VON OLIVER GRISS

Als der blutjunge Kevin Volland die Löwen im Jahr 2012 im Alter von 19 Jahren in Richtung Hoffenheim verließ, war er ein ungeschliffener Diamant. Er wurde bald ein Bundesliga-Star, schaffte es bis in die Nationalmannschaft. Sein Marktwert stieg bis auf 35 Millionen Euro - und nun kehrt Volland nach 13 Jahren zurück zum TSV 1860, zu seiner Jugendliebe. Nein, das ist kein verspäteter Aprilscherz, sondern erfreuliche Realität: Volland wechselt im Sommer ablösefrei von Erstligist Union Berlin zurück an die Grünwalder Straße 114. Das vermeldete der Giesinger Traditionsklub am Ostermontag.

Das ist eine Sensation, und seit dem früheren Weltklassestürmer Ivica Olic, der 2016 im hohen Alter zum TSV 1860 wechselte, der größte Löwen-Transfer seit neun Jahren. Ein Verdienst von Geschäftsführer Dr. Christian Werner, der monatelang an diesem Transfer feilte und ihn jetzt feierlich verkündet hat. Volland, der auf 276 Bundesligaspiele und 80 Tore kommt, macht’s wie zuvor Benny Lauth, Daniel Bierofka und Timo Gebhart. Volland wird die neue Attraktion in der Dritten Liga. Endlich hat 1860 wieder eine Identifikationsfigur, die sportlich über den Dingen steht und dem Klub wieder auf die Beine hilft. Die wenigen Dauerkarten werden sich jetzt von selbst verkaufen.

Ist Volland die Initialzündung für eine erfolgreiche Saison? Mit dem heute 32-Jährigen kann es zu einem Dominoeffekt bei Münchens großer Liebe kommen. Wetten, dass der Volland-Deal einen nie zuvor da gewesenen Hype bei den Drittliga-Löwen auslösen wird?

Was Volland sympathisch macht: Er hält Wort und schlüpft noch einmal ins edle Trikot der Löwen - wie er in den letzten Jahren immer wieder versprochen hatte. Das macht ihn anders als viele andere Ex-Löwen, die dank des TSV Millionen verdient haben, aber sich gegen ein Comeback bei Sechzig entschieden. Volland hätte dies auch nicht nötig gehabt - doch er macht’s trotzdem: Er kann nicht länger mit ansehen, wie sich diese Traditionsmarke durch die Dritten Liga quält. Und: Er will auch etwas zurückgeben. Das unterscheidet ihn beispielsweise von den Bender-Zwillingen, die nach ihrer erfolgreichen Zeit bei Bayer Leverkusen ihre tolle Karriere beendeten und die Trainer-Laufbahn einschlugen.

Sechzig soll für Kraftpaket Volland kein Austragsstüberl sein, sondern er will mithelfen, dass 1860 seine schlimmste Phase bald hinter sich lässt und zurück in die Zweite Liga kehrt. Bleibt Volland gesund, trauen wir ihm 15 bis 20 Tore zu.

Herzlich Willkommen, Kevin Volland!

Oliver Griss (53) schreibt seit 1989 über den TSV 1860 München, darunter 12 Jahre für die Münchner Abendzeitung. Seit 2011 betreibt er das Löwen-Portal dieblaue24.