VON OLIVER GRISS

Dass er zu denjenigen Löwen-Profis gehört, die aus dem Kader für das Auswärtsspiel in Stuttgart (heute, 18.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) fliegen, damit hatte Michael Liendl (30) wohl nicht gerechnet. Zumindest hatte der erfahrene 1860-Mittelfeldspieler, nachdem er von seiner Ausbootung erfuhr, noch die offizielle Kleidung für die Dienstreise an. Auf dem Weg zum Spielerparkplatz sagte Liendl gegenüber dieblaue24 auf die Frage, warum er nicht dabei sei: “Am besten den Trainer fragen.”

Mehr wollte der ehemalige Nationalspieler aus Österreich nicht antworten, wohlwissend, dass jedes weitere Wort er möglicherweise wieder bereuen würde. Das Verhältnis zwischen Liendl und Runjaic ist offenbar nicht das beste, wenn man die beiden beispielsweise bei der Auswechslung des Spielers beim 0:2 in Würzburg beobachtet hat. Sie haben sich gegenseitig ignoriert.

Die bisherigen 15 Monate von Michael Liendl, den Ex-Sportchef Necat Aygün seinerzeit als “Traumtransfer” beschrieb, beim TSV 1860 sind geprägt von großen Schwankungen: Mal wurde Liendl gefeiert, mal verflucht. Deswegen sagte Liendl nach seinem starken Auftritt beim 2:1 in Nürnberg: “Für den Moment kann ich mich in meiner neuen Rolle freuen. Aber wir wissen alle, wie schnell es im Fußball geht…”

Runjaic hat seinen erfolgreichsten Torschützen (vier Saisontreffer) womöglich auch deswegen geopfert, weil er damit nicht nur in der Mannschaft ein Zeichen setzen, sondern auch auf den Franzosen Romuald Lacazette als neuen aggressiven Sechser bauen will. Es ist das Bierofka-Modell. Auch der Löwen-Retter hatte in der heißen Endphase des Abstiegskampfes der Vorsaison auf Liendl in zwei von drei Spielen in der Startelf verzichtet - das Ergebnis ist bekannt: 1860 gewann alle drei entscheidenden Spiele. Ob sich Runjaic daran erinnert hat?

Wir haben Impressionen von Michael Liendl in einer Bildergalerie zusammengefasst - klickt Euch rein!