VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Kurzer Rückblick: Der durch den e.V. eingesetzte Ex-Geschäftsführer Oliver Mueller hatte vor seinem Aus bei 1860 München eine 86.000 Euro teure Studie zum Grünwalder Stadion in Auftrag gegeben, die nicht so ausgefallen ist, wie es sich die Hardliner offenbar gewünscht haben: Die Agentur empfiehlt den Löwen einen Neubau an anderer Stelle.

Muss 1860 im Grünwalder Stadion bleiben?

Umfrage endet am 07.02.2025 17:00 Uhr

Dass dies den Stadion-Fanaten rund um die “Freunde des Sechzger Stadions” und “Sechzig im Sechzger” nicht gefällt, war klar.Es ist davon auszugehen, dass es auch am Samstag im Heimspiel gegen Stuttgart II zu einem Protest kommt. Die Stellungnahme im Wortlaut:

Sechs Erkenntnisse aus der Stadion-Studie des TSV 1860 München

Vor wenigen Tagen wurden in der Süddeutschen Zeitung die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die Oliver Mueller als damaliger Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zur Stadionthematik in Auftrag gegeben hatte.
Den (bisher bekannten) Inhalt dieser Studie wollen wir nicht unkommentiert stehen lassen:

1. Der SZ-Bericht beschränkt sich auf die Erlöspotenziale der beiden Stadion-Optionen Ausbau Sechzger-Stadion (18.000 Plätze) oder Neubau auf der grünen Wiese (25.000 Plätze). Sollte das in der Studie auch so sein, weist sie eine große Schwäche auf:

Die Baukosten (mindestens im hohen zweistelligen Millionenbereich) inkl. der dafür nötigen Finanzierungskosten (Zins und Tilgung) sowie die Betriebs- und Unterhaltskosten werden nicht thematisiert. Diese würden bei einem Neubau die möglichen Mehrerlöse kaum ausgleichen und zudem ligaunabhängig anfallen. Hinzu kämen noch Millionenbeträge für die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen (Erschließung, Verkehrsanbindung etc.), deren Finanzierung durch die öffentliche Hand angesichts leerer Kassen völlig unklar ist.

2. Auch zur Miete eines ausgebauten Sechzger-Stadions steht nichts Konkretes in der SZ und demnach vermutlich auch nicht in der Studie. Deren Höhe hat die Stadt nach unseren Kenntnissen noch immer nicht mitgeteilt. Hält die Stadtspitze ihr Versprechen ein, keine kostendeckende, sondern eine marktübliche Miete zu verlangen, würde ein ausgebautes Sechzger-Stadion aufgrund der in der Studie prognostizierten Mehrerlöse unterm Strich auch mehr Geld für den TSV 1860 bedeuten.

3. Es bleibt unklar, für welche Liga die in der Studie getroffene Annahme für einen Zuschauerschnitt von 22.500 Zuschauern bei einem Neubau gilt. Für ein Szenario in der 3. Liga ist er zu optimistisch und selbst in der 2. Bundesliga verzeichnete der TSV 1860 in der Vergangenheit schon deutlich niedrigere Besucherzahlen.

4. Über zwei Drittel der Fans und Sympathisanten des TSV 1860 sprechen sich für einen Verbleib in Giesing aus! Das ist ein eindeutiges Votum. Alle Spekulationen von der „schweigenden Mehrheit“, die angeblich keine Zukunft in Giesing sieht, werden damit ad absurdum geführt.

5. Es ist klar ersichtlich, dass die Löwen mit dem stimmungsvollen, traditionsreichen und innerstädtisch gelegenen Sechzger-Stadion über ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Profifußball verfügen (auf Neudeutsch: „Unique Selling Point“). Diesen Trumpf gilt es in der Vermarktung bestmöglich auszuspielen.

6. Die Studie zeigt aber auch, dass der TSV 1860 im Verhältnis zu seiner Fanbasis derzeit zu wenig Erlöse im Sechzger-Stadion erwirtschaften kann. Der letzte Platz im Vergleich mit neun anderen Vereinen verdeutlicht, dass die Stadt endlich den Willen zeigen muss, gemeinsam mit dem Verein die Voraussetzungen für eine bessere Einnahmesituation zu schaffen – auch und bereits im aktuellen baulichen Zustand!

Es wurde genug Zeit vergeudet!

Unsere Forderung lautet daher:
Endlich professionelle Strukturen schaffen!
Die Gründung einer Stadion-Betriebsgesellschaft wäre dafür der erste Schritt.
Freunde des Sechz’ger Stadions e.V.
Sechzig im Sechzger

db24 meint: Nach knapp acht Jahren hat es der TSV 1860 nicht ansatzweise geschafft, in der belastenden Stadion-Frage irgendeinen Schritt nach vorne zu machen - und das obwohl die Stadion-Initiativen ihre entsandten Verbündeten im Verein haben (Stichwort Pro1860). Woran das wohl liegt? Falsch ist die Behauptung, dass zwei Drittel der Fans für einen Verbleib in Giesing aussprechen. Demnach gibt es auch kein eindeutiges Votum. Unter Punkt 3 wird aufgeführt, dass ein Zuschauerschnitt von 22.500 Fans für einen Stadion-Neubau zu optimistisch sei - ein kurzer Blick in die Zuschauer-Statistik zeigt, dass 1860 in der Zweitliga-Saison 2010/2011 und 2013/2014 jeweils zu einem Schnitt von knapp 20.000 Fans pro Spielzeit in der ungeliebten Allianz Arena kamen. In der Abstiegssaison kamen die Löwen auf 25.905 Zuschauer im Schnitt. Wie andernorts das Interesse nach einem Umzug gesteigert wurde, kann man beispielsweise an den Zahlen in Augsburg oder Freiburg ablesen. Freiburg kommt aktuell auf ein Zuschauer-Interesse von 34.050 (Dreisamstadion nur 24.000 Plätze) - und der FCA auf 30.125 Fans (Fassungsvermögen 30.660) pro Partie. Hierzu gibt es weiter gute Beispiele. Zu Punkt 5: Das Grünwalder Stadion hat seinen Charme früherer Tage schon lange verloren - und stimmungsvoll präsentiert sich das Grünwalder schon lange nicht mehr - dass diese Spielstätte für den Profifußball keinen Mehrwert hat, das weiß man seit drei Jahrzehnten. Und ob die Wirte in Giesing glücklich sind, sollte die Löwen wenig tangieren. Es geht um ihre eigene Existenz. Und genau wegen diesen Diskussionen dreht sich Sechzig im Kreis.