannschaft und den Trainer zu stellen.”

Und Doktor Werner wird noch deutlicher: “Da wird mit einem Maß gemessen, das völlig unrealistisch ist. Wir haben auf dem Betzenberg, bei der Generalprobe eines richtig guten Zweitligisten, 70 Minuten mehr als ordentlich verteidigt.” db24 hat beispielsweise in seiner Analyse direkt nach dem Spiel genau das erwähnt, jedoch auch nicht ausgeblendet, dass der TSV 1860 - wie schon in Karlsruhe - kaum eigene zwingende Torchancen herausgespielt hat.

Um Agis Giannikis den Druck zu nehmen, unterstützt Werner auch den Trainer: “Ich habe Hochachtung vor der Arbeit, die Agi hier leistet, denn die Vorbereitung war schwierig, das Umfeld ist intensiv - und ihn lässt das völlig unbeeindruckt. Er ist für mich einer der besten Trainer in der Dritten Liga.” Warum die Vorbereitung schwierig war, das hat Werner jedoch nicht gesagt: 1860 hatte zum Trainingsauftakt alle Neuzugänge an Bord - und kam auch ohne große Verletzungssorgen aus.

Können Sie die Aussagen von Werner nachvollziehen? Diskutieren Sie mit!