VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Rückblende: Marc Pfeifer, der überaus beliebt war und in seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit auch spürbare Fortschritte vorzuweisen hatte, wurde bei 1860 auf schäbigste Weise demontiert. Angeblich auch aufgrund seiner Nähe zur Investoren-Seite. Im vergangenen Winter senkten die e.V.-Bosse bei Pfeifer schließlich die Daumen, schon in dieser Zeit soll sich Oliver Mueller im Hintergrund in Stellung gebracht haben. Im Februar 2024 wurde der 46-Jährige dann schließlich beim TSV 1860 vorgestellt - nach nur 215 Tagen wurde jetzt sein Auftrag vorzeitig beendet. Trotz Vertrag bis 2026. Was steckt dahinter? Sind handwerkliche Fehler die Gründe?

Wurde der durch 50+1 eingesetzte Manager vorher nicht richtig gescannt? Haben die Löwen ihre Hausaufgaben nicht gemacht? Wer übernimmt die Verantwortung für diesen neuerlichen Personal-Flop?

Bereits kurz nach der Einstellung nahmen ehemalige Weggefährten von Mueller mit db24 Kontakt auf. Und auch in Google wird man schnell fündig: Als Mueller, damals noch mit “ü”, gehen musste, verfasste Haie-Reporter Martin Sauerborn am 19. Mai 2018 im “Generalanzeiger Bonn” einen Kommentar zum Geschäftsführer-Aus: “Die überraschende Trennung der Kölner Haie von ihrem Geschäftsführer Oliver Müller nach nur knapp einem Jahr wirft Fragen auf…Oliver Müllers Verhängnis war es letztlich, dass er sich mit seiner Art, die Geschäfte zu führen, nicht allzu viele Freunde machen konnte. Schnell machten Gerüchte die Runde, dass es mit der Stimmung auf der Geschäftsstelle nicht zum besten bestellt sei. Zudem versuchte Müller, den Club kompromisslos umzukrempeln. Auf diesem Weg musste er an den Punkt kommen, sich mit Gotthardts Gutsherrenart (er ist der Hauptgesellschafter der Haie, d. Red.) kritisch auseinandersetzen zu müssen.”

An der Grünwalder Straße 114 herrscht seit Monaten eine merkwürdige Stimmung: Anfangs feierten die Pfeifer-Gegner noch den Führungswechsel, aber schnell wich der Euphorie Ernüchterung. Muellers Auftreten und Entscheidungen lösten Kopfschütteln aus, darunter auch der selbstherrliche Umgang mit diversen Sponsoren sowie u.a. das Schrumpf-Programm für die medizinische Abteilung: Physiotherapeut Nick Wurian ist nun für 24 Profis alleine verantwortlich - eine Aufgabe, die nicht seriös zu meistern ist. In der Pressestelle kürzte Mueller anfangs das Personal, mittlerweile helfen aber wieder bis zu vier Kräfte mit, während Wurian weiter auf sich allein gestellt ist. Ein Ungleichgewicht.

Die Einstellung von Mueller war von Anfang an kurios: Der Manager soll bis zum 30. Juni über die Firma seiner Frau abgerechnet worden sein - die “Sport-Bild” hatte dies seinerzeit exklusiv berichtet.

Was wird sich Marc Pfeifer denken? Er musste für Mueller seinen Platz räumen - und der ist wenig überraschend schon wieder weg. Zukunftssorgen muss sich Pfeifer nicht machen: Der Schwabe ist seit 1. Juli Vorstand bei Drittliga-Rivale Rot-Weiss Essen.

Wer auf Mueller folgen soll, ist nicht bekannt. Der TSV 1860 hat sich nach dem abrupten Aus seines Wunschkandidaten noch nicht geäußert. db24 hatte Präsident Robert Reisinger und 1860-Beirat Nicolai Walch gestern einen Fragenkatalog geschickt, der bislang unbeantwortet blieb. Auch Pressesprecher Rainer Kmeth reagierte auf Nachfrage bisher nicht.