Schneider: "Die Dritte? Ich werde das Experiment genau beobachten"
- Oliver Griss
- 23.01.2012 16:14
- 12 Kommentare
VON OLIVER GRISS
Der Löwen-Boss offen wie immer: Der 64-Jährige will den Fans ihren Stolz zurückgeben
Die Fans fragen, der Präsident antwortet - Teil 2: Was Ober-Löwe Dieter Schneider (64) den Fans noch so alles verriet, lesen Sie hier:
HANS: Ist die dritte Herrenmannschaft gern gesehen im TSV 1860 und macht das überhaupt Sinn? Es gibt ja da unterschiedliche Meinungen…
DIETER SCHNEIDER: Warum nicht? Schauen wir mal, wie sich das Experiment entwickelt. Ich sage: Da hatte Robert Reisinger eine Idee und wenn die Motive edel sind, dann soll man das auch mal ausprobieren. Natürlich spielt die Mannschaft nur in der A-Klasse, aber wir sind schließlich ein Breitensportverein. Ein Problem habe ich nur dann, wenn wir uns anfangen, lächerlich zu machen. Und das will ich jetzt hier mal nicht unterstellen. Ich werde das Experiment Herren-Fußball im TSV 1860 ganz genau beobachten. Einmal habe ich schon kurz vorbeischaut.”
HERBERT HAGEN: Warum senkt 1860 eigentlich nicht die Eintrittspreise für die Allianz Arena, insbesondere für den “Ladenhüter” Business Seats?
SCHNEIDER: Ich glaube nicht, dass das eine Preisfrage ist, sondern eher andere Faktoren eine Rolle spielen, um hier erfolgreich Business Seats zu verkaufen. Ich denke nicht, dass wir über den Preis mehr Business Seats verkaufen. Man darf nicht vergessen, dass man im Vip-Bereich er Allianz Arena einen ganz besonderen Service bekommt - und ich kenne jedes Zweitliga-Stadion in Deutschland…
HAGEN: Welchen?
SCHNEIDER: Es ist ein ganz anderes Büfett, es ist eine ganz andere Art der Bedienung und es sind ganz andere Plätze vom Zuschauen her. Da ist alles schon ein wenig anders.
HAGEN: Warum wollen Sie jetzt schon mit Trainer Maurer unbedingt verlängern?
SCHNEIDER: Ich habe nie gesagt, dass ich mit Herrn Maurer verlängern will, sondern ich habe mich nur positiv über ihn geäußert - und da stehe ich auch dazu. Ob und mit wem verlängert wird, entscheiden wir gemeinsam. Dazu müssen wir dann alle stehen, egal wie sie ausfällt.
GERD: Warum wurden die Anteile ohne Zustimmung der Mitglieder/Delegierte an den Investor verkauft?
SCHNEIDER: Es gibt eine Satzung im Verein, wie so etwas zu regeln ist - und wenn man bei diesem dynamischen Verhandlungsmarathon auch noch versucht, die Mitglieder einzubinden, dann machen wir alle verrückt und kriegen kein ordentliches Ergebnis raus. Ich bin sehr stark auf Demokratie eingestellt, aber in diesem Fall ging es nicht anders. Wenn die Delegierten damit am Ende nicht zufrieden sind, dann können sie bei der nächsten Wahl neue Leute wählen.
MARTIN BEER: Der Investor ist jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr an Bord: Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus?
SCHNEIDER: Ich sehe eine sehr gute Basis für das, was wir vorletzte Woche unterschrieben haben - auch vom Persönlichen her, dass wir wirklich zukunftsgerichtet und gemeinsam vorangehen können.
BEER: Was heißt dieses Modell für den deutschen Fußball?
SCHNEIDER: Wir sind ein Vorreiter im deutschen Fußball - darüber sind wir uns bewusst. Wir haben eine Verantwortung, aber auch der Investor. Ich glaube, dass wir in eine sehr gute und konstruktive Zukunft gehen werden. Wenn wir alle in eine Richtung ziehen, dass steht 1860 vor einer sehr, sehr guten Zukunft. Wobei für mich eine gute Zukunft nicht der Aufstieg in den nächsten vier Wochen ist, sondern, dass wir ein solider Verein mit sportlichen Erfolgen werden. Und dann werden sich die Fans wieder mehr mit dem Verein identifizieren. Die Fans wollen sich nicht die ganze Woche für den Chaosverein 1860 verspotten lassen - das sind Ziele für mich.
BEER: Dennoch hängt 1860 am Tropf des Investors…
SCHNEIDER: Das werden sie immer mehr erleben. Der Profisport hängt in irgendeiner Form immer am Tropf eines Geldgebers. Aus sich selbst heraus kann sich der Profisport nicht mehr finanzieren, ob das Sponsoren sind, die irgendwann ein Mitspracherecht haben. Den Profisport, so wie ihn wir wollen, ist ohne Mitspracherecht eines Sponsors heutzutage leider nicht mehr möglich. Von diesem Gedanken habe ich mich verabschiedet.
RUBINHO: Was würden Sie machen, wenn 1860 im Sommer doch aufsteigen würde?
SCHNEIDER: Ich setze mich dann ganz still eine halbe Stunde in eine Ecke und freue mich.