VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Was der TSV 1860 nicht auf dem Platz schafft, gelang den Löwen immerhin in der Kurve: Dort gehört der Traditionsverein zur Spitzenklasse in der Dritten Liga. Stichwort Kosten Pyrotechnik-Verfehlungen der eigenen Fans. Allein 124.750 Euro hat der Dino in der vergangenen Saison an Strafen bezahlt. Und man hatte das Gefühl, die Bosse ducken sich bei diesen Themen besonders weg. Wer will sich schon mit dem Wahlvolk anlegen...

Jetzt könnte das Zündeln laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit harten Strafen sanktioniert werden - auch in Form von Geisterspielen.

In der “Sport Bild” droht der CSU-Politiker etwa mit härteren Strafen, sollte Pyrotechnik abgeschossen werden. Oder die Vereine bei den Kontrollen im Stadion ein Auge zudrücken…

“Dann könnte die Stadt entscheiden, keine Genehmigung für ein Spiel vor Zuschauern mehr zu erteilen”, so Hermann. Er selbst organisiert gerade ein Treffen zwischen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54, SPD), den Innenministern der jeweiligen Bundesländer sowie natürlich DFB und DFL.

Herrmann wird deutlich: “Die Gefahr von Pyrotechnik wird von vielen Beteiligten noch immer unterschätzt. Ich unterstelle keinem dieser Chaoten, dass es sein Ziel ist, andere Menschen massiv zu verletzen. Aber beim Zünden von Pyrotechnik an Stellen, an denen Zuschauer dicht gedrängt stehen, die leicht entflammbare Kleidung tragen, muss jedem, der halbwegs bei Verstand ist, klar sein, wie schnell auch ein Unbeteiligter zu einer menschlichen Fackel im Stadion werden kann und Lebensgefahr besteht. Wir können von Glück sagen, dass das bisher nicht eingetreten ist. Das Risiko ist offenkundig groß.”

Was Herrmann auch im Auge hat: “Wenn für die Stadtverwaltung offenkundig ist, dass ein Verein regelmäßig die Kontrollen am Stadion nicht korrekt durchführen lässt oder das Mitbringen gefährlicher Dinge toleriert, weil wieder Unmengen von Pyrotechnik gezündet wurden, stellt sich schon die Frage, ob dieser Verein überhaupt noch ein zuverlässiger Veranstalter ist. Dann könnte die Stadt entscheiden, keine Genehmigung für ein Spiel vor Zuschauern mehr zu erteilen.”

Beim TSV 1860 gibt es Funktionäre, die ganz offen über ihre Vorliebe zu Pyrotechnik sprechen, u.a. Verwaltungsrat Robert von Bennigsen. “Ich liebe die West-Choreo, auch die Pyro, das sage ich ganz offen. Wobei ich mir wünschen würde, dass DFL und der DFB endlich mal anfangen die kalte Pyro zu entwickeln”, wurde der Versicherungskaufmann vor einiger Zeit vom “Löwenmagazin” zitiert. Und wenn er durch München fahre, dann zähle er immer ab, “wie viele Graffitis gibt es von Sechzig und wie viele von Bayern.” Sein Ergebnis: “Dann ist das Verhältnis 8:2.” Wenn man schon auf dem Fußballplatz an keinem Kräftemessen mit Rot teilnehmen kann, dann wenigstens auf den Mauern der Stadt, denkt sich vermutlich der im Chiemgau aufgewachsene von Bennigsen.