Der Rotebrauseblogger: "Red Bull? Wirkliche Begeisterung herrscht in der Stadt noch nicht"
- VON MICHAEL SAILER UND ULI WAGNER (Foto)
- 12.03.2016 21:13
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VON MICHAEL SAILER UND ULI WAGNER (FOTO)
Lange Jahre gab der Fußball in Leipzig ein tristes Bild ab. Reihenweise gingen die hiesigen Klubs insolvent, regelmäßig kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen bei den Stadtderbys. Dann kam 2009 Red Bull in die Stadt und gründete einen Verein mit dem etwas kruden Namen RasenBallsport Leipzig, der innerhalb von fünf Jahren von der Oberliga in die 2. Bundesliga durchmarschierte und mittlerweile an der Tür zur ersten Liga klopft. Während die DFL 2014 noch argwöhnisch durch den Türspion blickte und die Lizenz nur unter Auflagen erstattete (u.a. musste das Logo abgeändert werden), scheinen die vereinspolitischen Ungereimtheiten nun keine Hürde mehr darzustellen. Die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick stößt die Pforte ins Oberhaus jede Woche einen Spalt weiter auf, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt momentan sechs Punkte. Im Falle des sehr wahrscheinlichen Aufstiegs wäre RB der erste Ostklub, der nach dem Abstieg von Energie Cottbus 2009 in der Bundesliga spielt. Die markige Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Red Bull verleiht dem Ost-Fußball wieder Flügel.
Vor dem Auswärtsspiel des TSV 1860 in Leipzig (Sonntag, 13.30 Uhr, dieblaue24-Liveticker) sprachen wir mit RB-Kenner Matthias Kießling, der auf seinem Blog rotebrauseblogger.de seit sechs Jahren kritisch und mit voller Leidenschaft über das Leipziger Fußballprojekt von Red-Bull-Chef Dieter Mateschitz berichtet.
dieblaue24:Herr Kießling, seit 2010 gibt es Ihren RB-Blog “rotebrauseblogger”. Warum haben Sie sich ausgerechnet einen neugegründeten Verein ausgesucht, der zu der Zeit in der Regionalliga spielte und in ganz Deutschland skeptisch betrachtet wurde?
MATTHIAS KIEßLING: Ich bin 2001 nach Leipzig gezogen und war lange auf der Suche nach einem Fußballverein, den man sich gerne live im Stadion anschaut. Ich hab’s dann zuerst mit dem FC Sachsen versucht, mit dem ich aber nie warm geworden bin - 2009 ging der Verein dann auch insolvent. Als dann RB Leipzig gegründet wurde, dachte ich mir: Super, da bringt jemand Geld mit und baut hier Fußball auf. Ich würde mich auch als Fan von RB bezeichnen - so intensiv, wie ich den Verein verfolge und erlebe, wäre es auch albern, das Gegenteil zu behaupten.
Betreiben Sie den Blog hauptberuflich?
Kießling: Nein. Ich würde es gerne hauptberuflich machen, zeitlich ist es auch ein Vollzeitjob. Leider zahlt es sich finanziell nicht aus. Der Blog ist als Hobby entstanden und ich versuche mittlerweile, damit Geld zu verdienen, aber das ist bei solchen Onlineprojekten sehr schwer.