VON KATHI EDBAUER

Liebe Löwenfans,

das ist heute meine Premiere. Darauf habe ich mich richtig gefreut. Von mir gibt es ab sofort in unregelmässigen Abständen auf dieblaue24 - ungeschminkt und ungeschönt - meine Ansichten zu 1860 München, meinem Lieblingsverein seit Ende der 90er.

Der Start kann für mich nicht besser beginnen: 2:0 gegen die kleinen Bayern, Platz 3 verteidigt - allerdings gehöre ich nicht zur Sorte der Fans, die “Derby-Sieger, Derby-Sieger” schreien und in Ekstase verfallen, denn: Für mich ist ein Spiel gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern kein Derby. München hat wieder ein echtes Derby verdient - und zwar eines in der selben Liga. Auf Augenhöhe. Die Sehnsucht danach ist groß.

Mir ist auch bewusst, dass wir darauf wahrscheinlich noch länger warten müssen - es sei denn, wir haben irgendwann im DFB-Pokal das Losglück und ziehen die Bayern. Aber momentan könnten wir Fans uns eh nicht so richtig daran erfreuen, denn Corona sorgt dafür, dass wir vermutlich noch länger auf echte Fußballfeste verzichten müssen. Und die Couch ist eben kein Stehplatz-Ersatz. Da gehört viel Kopfkino dazu. Dennoch fand ich es eine Riesengeste, dass die Mannschaft vor die Westkurve ist und ein Video für uns produziert hat. Das war eine großartige Geste. Wir vermissen Euch auch.

Geärgert habe ich mich am Samstag trotzdem: Der FC Bayern schickt eine Truppe gegen uns auf den Rasen, bei denen mit Joshua Zirkzee, Chris Richards, Fiete Arp und Angelo Stiller vier Talente bereits Bundesliga bzw. schon Champions League-Luft schnuppern durften - das ist Wettbewerbsverzerrung. Das hat in der Dritten Liga nichts zu suchen. Zum Glück hat diese Unsportlichkeit nichts genutzt, denn wir hatten eine Mannschaft auf dem Platz, die den Begriff auch verdiente - die Bayern hatten nur eine Auswahl an Individualisten. Sorry, dass ich hier meine Schadenfreude nicht verbergen kann.

So, nun zu unserer Mannschaft - dem wichtigsten Teil. Es war nicht der große spielerische Tag - das musste er auch gar nicht sein. Eine mittelprächtige Leistung hatte an diesem Tag gereicht, um der Seitenstraße die Grenzen aufzuzeigen. Das spricht für unsere Qualität. Früher hätten wir solche Spiele vermutlich nicht gewonnen. Klar, in der zweiten Hälfte hatte man nicht das Gefühl, dass wir einen Mann mehr auf dem Platz waren. Besonders gefreut hat mich das Premieren-Tor unseres Neuzugangs Merveille Biankadi. Ich kann mich nicht erinnern, wann der letzte Debütant in seinem ersten Spiel ein Tor gemacht hat. In der zweiten Liga war’s - so glaube ich - Christian Gytkjaer. Er hat unser Tor beim 1:2 in Bielefeld erzielt.

Nicht unerwähnt will ich auch die starke Performance von Marco Hiller lassen. Ich war immer ein bekennender Fan von Hendrik Bonmann, aber man kann vor Hiller nur den Hut ziehen. Er hat in den letzten Monaten eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. Dass er sich am Samstag nach dem Tritt von Zirkzee nicht auswechseln hat lassen, rechne ich ihm hoch an.

Hoch anrechnen muss man es aber auch unserem Trainer Michael Köllner, dass er trotz des Todes seines Vaters, an der Seitenlinie gestanden und unser Team wieder hervorragend eingestellt hat. Ich kann ihm im Namen der gesamten Löwen-Familie unser Beleid aussprechen und ihm versichern, dass wir alle hinter ihm stehen.