VON OLIVER GRISS

Da muss man kein großer Prophet sein...

Dieser gestrige 6. August 2024 wird vermutlich über die nächsten Jahrzehnte in der digitalen Vereinschronik des TSV 1860 hinterlegt sein: Die Löwen besiegten am Dienstagabend in der 1. Runde des Toto-Pokals den heillos überforderten oberfränkischen Kreisklassen-Klub SSV Kasendorf mit 18:0 - 18 Tore in 90 Minuten. Damit schlug im Schnitt alle fünf Minuten der Ball im Tor von SSV-Keeper Jochen Böhnlein ein, der trotz des Torhagels bester Spieler der Gastgeber war. Der Löwen-Fan vereitelte mit zahlreichen Paraden vor über 2.000 Fans ein noch deutlicheres Schützenfest.

Noch nie zuvor hat der TSV 1860 in dieser Höhe ein Pflichtspiel gewonnen. Mit dem gestrigen Kantersieg stellten die Blauen einen Uraltrekord aus dem Jahre 1942 (!) ein. Am 30. August besiegten die Löwen im Achtelfinale des Tschammerpokals SS Straßburg mit 15:1 (mit Nationalspieler Ernst Willimowski) - knapp 82 Jahre später nun das historische Löwen-Ergebnis im Landkreis Kulmbach. Besonders der junge Raphael Ott (18) konnte auf sich aufmerksam machen: Er erzielte fünf Tore hintereinander. Außerdem traf Neuzugang Fabian Schubert dreimal.

Auch wenn dieser Sieg keinen großen Wert hat, war er wichtig für 1860 - auch weil Trainer Agis Giannikis beobachten konnte, dass seine Mannen zumindest am gestrigen Dienstag große Lust aufs Toreschießen und zu keiner Zeit nachgelassen haben. Das ehrt den Drittliga-Dino.

Giannikis: “Wir wollen den Pokal gewinnen.” Auch der Deutsch-Grieche weiß: Über den Toto-Pokal ist es prinzipiell einfacher, in den lukrativen DFB-Pokal vorzustoßen als über den Liga-Betrieb: Maximal fünf Siege fehlen noch für das große Ziel. Im vergangenen Jahr waren die Löwen im Viertelfinale an Bayernligist Pipinsried (0:1) gescheitert.

Die nächste Toto-Pokal-Runde (20./21. August) wird am kommenden Donnerstag um 18 Uhr auf dem Youtube-Kanal des BFV ausgelost - drei Kreispokalsieger haben den Weg in die Runde der letzten 32 Teams geschafft: Die DJK Hain (1:0 gegen Alemannia Haibach), SV Hutthurm (2:1 gegen Osterhofen) und FC Thalhofen (2:0 gegen Kottern). Florian Niemeyer, Trainer des Bezirksligisten Thalhofen, hat einen Wunsch: “Jetzt wollen wir die Löwen oder Unterhaching.”

Die erste Hauptrunde wird heute mit drei Partien abgeschlossen: Der amtierende Toto-Pokalsieger Ingolstadt gastiert beim Würzburger Kreispokal-Sieger TSV Lohr, außerdem kommt’s zu den Duellen zwischen dem FC Dingolfing und der SpVgg Hankofen sowie Wendelstein und Stadeln.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der kommende Löwen-Gegner Hain, Hutthurm, Thalhofen, Dingolfing/Hankofen oder Wendelstein/Stadeln heißt. Mit dem Landesliga-Tabellenführer Hain hat 1860 bereits in der Vorsaison Bekanntschaft gemacht und seinerzeit mit 8:0 auf Kunstrasen gewonnen. Doch bevor es im Toto-Pokal weitergeht, liegt jetzt die volle Konzentration auf das Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart 2 (Sonntag, 16.30 Uhr, db24-Ticker).