VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Das Thermometer zeigt Ende März 33 Grad im Schatten, während in Deutschland die Menschen frieren. Jose Holebas (40) sitzt umgeben von Wolkenkratzern in Dubai - mehrere 1000 Kilometer fern der Heimat - und schaut sich beeindruckt die atemberaubende Skyline an. “Es ist schon geil hier”, sagt der frühere Löwen-Profi, der vor einigen Monaten die Entscheidung getroffen hat, die er bislang nicht bereut: Er hat in Aschaffenburg seine Zelte abgebrochen und ist mit seiner Frau Diana fest in den Wüstenstaat Dubai gezogen. Was für viele ein unbezahlbarer Traum bleibt, ist für die Holebas’ inzwischen Realität. “Zu meiner aktiven Zeit war ich oft in Dubai im Urlaub und dann habe ich mir damals dort eine Wohnung gekauft, in der wir jetzt leben.”

Holebas hat sein verdientes Geld, das er in seiner beachtlichen Karriere in England, Italien oder Griechenland angesammelt hat, verantwortungsvoll angelegt. “Uns geht es gut”, erklärt Holebas: Ich kann hier bei Traumbedingungen jeden Tag Sport machen, auch wenn ich mittlerweile schon 40 bin (lacht). Das Leben ist schön.”

Dass Holebas seiner Heimat Aschaffenburg den Rücken zugewandt hat, war zunächst nicht geplant, doch aufgrund der Umstände (u.a. Politik) fiel ihm der Entschluss nicht schwer, die Koffer zu packen und Deutschland zu verlassen. “Was in Deutschland gerade abgeht, das gefällt mir nicht”, sagt Holebas entschlossen im Gespräch mit db24: “Selbst in meiner Stadt und die ist nicht groß, kam es zu einem tödlichen Messerangriff. Das brauche ich nicht. Wir wollen in Frieden leben - und in Dubai hast du komplett deine Ruhe. Die Menschen sind alle sehr respektvoll und freundlich. So stelle ich mir meine Zukunft vor.”

Eigentlich wollte Holebas nach seiner Karriere in Deutschland die Trainer-Laufbahn einschlagen. Doch der DFB machte ihm einen Strich durch die Rechnung. “Obwohl ich alle Papiere hatte, wurde ich abgelehnt. Vielleicht genügte es nicht, dass ich nur in der Premier League Profi war”, scherzt Holebas. Allein in Englands Topliga kam der linke Verteidiger auf 114 Einsätze für den FC Watford. Dabei erzielte er sechs Tore und bereitete 14 weitere Treffer vor. Für Olympiakos Piräus machte er 109 Spiele - und für den AS Rom in der Serie A streifte er sich in 24 Spielen das Trikot über. Außerdem kann der griechische Ex-Nationalspieler auf 28 Champions League-Einsätze zurückblicken.

Die Löwen hatte Spätstarter Holebas (“Mein größter Förderer war Ernst Tanner - ich werde diesen Verein immer im Herzen behalten”) im Sommer 2010 in Richtung Piräus verlassen - für eine Ablösesumme von 900.000 Euro. Erst danach ging sein Stern so richtig auf. Die Zeit damals behält Holebas in guter Erinnerung, schließlich war er keiner, der durch die NLZ-Ausbildung gegangen war, sondern er kam über Amateurverein Haibach zu den Löwen. Zunächst als Stürmer, als aber dann Ewald Lienen die Sechzger übernahm, wurde Holebas zum Linksverteidiger umfunktioniert. “Als ich bei 1860 war, hatte der Klub immer noch die Bundesliga im Blick. Dei Zeit werde ich nie vergessen - sie war einfach toll”, schaut Holebas zurück: “Wir hatten meist 30.000 bis 40.000 Zuschauer in der Arena - das war Erstliga-Niveau. Leider hat man es nicht mehr hinbekommen, in die Bundesliga zurückzukehren.”

Die Gegenwart heißt Dritte Liga - Abstiegskampf. “Es tut schon weh, das zu beobachten”, so Holebas. “Für mehr als Dritte Liga reicht es vermutlich nicht mehr. Ich finde, man sollte sich oben Gedanken machen, warum man da unten drin hängt. Das ist nicht 1860-like. Da sollte sich jeder hinterfragen, der das zu verantworten hat. Es sind nicht immer nur die Spieler, sondern vielleicht die Struktur und Verantwortlichen. Es ist eigentlich unvorstellbar, dass 1860 seit acht Jahren raus ist aus der Zweiten Liga. Da stimmt doch was nicht.”

Für die Partie in Osnabrück (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) rechnet db24-Tippexperte Holebas mit einem 2:1-Auswärtssieg des TSV 1860. Der frühere Löwe Lance Davids holte am 29. Spieltag sieben Punkte für die Allstars - Platz 377. Der User “Löwenveteran” liegt mit 258 Punkten vorne. db24-Gründer Oliver Griss rangiert auf Position 94.