Relegations-Wahnsinn - Teil 1: Der Formcheck der Blauen
- VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (Foto)
- 26.05.2017 10:12
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VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
“Es liegt eine Anspannung in der Luft. Wir müssen ein großes Spiel machen, um zu gewinnen. Ein Drittligist ist keine einfache Aufgabe.” Vitor Pereia stapelt vor dem ersten Entscheidungsspiel in Regensburg (18 Uhr, dieblaue24-Liveticker) tief. Um ein großes Spiel zu machen, muss aber auch der Portugiese die richtigen Personal-Entscheidungen treffen. Wir machen den Formcheck an der Grünwalder Straße:
Torwart: Seit der ehemalige ungarische Nationaltorwart Gabor Kiraly von Ex-Sportchef Gerhard Poschner 2014 verjagt wurde, hat der TSV 1860 ein Torwart-Problem. Weder Vitus Eicher (inzwischen 2. Torwart des FC Heidenheim) noch Stefan Ortega konnten nur ansatzweise die Lücke im Löwen-Tor schließen. Warum der Ex-Bielefelder Ortega in den letzten beiden Spielen gegen Bochum (1:2) und Heidenheim (1:2) kein Zweitliga-Niveau erreichte, ist vielen Experten ein Rätsel. Ortega, der im übrigen mit der Arminia schon einmal in die Dritte Liga abgestiegen ist, wird den Verein nach dieser Saison verlassen - nicht nur aus diesem Aspekt sollte Vitor Pereira jetzt überlegen, ob er in der Relegation lieber Jan Zimmermann (Vertrag bis 2018) das Vertrauen schenkt. Zimmermann hat nicht nur einen guten Charakter, sondern ihm ist auch zuzutrauen, dass er alles in die Waagschale wirft, um den TSV 1860 zu retten.
Wer soll in der Relegation gegen Regensburg ins Löwen-Tor?
Teilnehmer: 469
Die Abwehr: Die Verteidigung ist so etwas wie das Filetstück der Blauen, insbesondere Abdoulaye Ba (26) ist ein überdurchschnittlicher Zweitligaprofi. Die Leihgabe des FC Porto hat die Abwehr der Löwen ohne jeden Zweifel stabilisiert. An seiner Seite steht mit Marin Pongracic (19) ein hoffnungsvolles Talent - wer der dritte Mann in der Dreierkette sein wird, ist noch offen. Weil Felix Uduokhai noch nicht einsatzfähig ist, wird es wohl auf Felix Weber hinaus laufen. Der U21-Kapitän hat zuletzt in Heidenheim einen stabilen Eindruck gemacht. Möglich ist aber auch, dass Pereira Bülow in die Abwehr zurückholt, um die Lufthoheit zu haben. Außerdem wäre Bülow viel torgefährlicher als Weber. Keine Option darf Sebastian Boenisch sein. Der Ex-Leverkusener ist ein Risikofaktor für die eigene Abwehr.
Das Mittelfeld: Die Zentrale der Löwen ist torungefährlich wie lange nicht. Zwar hat Michael Liendl mit acht Saisontreffern die meisten Tore der Löwen erzielt, doch auch der Österreicher nahm sich in den letzten Wochen sehr zurück. Er tauchte kaum mehr in den gefährlichen Bereichen auf. Er wird sich steigern müssen, um wichtige Akzente setzen zu können. Sein Pendant Romuald Lacazette ist zwar fleißig, aber trifft zu oft die falschen Entscheidungen. Das Spiel des Franzosen ist insgesamt zu fehlerhaft. Die Alternative wäre Kai Bülow: Der Rostocker ist zwar nicht mehr der Schnellste, aber steht immer seinen Mann. Auf den Außenbahnen werden wohl Marnon Busch und Lumor zum Einsatz kommen. In Heidenheim waren beide mehr oder weniger aus dem Spiel. Beide Spieler haben große Qualitäten: Wenn sie an die Leistung beim 2:1-Sieg in Dresden rankommen, dann ist den Löwen viel geholfen.
Der Angriff: Rechtsaußen Stefan Aigner sollte im vergangenen Sommer das Symbol für den Giesinger Aufschwung werden: Erst war der Ur-Löwe verletzt, dann außer Form. Negativ war auch, dass der Rückkehrer aus Frankfurt sich mit der Aufgabe des Kapitänamtes der Verantwortung an der Grünwalder Straße entzogen hat - damit gab er vielen ein Alibi. Bei der 1:2-Pleite in Heidenheim hat Aigner in der zweiten Hälfte gezeigt, dass er noch beißen kann. Was Aigner fehlt bei 1860: Die Streicheleinheiten des Trainers, die Anerkennung - Aigner braucht das. Auf links wird höchstwahrscheinlich Levent Aycicek zum Einsatz kommen: Die Bremer Leihgabe ist aber zu wechselhaft in seinen Leistungen. Nimmt er den Kopf nach oben und versucht es heute auch aus der Distanz, hat Aycicek in Regensburg das Potential zum Matchwinner. Die Sturmspitze bei 1860 ist derzeit leider erschreckend ineffizient: Weder Sascha Mölders noch Christian Gytkjaer verdienen sich momentan den Stempel “Torjäger” - was natürlich auch an den schlechten Zuspielen aus dem Mittelfeld liegt. Mölders wird heute vermutlich wieder den Vorzug gegenüber Gytkjaer erhalten. Derjenige, der beginnt, muss sich aber für 1860 zerreißen.
Der Trainer: Vitor Pereira ist nach Werner Lorant der beste Löwen-Trainer der letzten 20 Jahre - allerdings muss der Portugiese flexibler in der Taktik werden und zudem ein besseres Fingerspitzengefühl bei den Ein- und Auswechslungen bekommen. Auffällig: In den letzten 20 Minuten lässt bei 1860 stets die Kraft nach - in puncto Konditionsarbeit scheint es Defizite zu geben. Ärgerlich für die Fans: Die Planen am Trainingsgelände sind ein Affront für alle Treuen. Das muss anders werden, sollte Pereira nach der Relegation noch eine Zukunft bei 1860 haben.
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