VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Die Bilder, die sich am Montagvormittag - einen Tag nach dem desaströsen 1:3 beim VfB Stuttgart 2 - auf dem Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114 abspielten, sind durchaus erwähnenswert: Während Trainer Agis Giannikis noch bei der A-Elf im Fitnessraum weilte und Ursachenforschung mit Jesper Verlaat & Co. betrieben hat, war hinten auf dem Fünferplatz zu beobachten, wie sich Sport-Geschäftsführer auf dem Rasen vor dem Beginn der Einheit erst Fabian Schubert und dann Max Reinthaler schnappte. Insbesondere dem Abwehrstrategen war seine Unzufriedenheit deutlich anzumerken. Es rumort bei 1860 nach dem schlechtesten Drittliga-Start aller Zeiten: 1:4-Tore, null Punkte - und das nach den Möchtegern-Parolen der Geschäftsführung im April, dass der Löwe bis 2029 die Nummer zwei in Bayern sein will. Aber was interessiert mich mein Geschwätz von gestern...

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Nicht nur die Spielweise und der körperliche Zustand der Mannschaft sind besorgniserregend (was sich bereits in der alles anderen als schweißtreibenden Vorbereitung abzeichnete), sondern auch die nackten Zahlen sind alarmierend: Saisonübergreifend hat der TSV 1860 seit dem 2. März 2024 von 13 Drittliga-Spielen nur zwei (!) gewonnen - was diese Tendenz aussagt? Das kann sich jeder selbst ausmalen. Dadurch rückt vor allem Trainer Agis Giannikis in den Fokus: Sein eigener Punkteschnitt als Löwen-Dompteur ist inzwischen auf 1,24 Punkte pro Spiel gesunken - damit ist der Deutsch-Grieche der Löwen-Trainer, der als Verantwortlicher (ohne die Interimstrainer) die wenigsten Punkte im Durchschnitt seit dem Zwangsabstieg 2017 gesammelt hat. Sogar der Italo-Schweizer Maurizio Jacobacci, der für einige Vereinsfunktionäre ein rotes Tuch war, hat eine bessere Bilanz: in 31 Partien sammelte er 1,35 Punkte pro Partie. Übrigens: Jacobacci wurde vom damaligen Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel eingestellt und für gut befunden.

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Statistik-Bester ist weiterhin Michael Köllner. Er erreichte in 116 Drittligaspielen mit den Löwen im Schnitt 1,70 Punkte pro Begegnung. Der Oberpfälzer war aber insbesondere den e.V.-Funktionären nicht mehr gut genug. Deswegen wurde er nach einem 1:2 gegen Dynamo Dresden im Januar 2023 gegen den Willen von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik beurlaubt - und das obwohl 1860 noch keinen bezahlbaren Nachfolger hatte…

In den Kommentarspalten haben sich die Fans auf Trainer Giannikis und Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner “eingeschossen” - und die Social Media-Abteilung des TSV kommt auf den eigenen Kanälen wahrscheinlich mit dem Löschen nicht mehr hinterher, weil Anhänger ihrem Frust freien Lauf und teilweise den guten Ton vermissen lassen. Sachliche Kritik ist erlaubt, Beleidigungen freilich nicht. “Ist Giannikis schon entlassen? Es pressiert a weng, mecht ma ned obsteign”, schrieb der User “micha_legler”. Und Sascha Nitzinger meinte: “Immer noch kein Post, dass der Trainer endlich entlassen wurde.” Oder “bensohnope” erklärte: “Bitte Trainerwechsel sofort! Danach bitte Herrn Werner in die Verantwortung gleichsam mit all den Graupen, die er seit Winter verpflichtet hat.” Auch “coasa_no_1” wird recht deutlich: “Jetzt reicht’s endgültig. Sportliche Führung bitte sofort zurücktreten und endlich fähige Leute ans Ruder lassen.”

Agis Giannikis selbst bittet noch um Geduld und verweist auf den großen, allerdings selbst gewählten Umbruch: “Bis alles ineinandergreift, wird das noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.” Die Frage ist: Wie groß ist bei 1860 noch das Vertrauen in Giannikis? In Großaspach saßen nach db24-Informationen zwei Trainer auf der Tribüne, die einen neuen Job suchen: Patrick Glöckner und Rüdiger Rehm.

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