VON OLIVER GRISS

Das Aus von Trainer Agis Giannikis gilt als besiegelt. Am Sonntagnachmittag um 14.13 Uhr verließ der 44-jährige Deutsch-Grieche mit einer Wasserflasche in der Hand und einem Rucksack über die Schulter gelegt die Geschäftsstelle, ging schnurstracks zu seinem Dienst-Opel. Er wirkte geknickt. Ob er es spürt? Das vorzeitige Aus dürfte für ihn aber nicht überraschend kommen. Es dürfte sich für ihn wie eine Befreiung anfühlen. 1860 war am Ende eine Nummer zu groß für den lieben Agis...

Die Frage ist nur noch: Wann verkündet der TSV 1860 die Trennung von seinem überfordert wirkenden Übungsleiter, der auch nach dem 0:4 in Saarbrücken noch glaubte, die Kehrtwende mit den Löwen zu schaffen?

Seine Bilanz ist verheerend: In 39 Spielen in der Dritten Liga holte er 1,28 Punkte im Schnitt, allein in dieser Saison setzte es unter Giannikis nach 20 Spieltagen bereits zehn Niederlagen. Insgesamt war der Deutsch-Grieche 375 Tage im Amt. Wieder ist ein Übungsleiter vorzeitig bei den Löwen gescheitert.

Das größte Problem unter Giannikis war, dass er zu keinem Zeitpunkt eine echte Stammelf hatte - und auch die Mannschaft alles andere als austrainiert wirkt. Dass er in der Vorsaison noch den Klassenerhalt schaffte, lag auch an der guten konditionellen Vorarbeit von Maurizio Jacobacci und Frank Schmöller. Seine Körpersprache übertrug sich am Ende auch auf die ganze Mannschaft.

Wer könnte auf Giannikis folgen? Klar ist: Den Feuerwehrmann der Marke Antwerpen ist nicht auf dem Markt. Nach db24-Informationen wird es Drittliga-Dauerbrenner Pavel Dotchev (zuletzt Erzgebirge Aue) nicht. Die Faninitiative “Weiss & Blau für den TSV” bringt Ex-Trainer Michael Köllner ins Spiel. Via Instagram schreibt die neue Vereinigung. “Sehr geehrte Herren des Präsidiums. Es muss jetzt gehandelt werden. Weisen Sie Herrn Dr. Christian Werner an, Herrn Michael Köllner sofort als Trainer zurückzuholen. Der sportliche Erfolg der Löwen im Profifußball steht übrer allem - persönliche Differenzen oder Eitelkeiten dürfen keine Rolle mehr spielen. Zögern Sie nicht länger. Jeder Tag ohne Fortschritt bringt uns dem Abstieg näher. Handeln Sie, bevor es zu spät ist. Unser Verein braucht klare Führung und Kontinuität.” Und jetzt kommt’s: “Bezahlen kann ja dann eh wieder die HAM, die sind es ja bereits gewohnt, die Kohle zu liefern…”

Den Trainingsplan, den der TSV 1860 am Montagvormittag veröffentlichte, lässt darauf schließen, dass die Löwen bereits einen neuen Trainer gefunden haben: Gleich drei geheime Einheiten wurden für Mittwoch, Donnerstag und Freitag angesetzt. Morgen um 14.30 Uhr ist das einzige Training, bei dem Fans zugelassen sind.

db24 meint: 1860 braucht einen Trainer, der die Liga kennt und vor allem wieder eines weckt: Die Leidenschaft und die Qualität, die der Kader für den Klassenerhalt in jedem Fall hätte.