VON OLIVER GRISS

Eines vorweg: Ohne die Unterstützung seiner grandiosen Fans hätte der TSV 1860 im Sommer 2015 niemals die Last-Minute-Rettung gegen Holstein Kiel geschafft, als ein akustischer Orkan durch die Allianz Arena fegte und der aufbegehrende Drittligist doch noch in die Knie gezwungen wurde …

Das weiß auch Sportchef Oliver Kreuzer. Umso irritierter war der 50-Jährige, als er am Samstag Richtung Nordkurve blickte und immer wieder mit neuen Botschaften konfrontiert wurde. Sie galten Investor Hasan Ismaik („Unsere Farben, unser Verein – werden nie dein Spielball sein”) und der seit Jahren schwellenden Stadion-Problematik bei 1860. Kreuzers kurzer Kommentar dazu: “Wir können es leider nicht verhindern - aber natürlich ist das nicht ideal.”

Weil es vom Wesentlichen ablenkt: Dem nervenaufreibenden Existenzkampf in der Zweiten Liga. Der Verein hat in der Winterpause für kleines Geld fünf Neuzugänge präsentiert - und damit ein klares Signal gesendet, dass man immer noch an die Rettung glaubt. Und was machen einige Fans in der Nordkurve? Sie waren in den 90 Minuten der 0:1-Derbypleite gegen Nürnberg mehr damit beschäftigt, im Zehn-Minuten-Takt neue Banner auszurollen anstatt ihre Löwen nach vorne zu peitschen. Die Stimmung hat darunter stark gelitten. Sechzig braucht jetzt bedingungslosen Zusammenhalt und positive Energie (das gilt auch für den Verwaltungsrat!) - und das, was unseren Verein immer ausgezeichnet hat: Eine emotionale Kurve.

Natürlich ist es das gute Recht der Fans, ihren berechtigten Unmut kund zu tun - aber der Zeitpunkt war aus unserer Sicht falsch gewählt. Solange noch die Chance auf den Klassenerhalt besteht, sollte man die Mannschaft mit positiver Energie unterstützen. Danach gibt es noch genug Zeit zum Granteln - so oder so…
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