VON OLIVER GRISS

Die Löwen könnten heute etwas schaffen, was ihnen lange nicht gelungen ist: Mit einem Heimerfolg über Sandhausen (18.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) den dritten Sieg in Folge feiern. Wir haben uns vor diesem wichtigen Duell mit DFB-Interims-Präsident Dr. Rainer Koch, der auch Präsident des Bayerischen Fußballverbandes ist, über Münchens größtes fußballerisches Sorgenkind unterhalten. Das Interview:

dieblaue24: Der TSV 1860 zittert um den Klassenerhalt in der Zweiten Liga: Herr Dr. Koch, wie groß ist Ihre Angst, dass Sie mit den Löwen einen Traditionsklub in der Zweiten Liga verlieren?

RAINER KOCH: Der Tabellenstand macht natürlich große Sorgen. Die Lage ist schwierig, aber keineswegs hoffnungslos.

Was macht Ihnen derzeit Hoffnung?

Die Leistungen und das Auftreten der Mannschaft in den letzten drei Spielen stimmen mich sehr zuversichtlich; zumindest über die Relegationsspiele sollten die Löwen den Klassenerhalt noch schaffen können.

Warum hat 1860 seit dem Ausscheiden von Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser solche Probleme?

Ich denke, die Probleme sind vor allem aus dem Abstieg in die 2. Bundesliga in Verbindung mit der durch den Bau der Allianz Arena ausgelösten Kostenlast entstanden.

Unschön ist, dass Investor Hasan Ismaik zuletzt bei einem Fantreffen in Rudelzhausen die Ablösung der beiden Geschäftsführer Rejek und Basha gefordert hat. Haben Sie dazu eine Meinung?

Nein, das ist Sache der Gesellschafter. Ich habe aber eine persönliche Meinung zu Herrn Rejek, dessen Kompetenz in kaufmännischen Angelegenheiten ich sehr schätze.

Sie haben Ismaik ja zuletzt selbst kennengelernt - wie war Ihr Eindruck von ihm?

BFV-Vizepräsident Reinhold Baier und ich haben mit Präsident Peter Cassalette und Hasan Ismaik am 20. Februar in angenehmer und konstruktiver Gesprächsatmosphäre ca. 90 Minuten lang aktuelle Fragen rund um die Löwen, u.a. das Stadionneubauvorhaben, die sportliche, finanzielle und personelle Lage des Vereins und die Talentförderung erörtert und über die Fortsetzung der engen Zusammenarbeit zwischen BFV und 1860, und zwar mit Verein und Investor gleichermaßen, besprochen.

Haben Sie auch über einen möglichen Stadion-Neubau in Riem gesprochen - wie stehen Sie diesem Plan gegenüber? Braucht München nach der Allianz Arena, Olympiastadion und Grünwalder Stadion ein weiteres Stadion?

1860 braucht ein Stadion, in dem die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen so sind, dass der Verein dort wettbewerbsfähig spielen kann. In der Allianz Arena geht das wohl nur in der Bundesliga, im Grünwalder Stadion maximal in der Dritten Liga. Über ein Stadion in Riem zu sprechen setzt konkrete Machbarkeitsstudien und belastbare Finanzierungspläne voraus, die ich bislang noch nicht kenne.

War in Ihrem Gespräch mit Ismaik auch die 50+1-Regel Thema - wie hat er auf Ihre Antworten reagiert?

Wir haben kontrovers diskutiert. Ich habe deutlich gemacht, dass die 50+1-Regel im deutschen Fußball nicht zur Disposition steht.

Welche Platzierung trauen Sie 1860 noch zu? Diskutieren Sie mit!