Beers Machtspiele zur Unzeit
- VON OLIVER GRISS
- 28.04.2017 15:49
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VON OLIVER GRISS
Am Donnerstagabend hat sich Roman Beer, der Fußball-Abteilungsleiter, mal wieder selbst übertroffen, als der 1860-Traditionalist bei der Mitgliederversammlung im Münchner Zunfthaus mit einem Lächeln ins Mikrofon sagte: “Die Veranstaltung hat gezeigt, dass der Verein lebt.” Wie er auf die krude Sichtweise kommt, bleibt wohl einzig Beers Geheimnis: 63 stimmberechtigte Mitglieder zählte der Versammlungsleiter am Ende - eine Resonanz, die einer Ohrfeige für einen Großklub wie den TSV 1860 mit seinen 16.500 Mitgliedern gleichkommt.
Möglicherweise wären deutlich mehr Fußballer in die Thalkirchner Straße gekommen, wären sie vorher informiert worden, dass die Abteilungsleitung kurzfristig einen brisanten Antrag gestellt hatte. Beer & Co. forderten die sichtlich überraschten Mitglieder kurzerhand auf, die Verlagerung der Jugendmannschaften (U9- bis U17-Junioren) von der Fußball-Abteilung zur GmbH & Co. KGaA abzulehnen. Mit großer Mehrheit wurde diesem Wunsch stattgegeben. Weitsicht funktioniert definitiv anders. Die professionelle Jugendförderung bei Münchens großer Liebe ist gefährdet wie schon lange nicht mehr. Zurecht schämt man sich im NLZ über Beers Aussagen.
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Überhaupt war Beer, der bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder kurioserweise das Grünwalder Stadion thematisierte, an diesem denkwürdigen Donnerstagabend irgendwie auf Konfrontation frisiert. Er kritisierte nicht nur die Außendarstellung der Fußball-Firma (“Das ist eine bedenkliche Entwicklung”) und die Einkaufspolitik (“Man kauft drei Brasilianer für die Ersatzbank”), sondern warf der Profiabteilung auch vor, dass rund 500.000 Euro aus dem Geschäftsbesorgungsvertrag noch offen seien. Beer sagte zwar, dass er die Thematik eigentlich nicht öffentlich machen wolle, machte es aber dann trotzdem: “Uns fehlt eine halbe Million Euro, die noch nicht abgerechnet wurde.” Eine deutliche Breitseite gegen die KGaA und den Engländer Ian Ayre, der erst vor drei Wochen die Geschäfte beim TSV 1860 übernommen hat und erst dabei ist, sich in die verkrusteten Strukturen einzuarbeiten. Die beerschen Machtspielchen kommen zur absoluten Unzeit. Präsident Peter Cassalette versuchte nach dem Beer-Vorstoß noch auf der Versammlung die Wogen zu glätten und stellte die Überweisung für den nächsten Freitag in Aussicht - zu spät. 1860 hat auf dieser Veranstaltung erneut den Eindruck erweckt, dass nicht die linke Hand weiß, was die rechte Hand macht.
Auf “Zamhoidn” - wie die Löwen in diesen schwierigen Tagen über ihre Socal Media-Kanälen propagieren - scheint insbesondere Beer wenig Lust zu haben. Er geht trotz akuter Abstiegsgefahr seinen eigenen (gefährlichen) Weg. Würde Beer tatsächlich Interesse an einem Aufwärtstrend an der Grünwalder Straße (Hasan Ismaik hat selbst im Abstiegsfall seine finanzielle Unterstützung zugesagt) haben, dann hätte er Vertragsinhalte nicht öffentlich gemacht, sondern zum Wohl von 1860 in der Geschäftstelle diskutiert und nicht am Biertisch. Dass Beer auf der Veranstaltung im Zu fthaus zu allem Überfluss dann auch noch zur Probe darüber abstimmen ließ, ob die U19 zurück zum Verein solle, gab dem Treffen noch eine besondere Note.
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