VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Ein Besuch an der Grünwalder Straße 114 war schon mal einladender: Das Wetter war angepasst an die Situation beim TSV 1860. Trüb, nebelig und irgendwie trist. Dazu passte auch ins Bild, dass das Löwenstüberl, früher der Treffpunkt von Alt und Jung, geschlossen hatte an diesem Dienstagvormittag. Auch im Fanshop rührte sich eher wenig. Rund um den Einserplatz, auf dem sich die Drittliga-Profis auf das hitzige Drittliga-Derby in Unterhaching (Sonntag, 19.30 Uhr) vorbereiteten, standen handgezählt zehn Kiebitze, darunter mit U19-Trainer Jonas Schittenhelm und Jürgen Jung zwei Mitarbeiter der Fußball-Firma. Der freundliche Italiener, der früher zum Inventar der Besucher zählte und nicht selten seinen Hund liebevoll im Arm streichelte, hat offenbar die große Lust an 1860 verloren.

Als sich die 74-minütige Trainingseinheit dem Ende zuneigte, lief Trainer Agis Giannikis gerade auf Betriebstemperatur. Als die Offensivreihe der songenannten B-Elf zu kompliziert vor dem Tor von Rene Vollath agierte, schrie der 44-Jährige: “Tempo, Tempo, Tempo.” Und Tempo wird der Löwe brauchen, um am Sonntag im Sportpark zu bestehen, vor allem aber auch Widerstandsfähigkeit und Geilheit, dieses Derby auf seine Seite zu ziehen. Für die Sechziger, derzeit Rangneunter, ist diese Partie zukunftsweisend: Gelingt der Anschluß ans vordere Mittelfeld der Tabelle oder zieht Haching die Löwen wieder in unruhigere Gefilde. Während die Giannikis-Elf 12 Punkte auf dem Konto hat, kommt die Spielvereinigung auf neun Zähler. Die Löwen könnten sich mit einem Auswärtscoup deutlich von den Vorstädtern absetzen.

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Mit welchem Personal will 1860 in Unterhaching bestehen? Sicher ist, dass der Österreicher Raphael Schifferl nach seiner Rotsperre in die Startelf zurückkehrt. Ansonsten ist schwer damit zu rechnen, dass Giannikis auf dieselbe Elf baut, die zuletzt gegen Wehen Wiesbaden mit 2:3 den Kürzeren gezogen hat. Die Löwen sehen sich trotz der Niederlage im positiven Wandel - und trotzdem kassiert die Mannschaft zu einfache Gegentore, was sich schon wie ein blauer Faden durch die ganze Saison zieht.

Nicht auf dem Platz standen am Dienstagmittag neben U19-Nationalspieler Lukas Reich (er weilt beim Vier-Nationen-Turnier in Rumänien), Leroy Kwadwo und Ersatztorwart Marco Hiller, der zuletzt beim 3:1-Testsieg in Fürth zu überzeugen wusste. Sollte der Aufstiegstorwart von 2018 ausfallen, hätte 1860 ein kleines Problem: Erion Avdija, nomineller dritter Torwart der Drittliga-Löwen, kassierte beim 0:1 der U21 des TSV in Kirchanschöring, nach 30 Minuten Rot.

Erstaunlich ist, dass das Drittliga-Derby in Unterhaching auch bis Dienstagmittag immer noch nicht ausverkauft ist. Insgesamt dürfen 15.000 Besucher der Partie beiwohnen.