Hasan Ismaik schreibt den Fans: "Ich will einige Dinge richtigstellen"
- Oliver Griss
- 25.04.2013 21:50
- 44 Kommentare
VON OLIVER GRISS
Der 1860-Investor sieht sich in einer Komödie der Vereinsführung - und hofft, dass die Wahrheit ans Licht kommt: "Ich verspreche Euch, dass ich ein aufrichtiger und verlässlicher Partner bin. Lasst uns neu starten, da wir unbedingt eine Veränderung brauchen"
Heute geht’s um die Wurst: In der Heide Volm in Planegg werden die Weichen für die Zukunft des TSV 1860 gestellt - Ausgang? Total offen, aber: Möglicherweise wird Hep Monatzeder von den 216 Delegierten nicht als Löwen-Präsident bestätigt. Ismaik schreibt den Fans einen Brief:
Liebe Fans,
vorwegschicken möchte ich, dass ich die nachfolgenden Worte mit ausgestreckter Hand
und mit offenem Herz an Euch alle richte. Ich will die Gelegenheit wahrnehmen, meine
Motive und Wünsche zu äußern und bestimmte Fakten zurechtzurücken, die von
einigen falsch interpretiert wurden.
Nie habe ich beabsichtigt, meine Beteiligung an dem Verein bzw. an der KG zu
veräußern, obwohl die Kooperation nicht gut genug war, was die Arbeit und die Ziele
betraf. Ich liebe diesen Verein wirklich und betrachte 1860 als einen Teil meines Lebens
und meiner Passion für Sport.
Schließlich bin ich aus mehreren Gründen daran interessiert mit 1860 Geschäfte zu
machen.
Ich schätze deutsche Traditionen, Werte und Fußball, aber ich möchte gerne dabei
erfolgreich sein und auch professionell. Aus diesem Grund war ich enttäuscht. Gerüchte
und falsche Fakten wurden den Fans präsentiert. Aber keiner von den Offiziellen des
Vereins fühlte sich gemäßigt, Anschuldigungen zu dementieren. Deshalb, möchte ich
mit diesem Brief einige Dinge richtigstellen.
Ich war nicht die einzige Person, die die Absicht hatte, den sportlichen Direktor zu
ersetzen und seine Rolle neu zu überdenken. Auch die Vereinsführung wollte ganz
offiziell ihn durch jemand anderen ersetzen. Und das ist ein Fakt. Heute möchte ich
einige der ignorierten Fakten näher beleuchten.
Ich bin in der Tat sehr tief besorgt, was 1860 München und meine persönlichen Ziele
betrifft, die stets zum Ziel hatten, dass 1860 München eines Tages in die 1. Bundesliga
aufsteigt. Die Fans haben diesen Verein stark gemacht. Jetzt müssen sie sich
vereinigen und zusammenhalten.
Es ist so enttäuschend und beschämend, wie „unsere Familie“ versprengt ist. Wir
hängen von den Fans ab. Und die Fans ihrerseits haben den Anspruch auf ein starkes
Management, das Erfolg liefern kann. Wir müssen dem Leiden ein Ende bereiten,
zusammenhalten und die Gerüchte aufdecken, die von jenen propagiert werden, die
mein Investment und mein Image beschädigen oder gar ruinieren wollen und zwar
gegenüber Fans, die ich wirklich sehr schätze.
Ich möchte mich nachfolgend auf folgendes konzentrieren:
Bitte stellt Euch vor, dass Ihr in meiner Situation seid. In der Situation einer Person, die
jede Menge Geld als Partner bezahlt hat in der aufrichtigen Hoffnung, dass dieses dazu
beiträgt den Verein in die 1. Liga zu bringen, wohin er nach Meinung aller Freunde
gehört. Aber diesem Wunsch haben die Offiziellen des Vereins nicht Rechnung
getragen, ohne nachvollziehbare oder realitätsnahe Gründe. Und diese Person ist nie
als echter Partner behandelt worden, was schlussendlich die Interessen des Vereins
berührte.
Als ich die Beteiligung erwarb, war ich überzeugt davon, dass wir als Team
zusammenarbeiten. Aber dann, plötzlich, nachdem das erste Geld überwiesen worden
war, änderten sich die Dinge ins genaue Gegenteil zu dem was zu Beginn der
Gespräche gesagt wurde. Auf einmal war davon die Rede, dass „die Seele des Vereins
gestohlen wird und die Bestimmungen der DFL“.
Irgendwelche unsichtbaren Hände haben sich gegen mich verschworen und alle
möglichen Mutmaßungen gestreut. Ich weiß nicht, wer das getan hat oder was das Ziel
sein soll, aber all dieses wird eines Tages wohl aufgedeckt werden.
Wer will denn wirklich „die Seele des Vereins“ stehlen? Wer will wirklich den
Verein ruinieren?
Ist es derjenige, der sehr viel Geld an den Verein gezahlt hat oder sind es die, die das
Geld bekommen haben?
Diese Menschen haben Spiele gespielt, seitdem das erste Geld zum Verein kam. Sie
hatten ein Darlehen über 5 Mio. aber dieses Darlehen wurde nicht offengelegt. Dann
erhielt ich zwei Optionen: Entweder zahlen oder mich zurückziehen. Ich habe mich
entschieden, weiterzumachen, da ich niemals damit gerechnet hatte, dass sich die
Dinge so, wie geschehen, entwickeln.
Wir alle sind jetzt Zeugen einer Komödie der Vereinsführung bzw. einiger
Vereinsmitglieder.
Meine Ziele und Wünsche sind hoch und sie betreffen ausschließlich die Interessen des
Vereins, denn der Erfolg und das Interesse des Vereins ist auch mein Erfolg und mein
Interesse. Aber es gab nicht nur jede Menge Missverständnisse, sondern auch
Unterstellungen wie z. B.:
Die Behauptung, mein Interesse sei ausschließlich ein finanzielles und ich sei im
Begriff, die „Vereinsseele“ zu stehlen oder zu verkaufen. Das ist falsch und unredlich,
da ich nur professionelle Erfahrung gefordert hatte und zwar auf allen Gebieten, wie in
anderen erfolgreichen Vereinen auch. Das bedeutet, die Wahl eines professionellen
Managements und erfahrener Spieler bzw. eine entsprechende Infrastruktur im Verein.
Ich denke, das sind Anforderungen für eines jeden erfolgreichen Vereins. Jeder sollte
diese Ansicht mit mir teilen und Ihr solltet mich in dieser Forderung unterstützen.
Mir liegt daran, die Spannungen aufzuklären, die es zwischen Herrn Schneider und mir
gab. Ich denke, dass er ein Opfer einer Verschwörung war. Mich jedenfalls hat nur sein
gelegentlich nerviges Verhalten gestört. Aber ich möchte ihm ausdrücklich für seine
Bemühungen danken. Ihm lag das Interesse des Vereins wirklich am Herzen. Als Otto
Steiner und die Mitglieder des Aufsichtsrats nach Abu Dhabi kamen, wurde ich darüber
unterrichtet, dass sie Herrn Schneider „losgeworden“ sind. Mir war damals nicht klar,
dass sie ihn tatsächlich „loswerden“ wollten und dass sie die gelegentlichen
Spannungen zwischen Herrn Schneider und mir als Ausrede dafür benutzt haben, ihn
zu entfernen. Ich habe nie etwas von Verschwörungen gehalten, aber das war eine
perfekte Verschwörung, da man offensichtlich Herr Hep Monatzeder auf den Stuhl
hieven wollte und das ganze Szenario vorgeplant war. Ich selbst hatte nur eine
Forderung: Den Geschäftsführer zu ersetzen und einen Manager an Bord zu holen, der
mehr Erfahrung hat, mehr Führungsstärke und die Fähigkeit, den Verein nach
fürchterlichen Fehlern unter dem Manager Robert Schäfer zu retten. Schließlich steht
mir auch zu, eine solche Forderung auszusprechen, da ich Mitglied des Beirats bin, der
ausschließlich über die Beschäftigung des Geschäftsführers zu entscheiden hat.
Mir wurde sehr vieles über ihn zugetragen, er sei arrogant, hochmütig und
selbstsüchtig. Aber ich war überrascht, die Reaktion der Herren zu erfahren, nämlich
die, dass sie den Sportdirektor ersetzen wollten. Sie repräsentierten sehr schnell den
Vorschlag für eine bestimmte Person und bestanden darauf, ihn zu nominieren, da es
ihr Plan war, Herrn Hinterberger zu ersetzen, da Herr Hinterberger ein Freund von
Herrn Schneider sei, der ihn aus seiner früheren Stellung geholt habe. Ich lehnte dieses
ab und schlug stattdessen vor, dass, wenn schon ein neuer Sportdirektor engagiert
wird, wir mindestens vier Vorschläge haben sollten, um die Qualifikationen und
Erfahrungen vergleichen zu können. Ich sagte dieses in der Gegenwart aller Teilnehmer
des Meetings und der neuen Stellvertreter von Herrn Monatzeder. Dann trafen wir uns
in München und sie bestanden, ja insistierten darauf, die vorgeschlagene Person zu
beschäftigen, als die bestmögliche Option. Es stimmt, ich habe einer solch
unprofessionellen Vorgehensweise nicht zugestimmt, einer Vorgehensweise, bei der
Erfahrung und Effektivität im Interesse des Clubs nicht genügend berücksichtigt
werden. Im Interesse des Vereins habe ich in der Pressekonferenz dann auch
tatsächlich mitgeteilt, dass wir den Sportdirektor austauschen sollten. Und wie zuvor
wurde diese Mitteilung als faule Ausrede benutzt, um mich in den Medien zu
attackieren.
Ich machte deutlich, dass ich immer noch die Vision habe, Freude mit und an dem
Verein zu haben und daran, die Fans glücklich zu machen. Ich habe auch zum
Ausdruck gebracht, dass wir im Interesse des Vereins das Bestmögliche tun sollten.
Deshalb habe ich auch vorgeschlagen eine Personalagentur zu engagieren, die einen
starken Geschäftsführer für 1860 München sucht, einen Geschäftsführer mit 5-10
Jahren Erfahrung und zwar als Team-Manager in der ersten oder zweiten Liga.
Daraufhin wurden mir vier Vorschläge unterbreitet. Ich bat darum, mir diese Vorschläge
näher anzuschauen und die Kandidaten zu befragten, mit ihnen zusammen über die
Zukunft des Vereins zu diskutieren. Diesen Vorschlag haben sie mit der Begründung
abgelehnt, dass das Gesetz so etwas nicht erlaube.
Ehrlich gesagt, ich habe viele Mails von Fans bekommen, die mich um Hilfe gebeten
haben. Ich möchte wirklich helfen, aber die Vereinsführung möchte dieses offensichtlich
nicht. Jedenfalls scheint es so, dass sie mir die Möglichkeit nicht geben. Sie ignorieren
mich vollständig und das führt wohl dazu, dass der Verein extrem beschädigt wird. Und
genau dieses regt mich auf und macht mich wirklich wütend. Das ist ein schlimmes
Ärgernis. Ich bin nicht bereit, wegzutreten und nur zuzuschauen. Ich bin ein Partner und
als solcher muss ich meine Meinung sagen dürfen.
Aber alle konzentrierten sich nur darauf, dass ich bezahle und wie man den
Sportdirektor loswird anstatt darauf, wie man ein neues Management baut und
restrukturiert, um den Verein vor weiteren Verlusten zu bewahren. Regelmäßig
wiederholten sie, dass die Gesetze dieses nicht erlauben und dass so etwas die Fans
irritiert. Aber mal ehrlich: Wäret Ihr wirklich wütend, wenn der Verein erfolgreich wird?
Ich habe in allen Meetings meinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass wir alle
Freude daran haben sollten, den Verein zu reorganisieren und dahin zu führen, wo er
eigentlich hingehört, nämlich in die erste Bundesliga.
Ich habe mir das Spiel gegen Frankfurt angeschaut. Es war wirklich ein Desaster. Kein
Einsatz, keine Passion, kein Durchsetzungswille und nur 10.000 Zuschauer. Das war
ein gewaltiger Rückschritt für uns. Der Verein hat die besten Spieler verkauft und
dadurch die Vereinsinteressen verletzt. Sie greifen nicht auf die jungen Spieler zurück,
die dann möglicherweise später den Verein verlassen und in einem anderen Verein
spielen, alles ein Resultat von ungenügendem Management des Vereins.
In Zukunft sind meine Ziele ziemlich deutlich, da alle Fans von 1860 es verdienen auf
den Verein, auf die Spieler und auf deren Leistung stolz zu sein. Wir, unsere Freunde
und Kinder müssen wie richtige Löwen kämpfen und müssen stolz sein, überall sagen
zu können, dass wir Fans von 1860 sind und dass wir diesen Traditionsverein lieben.
Das ist mein Ziel, meine Ambition. Ich kämpfe für Erfolg und für das Erreichen der
ersten Bundesliga. Ich sehne mich danach, das Stadium voll zu sehen mit Fans in einer
emotionalen Atmosphäre. 1860 braucht starke Führung mit professioneller,
angemessener Disziplin.
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, Euch für Eure Unterstützung zu danken, denn
Ihr, nur Ihr, sorgt dafür, dass meine Interessen berücksichtigt bleiben. Mein Rat und
mein Wunsch ist es, dass die Mitglieder mithelfen, die notwendigen Änderungen bei
1860 herbeizuführen, einen Plan zu erarbeiten, wie diese Fehler behoben können
aufgeräumt werden kann und dafür zu arbeiten, dass der Verein und das Team
rehabilitiert werden. Bitte denkt stets daran, dass Ihr dem Druck einer Gruppe
ausgesetzt seid, die nur das Interesse hat, den Verein zu kontrollieren, motiviert durch
persönliche Interessen, was wohl mittlerweile ein jeder von Euch bemerkt haben dürfte.
Übrigens, ich habe gehört, dass einige von den Fans Nachrichten über Hamada zu mir
schicken wollten. Aber ich habe solche Nachrichten nie bekommen, seit ich die Anteile
im Verein erworben habe. Ich habe schon öfters danach gefragt, mit Euch zu
kommunizieren, da ich Euch als Rückgrat des Vereins betrachte. Ihr seid es, denen die
Interessen des Vereins am Herzen liegen und Eure Empfehlungen werden sich
hoffentlich positiv auf den Verein auswirken. Wir müssen danach streben, alle
Schranken zu beseitigen, auch die zwischen den Fans und der Vereinsführung.
Ich erhalte viele Briefe auf Facebook in deutscher Sprache. Aber da ich die Sprache
nicht spreche und zeitlich sehr beschränkt bin, kann ich nicht alles lesen. Ich suche
nunmehr eine Person, die mir hilft, Eure Anfragen, Vorschläge und Bemerkungen zu
beantworten.
Ich verspreche Euch, dass ich ein aufrichtiger und verlässlicher Partner bin. Lasst uns
neu starten, da wir unbedingt eine Veränderung brauchen.
Zum Schluss würde ich gerne meinen besonderen Dank an diejenigen richten, die in
ihren Berichten ein wahres und korrektes Bild von mir gezeichnet haben, ohne
Diskriminierung oder Vorurteil.
Einmal Löwe immer Löwe
Besten Dank.
Hassan Ismaik