"Misswirtschaft!" Warum kann sich 1860 nicht selbst tragen?
- Oliver Griss und Uli Wagner (Foto)
- 23.12.2015 20:47
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VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
“Ich sehe mich nicht als Geldautomat für 1860.” Dieser Satz aus dem Jahre 2014 stammt von Hasan Ismaik.
Seitdem wird nicht sorgsamer mit seinen Millionen-Investitionen umgegangen - im Gegenteil: Der TSV 1860 ist die reinste Geldverbrennungsmaschine. Nicht nur in den Zweitliga-Kader wird seit Jahren falsch investiert, sondern auch die Geschäftsstelle wurde vor allem in den letzten zwei Jahren künstlich aufgeblasen. ”Was ist das für ein Verein, in den ich 40 Millionen Euro gesteckt habe, und nun ist kein Cent mehr da”, klagte Ismaik bei seiner Presse-Show in London: “Seit dem Gewinn der Meisterschaft 1966 leidet 1860 unter totaler Misswirtschaft. Oder ist es Korruption?“
Rund 18 Millionen Euro nimmt 1860 pro Saison ein: 6,7 Millionen Euro gibt’s aus dem TV-Topf, Vermarkter Infront zahlt rund 6,5 Millionen Euro pro Saison und die Zuschauer-Einnahmen liegen bei rund fünf Millionen Euro. Ein stolzes Sümmchen. Dennoch kommt 1860 mit diesem Budget partout nicht aus - und das liegt nicht nur an den Kosten für die Allianz Arena. Neben dem Etat für die Fußball-Firma (Profis, U21) in Höhe von 11 Millionen Euro muss der TSV 4,5 Millionen Euro für die Allianz Arena einplanen - und die Stadion-Kosten konnte das Präsidium Mayrhofer in ihrer Amtszeit nach geheimen Verhandlungen mit dem FC Bayern sogar um eine halbe Million reduzieren. Dennoch braucht’s auch im März wieder ein Ismaik-Darlehen in Höhe von fünf Millionen Euro, um zu überleben. Warum verlässt sich 1860 immer nur auf Ismaik? Vielleicht sollte die Fußball-Firma auch mal selbst aktiv werden und in Eigenregie neue Geldquellen aufreißen, anstatt sich immer auf die Finanzspritzen aus Abu Dhabi zu verlassen.
Dass die Löwen immer rote Zahlen schreiben, liegt aber auch daran, dass man für Unnötiges sehr viel Geld verballert - Ismaik nennt ein Beispiel: “Ich habe davon bei meinem jüngsten Besuch in München erfahren und war sehr verärgert. Der Geschäftsführer (Markus Rejek, d. Red.) hat eine Präsentation in Auftrag gegeben. Sie ging um Marketing und hatte den Titel: Entschlüsseln der Identität von 1860. 50 000 Euro wurden dafür ausgegeben! Dabei hätte diese Präsentation jeder von uns erstellen können.”
Kurios: Seit Finanz-Chef Gerhard Frey den TSV 1860 im Sommer verlassen hat, gibt es auf dieser Position keinen fixen Nachfolger auf Festanstellung. Dabei wären die Finanzen das A und O bei den Löwen…