VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Markus Drees und seine Verwaltungsrats-Kollegen beim TSV 1860 stehen schwer unter Beschuss - im Interview mit dem “Wochenanzeiger” spricht der Chemiker aus Neufahrn, der auf den Verteidigungs-Modus schaltet, über:

die Bestellung von Robert Reisinger zum Präsidenten: “Der Verwaltungsrat wollte in dieser schwierigen Phase einen Interimspräsidenten, der keine Einarbeitungszeit braucht, die Abläufe kennt, eine klare Linie fährt und die Interessen des e.V. als Gesellschafter vertritt. Robert Reisinger hat sich dazu dankenswerterweise bereit erklärt.”

Ismaiks Vorwurf, die Verwaltungsrats-Mitglieder Ostermeier und Bennigsen wollten sich von ihm profitieren: “Diese Geschichten wurden auch an mich herangetragen. Damit wird Politik gemacht und der Versuch unternommen, einzelne Verwaltungsräte gezielt zu diskreditieren. Ich habe mich natürlich nach den Hintergründen erkundigt. Nach meiner Überzeugung ist absolut nichts dran an den Vorwürfen. Wer Richard Ostermeier kennt, der weiß, wie stark ihm eine Lösung der Stadionfrage für den Profifußball am Herzen liegt – das ist sein großes Thema, für das er immer schon mit Enthusiasmus und oft auch im Überschwang gestritten hat. Als nun Hasan Ismaik mit seinen ambitionierten Bauplänen für eine eigene Arena an die Öffentlichkeit trat und mit Ian Ayre eine Personalie der XXL-Klasse anheuerte, glaubte Ostermeier seine Vision plötzlich zum Greifen nah. In dieser Situation äußerte er gegenüber dem Bruder des Investors sein Interesse, im Realisierungsfall unter Geschäftsführer Ian Ayre in der KGaA beruflich dafür tätig sein zu können. Daraus den Vorwurf zu stricken, Ostermeier hätte sich an seinem Ehrenamt im e.V. bereichern wollen oder unseriös gehandelt, halte ich für albern. Er ist vielleicht einer schillernden Luftblase gefolgt. Aber das ist nicht verwerflich. Das sind viele andere auch. Im Fall Robert von Bennigsen verhält es sich meines Wissens nach ähnlich. Der Mann ist Jurist und Betriebswirtschaftler und beruflich gut vernetzt. Ismaik hat bei seinem Antritt 2011 erklärt, er würde beim TSV 1860 München einsteigen, weil er an Geschäften aller Art in Deutschland interessiert wäre. Von Bennigsen reichte damals ein Expose für ein Bauprojekt in Hamburg an Ismaik weiter, das zahlreiche andere potentielle Investoren auch erhielten. Ismaik war daran nicht interessiert und damit der Fall erledigt.”

die Zukunft mit Ismaik: “Ich reiche ihm die Hand, denn er ist als Gesellschafter der Profi-Fußballtochter ein Teil des TSV 1860 München. Aber es gibt klare und verbindliche Regeln, auf deren Einhaltung der Verein bestehen muss. Ich vertrete als Verwaltungsrat die Interessen des e.V., mein Mandat ist da eindeutig.”

über die Vorwürfe von Ex-Präsident Peter Cassalette, Drees wollte 1860 gar nicht retten: “Cassalettes Rolle ist mittlerweile leider eine indifferente geworden. Sein Vorwurf entbehrt jeder Grundlage und kann nur politisch gedeutet werden – als ein letzter Dienst, an wem auch immer. Leider nicht am e.V., dessen Präsident er war. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.”

die neuen Visionen im Klub: “Wir Löwen starten mit der Unterstützung unserer treuen Mitglieder, Fans, Sponsoren und Partner aus eigener Kraft einen glaubhaften Neuanfang, der verloren gegangene Sympathien zurückbringt. Die Positionierung als bayerischer Verein mit Münchner Herz und Seele in Giesing. Unsere Nachwuchsarbeit spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sportlich werden wir mit der ersten Mannschaft zunächst kleinere Brötchen backen müssen. Aber unser Ziel ist immer, den TSV 1860 München zurück in die Bundesliga zu führen.”