VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Wenn 1860-Ikone Fredi Heiß (83) nicht gerade an seinem Zweit-Wohnsitz Teneriffa weilt, dann besuchte er in schöner Regelmässigkeit die Heimspiele der Löwen auf Giesings Höhen. Aber auch damit ist es jetzt vorbei: Der Meister-Löwe von 1966 will nicht mehr. Sein Platz im Ehrengastbereich bleibt beim Saison-Start gegen Saarbrücken (Freitag, 19 Uhr) leer. "Ich gehe nicht mehr hoch zu Sechzig. Ich mag nicht mehr", erklärte Heiß exklusiv gegenüber db24: "Ich hänge an Sechzig, das ist klar. Aber nicht an diesem Sechzig, so wie der Verein momentan geführt wird. Das ist absolut inakzeptabel. Ich will mit dieser Führung nichts mehr zu tun haben."

Und sollte der Klub ihm - wie in der Vergangenheit - eine Ehrenkarte fürs Grünwalder Stadion schicken, werde er diese postwendend zurückschicken. “Das können sie sich sparen”, wird Heiß deutlich: “Ich brauche keine Karte mehr von 1860. Und wenn sie mir trotzdem eine schicken, werde ich sie sofort zurückschicken.”

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Die Entscheidung ist für Heiß über die letzten Monate gereift. Letzter Auslöser: Heiß ging bei der Mitgliederversammlung vor acht Wochen ans Mikrofon und wollte unaufgeregt vom Präsidium Robert Reisinger und dem Verwaltungsrat wissen, wie sich die Gremien eine Zukunft ohne Investor Hasan Ismaik vorstellen. Sein Fazit: “Die Mitgliederversammlung war für mich untragbar - von vorne bis hinten.”

Heiß, seit über 70 Jahren Mitglied und einer der größten Fußballer, die der Verein jemals hervorgebracht hat, bekam weder in der Zenithhalle in München-Freimann noch später auf anderem Weg Antworten. Für Heiß war dies die maximale Konfrontation.

Was ihn aber auch weiterhin beschäftigt: Das abrupte Aus von Vize-Präsident Hans Sitzberger. “Es kann nicht angehen, dass alle Menschen, die eine andere Meinung haben, ausgestoßen werden”, so Heiß, der fragt. “Was hat Hans Sitzberger verbrochen, dass man mit ihm so umgeht? Seit Sitzberger rausgeekelt wurde, bin ich nicht mehr im Stadion gewesen. Das ist eine Frechheit und das Schlimme ist, es wird alles unter den Tisch gekehrt, um eine heile Welt vorzuspielen.”

Auch dass Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik mit einem öffentlichkeits-wirksamen Antrag zu einem Vereinsausschlussverfahren konfrontiert wird, missfällt Heiß deutlich: “Ismaik hat wie auch die Vereinsseite in den letzten Jahren nicht alles richtig gemacht - das wissen wir alle. Aber wo waren denn 2011 die Alternativen?”

Heiß erinnert sich: “Ismaik haben sie in all den Jahren mit verschiedenen Jahresplänen viel versprochen und ihm Geld aus der Tasche gezogen. Aber er hat nichts dafür bekommen. Ich frage mich in aller Deutlichkeit: Wo wollen die bei 1860 mit dem im Fußball hin? Der Profifubßall ist ohne Investor nicht mehr lebensfähig. Mir hat bis jetzt noch keiner erklären können, wie das ohne Investor funktionieren soll. Eines ist auch klar: Diese Art des Miteinanders wird neue Sponsoren von 1860 fernhalten, dafür muss man kein Prophet sein.”