VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Es ist das Dauerthema, das 99 Prozent der Löwen-Fans nur noch nervt und ermüdet: Die Stadion-Diskussion ums Grünwalder. Auf der einen Seite der TSV 1860, auf der anderen die Stadt München - auf eine Lösung wartet man seit einer gefühlten Ewigkeit vergeblich. Genauer gesagt: Seit der selbstgewählten Rückkehr 2017 nach dem Zwangsabstieg in die Regionalliga quält die Heimat-Frage den TSV, spaltet ihn.

Nachdem Münchens OB Dieter Reiter zuletzt auf dem Oktoberfest den schwarzen Peter wieder in Richtung Grünwalder Straße 114 schob, keilt Löwen-Boss Robert Reisinger jetzt zurück. “In der Haltung des Muttervereins hat sich nichts geändert. Was wir wollen ist glasklar: Eine längerfristig wirtschaftlich tragfähige Lösung für den Spielbetrieb der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA im Profifußball”, erklärte der Ober-Löwe gegenüber der “AZ”: “Ob das Grünwalder Stadion eine solche Lösung sein kann, wissen wir nicht.”

Welche Stadionlösung bevorzugen Sie für 1860?

Umfrage endete am 22.10.2024 09:00 Uhr
Neubau auf der grünen Wiese
59% (7581)
Rückkehr ins Olympiastadion
23% (2907)
Grünwalder Stadion mit Umbau auf 18.105 Fans
12% (1524)
Gemeinsame Stadion-Lösung mit der SpVgg Unterhaching im Sportpark
4% (564)
Grünwalder Stadion im Ist-Zustand
2% (273)

Teilnehmer: 12849

Nach über sieben Jahren wissen die Löwen angeblich immer noch nicht, was die Kultstätte im Umbaufall kostet. “Weil die Stadt München als Betreiberin sich leider bislang nicht in für uns entscheidungsrelevantem Umfang dazu äußert”, behauptet Reisinger: “Nach wie vor ist ungeklärt, welche künftigen Nutzungs- und wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten sich für die Profi-Fußballgesellschaft aus dem geplanten Umbau ergeben und wie hoch die künftige Miete sein wird. Zugleich wird von uns in wiederkehrenden öffentlichen Verlautbarungen, wie jetzt auf dem Oktoberfest durch den Oberbürgermeister erneut erfolgt, ein Bekenntnis verlangt.”

Reiter hat in der vergangenen Woche zum wiederholten Male verdeutlicht, dass das Grünwalder Stadion maximal bis auf 18.160 Plätze ausgebaut werden kann - daran glaubt man bei 1860 nicht. Genau deswegen wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass das Gegenteil beweisen soll.

Dass die Löwen nicht wissen, was sie wollen, bestreitet zudem Reisinger. Vielmehr sagt er, dass die Stadt München sehr wohl im Bilde sein muss: “Wir haben als TSV 1860 München mehrfach unsere Position bei der Stadt schriftlich und in wiederkehrenden Gesprächsrunden hinterlegt. Sowohl die Sport-Bürgermeisterin (Verena Dietl, d. Red.) wie die Spitzen der Verwaltung sind darüber im Bild. Der Oberbürgermeister ist in der Frage möglicherweise nicht ganz auf Ballhöhe. Er hat den Fokus auf anderen Dingen. Ein Biertisch am Oktoberfest ist aber zugegeben auch ein schwieriger Ort, um aus der Hüfte heraus gegenüber der Presse zu diesem Thema fachlich versiert Stellung beziehen zu können. Tatsache ist, dass wir als Klub in den vergangenen zwei Spielzeiten, 2022/2023 und 2023/2024, jeweils mit ganz konkreten Vorschlägen zum Umbau des Grünwalder Stadions an die Stadt München herangetreten sind.”

Reisinger trommelt für die Löwen-Heimat: “Jeder weiß, was der identitätsstiftende Standort Giesing für den Klub bedeutet. Das Grünwalder Stadion ist Heimat für den TSV 1860 München. Aber diese Heimat muss auch finanzierbar sein.” Bereits jetzt muss der Klub rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr für die Stadionmiete hinlegen - zu viel aus Sicht des Drittliga-Dinos. Und ob das Grünwalder identitätsstiftend ist, in dem auch der FC Bayern mit seiner U23 spielt, ist Reisingers Sichtweise.

Das Stadion ist zumindest nicht mehr zeitgemäß, was auch Reisinger erkannt hat: “Das Grünwalder Stadion weist in seinem derzeitigen baulichen Zustand erhebliche infrastrukturelle Nachteile auf und ist überreif für eine gründliche Ertüchtigung. Die Mängelliste reicht von der fehlenden Überdachung der Stehplätze über die nicht vorhandene Business-Area und schlecht ausgestattete Medienplätze bis hin zu fehlenden Werbemöglichkeiten für unsere Partner. Auch die unzumutbare Situation für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer muss an dieser Stelle erwähnt werden. Von der Energiebilanz ganz zu schweigen.”

db24 meint: Was Reisinger bei seinem Interview mit der Abendzeitung allerdings nicht thematisiert: Er war es, der den Umzug von der Allianz Arena ins Grünwalder erst angeschoben hat - sich jetzt darüber zu beschweren, dass die Kultstätte Mängel aufweist, ist nicht fair. Das Verhältnis mit der Stadt München wird nach Reisingers Offensive nicht besser werden.

Das komplette Interview mit Reisinger gibts hinter der Paywall bei der “AZ”.