VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Szene ist ein Spiegelbild des TSV 1860 der Neuzeit: Neuzugang Rene Vollath kassiert beim 1:3 gegen den VfB Stuttgart 2 ein spektakuläres Tor aus 60 Metern - weil sein Mitspieler Lukas Reich im Vorwärtsgang den Ball verliert und Stuttgarts Kapitän Dominik Nothnagel den Ball sofort über den verdutzten Vollath ins Netz zum entscheidenden 3:0 hämmert. Kurz danach rufen viele Löwen-Fans: "Hiller, Hiller, Hiller."

Freilich, das Tor war kurios - aber Vollath trift bei diesem Gegentor keine Schuld und trotzdem fordern Fans die Rückkehr des Aufstiegshelden von 2018. Er ist der einzige übrig gebliebene Spieler dieser Mannschaft, die sofort die Rückkehr in den Profifußball geschafft hat. Das verbindet.

Dass die sportliche Kommandobrücke bis auf ein zaghaftes Statement von Trainer Agis Giannikis (“Dieses Fass machen wir erst gar nicht auf”) nicht in den Verteidigungsmodus geht, das überrascht in dieser Posse. Zumal Vollath der Wunschkandidat von Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner und Giannikis war.

Überrascht von der Dynamik bei den Münchner Löwen zeigt sich auch MagentaSport-Experte Fabian Klos, der vor einigen Monaten seine Karriere bei Arminia Bielefeld beendet hat. Gegenüber der “tz” sagte der Ex-Stürmer: “Das habe ich auch mitbekommen, dass die Fans Marco Hiller fordern. Das ist sinnbildlich für diese Unruhe. Wenn einer nichts für den Fehlstart kann bei 1860, dann Rene Vollath.”

Auffällig an der Grünwalder Straße 114: Auch in der vergangenen Saison gab es ein hitziges Torwart-Duell. Erst stand Hiller im Tor, dann David Richter. Als sich Ex-Trainer Maurizio Jacobacci dann fix auf den kompletteren Torwart Richter festlegte, drohte Hiller mit Abschied. Doch Jacobacci musste im Dezember 2023 gehen. Die Medien schrieben, der Italo-Schweizer sei über Hiller gestolpert. Im Januar kam Trainer Giannikis und stellte Hiller wieder ins Tor, um eine Baustelle zu vermeiden. Daraufhin flüchtete Richter zum VfL Osnabrück, bei dem er wenig überraschend die Nummer 1 ist…