Rutscht gut rein, Löwen!
- VON OLIVER GRISS UND GERDA FRENKENBERGER (KARIKATUR)
- 31.12.2024 18:25
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VON OLIVER GRISS UND GERDA FRENKENBERGER (KARIKATUR)
Heute vor einem Jahr schrieb ich in meinen Neujahrswünschen: "Die Verzwergung von 1860 ist in vollem Gange. Am Ende will es keiner gewesen sein. 2024 muss das Jahr der Wende werden!"Es wäre zu schön gewesen, dieser Wunsch hat sich aber leider nicht erfüllt. Im Gegenteil: Der Verein hat in den letzten 12 Monaten noch mehr an Glanz, Identität und Zusammenhalt verloren. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich die amtierenden Funktionäre von einer Mitgliederversammlung zur nächsten hangeln - ohne aber irgendetwas Positives zu bewegen.
Die Vereinsaustritte von Michael Hofmann und Bernhard Winkler waren bereits ein Warnsignal. Dass nun auch Kult-Löwe Fredi Heiß mit dem Verein gebrochen hat, ist eine weitere schmerzliche Zäsur.Es ist verständlich, dass er inzwischen das Grünwalder Stadion meidet. Er wollte vom Präsidium und Verwaltungsrat wissen, was der Plan ohne Einbindung von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik sei. Eine Antwort hat der 84-Jährige bis heute nicht bekommen - immerhin sechs Monate nach seiner Bitte auf der Mitgliederversammlung. Das zeigt den Zustand dieses Klubs. Kritische Fragen werden einfach ignoriert. Dass die Kurve, die beim 1:3 in Aue ein Plakat “60 Jahre Pokalsieger” stolz präsentierte, dieses Spiel mitmacht, ist fragwürdig. Heiß ist neben Torwart-Idol Petar Radenkovic einer von zwei noch lebenden Helden dieser Pokal-Mannschaft. Braucht es noch mehr, um zu verstehen, dass dieser Verein auf Abwegen ist? Wenn 1860 so weitermacht, wird es bald nicht mal mehr für den Giesinger Boazn-Wanderpokal reichen…
Was einst ein stolzer liebenswerter Traditionsverein war, der nicht nur auf sportliche Erfolge, sondern auch auf eine tief verwurzelte Gemeinschaft bauen konnte, ist heute kaum wiederzuerkennen. Die Hülle dieses großartigen Klubs mag noch existieren, doch die Seele scheint verloren zu sein. Die, die 1860 auf dem Gewissen haben, sind zumindest inzwischen identifizierbar.
Es gibt drei Beispiele, die 2024 exemplarisch für diese toxische Mischung innerhalb dieses Klubs stehen: Die unnötige Trennung von Ex-Geschäftsführer Marc Pfeifer mit wilden Rechtfertigungen (1860 ist ja leicht zu verkaufen!), das Mobbing gegen Ex-Vize Hans Sitzberger (er wurde als “nicht zurechnungsfähig” abgestempelt) - und jetzt steht auch selbst Präsident Robert Reisinger im Abseits, der es zuvor gewagt hatte, einen neuen Darlehensvertrag mit HAM zu unterschreiben, um den Profifußball zu retten.
Immer noch nicht verstanden?
Den Löwen fehlt neben der fehlenden Qualifikation Transparenz, Verantwortungsbewusstein und vor allem Wille sowie ein klarer Plan, wie dieser Verein wieder aufstehen kann. Die Fans, die diesen Verein seit Jahrenzehnten mit ihrer Leidenschaft tragen, stehen machtlos daneben und treten im schlechtesten Falle aus dem Klub aus. Mit jedem Austritt gewinnt aber die andere Seite.
Solange es aber Menschen gibt, die für diesen Verein kämpfen, die sich für Werte des Miteinanders starkmachen und die nicht müde werden, auf Missstände hinzuweisen, besteht die Chance auf einen Neuanfang.
Ihr, liebe Leser, macht die Löwen-Welt wunderbar und einzigartig. Knapp 40 Millionen Seitenaufrufe im Jahr 2024 bestätigen dies auch kurz vor dem Jahreswechsel. Diese Zahlen sind unerreichbar. Danke für eure Treue, euren Support und all die positiven Worte im vergangenen Jahr. Ihr steht zwar nicht auf dem Rasen, aber ihr seid die wahren Helden von Sechzig!
Wir wünschen Euch ein großartiges und erfolgreiches 2025! Mögen eure Träume wahr werden - und unser Löwe endlich wieder zu alter Stärke finden. Solange ihr standhaft bleibt, besteht Hoffnung. Auf die Löwen!