Streitfall Grünwalder Stadion
- VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (Fotos)
- 10.07.2017 10:24
- 1396 Kommentare
VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTOS)
Der geplante Umzug ins Grünwalder Stadion spaltet weiter den Verein…
Bei der 40-Jahr-Feier der ARGE in Rudelzhausen plädierten die beiden Meister-Löwen Peter Grosser und Fredi Heiß für ein Umdenken in der Stadion-Frage - mit dem deutlichen Hinweis: Geht der TSV 1860 zurück nach Giesing, dann war’s das auf längere Sicht mit dem Profi-Fußball. “Wenn man an die Zukunft denkt, muss man in der Allianz Arena bleiben”, erklärte Grosser am Samstagabend im Gasthaus Festner: “Ich will nur daran erinnern, was wir für tolle Fans haben. Wenn wir aufsteigen könnten, müssten wir neben dem Stadion Public Viewing machen. Es gibt eine Menge Gründe, in der Arena zu bleiben. Wenn man jetzt ins Grünwalder Stadion zurück geht, ist das eine absolute Katastrophe.” Auch Heiß denkt nicht anders: “Ich liebe das Sechzger. Das war mein Wohnzimmer. Ich fahre immer noch gerne vorbei. Aber ich will am liebsten keine Mannschaft mehr darin spielen sehen. Wenn man ins Grünwalder zurückkehrt, wird es unglaublich schwer, in den Profi-Fußball zurückzukehren. Selbst wenn man es positiv sieht, dann sperren wir 40.000 Fans einfach aus. Das Grünwalder Stadion reduziert sich auf den Amateurbereich.” Die Löwen haben 20.000 Mitglieder, aber nur Platz für etwas mehr als die Hälfte.
Streitfall Grünwalder Stadion.
Präsident Robert Reisinger betonte in Rudelzhausen, dass er mit dem geplanten Auszug nichts zu tun habe. “Das ist allein Sache des Geschäftsführers Markus Fauser”, erklärte der Cassalette-Nachfolger. Kurios: Vor einigen Wochen hörte sich Reisinger noch anders an, als er am 17. Juni gegenüber der “SZ” sagte: “Mir ist nur wichtig, dass es mit dem Auszug klappt.”
Der Vorwurf von Grosser: Man hatte nie ein Interesse, mit dem FC Bayern für diesen Notfall günstigere Konditionen auszuhandeln. Der 78-Jährige belegt diese Sichtweise: “Ich habe zufällig vor einer Woche OB Dieter Reiter getroffen. Ich hab ihn provoziert mit einer Frage: ‘Warum haben Sie das Grünwalder Stadion an 1860 gegeben?’ Seine Antwort: ‘Herr Reisinger und Herr Fauser wollen raus aus der Arena.’ Aus diesem Grund habe ich den Verdacht, dass man sich überhaupt nicht mit dem Verbleib in der Arena beschäftigt hat.” Für Heiß sei es zudem verantwortungslos, dass mit Markus Fauser ein Interims-Geschäftsführer die Geschäfte beim TSV 1860 abwickelt, “der erst seit ein paar Wochen da ist.” Aus der Säbener Straße heißt es, dass man sich “sehr kulant” gegenüber dem TSV 1860 verhalten hätte, wäre von den Löwen die Absicht da gewesen, in Fröttmaning weiter spielen zu wollen. Nach dieblaue24-Informationen hat Investor Hasan Ismaik bis heute keine schriftlichen Vertragsdetails aus den Verhandlungen mit dem FC Bayern zur Einsicht bekommen. Ein Zufall?
Soll 1860 aus der Allianz Arena ausziehen?
Teilnehmer: 1265
Für Reisinger habe der geplante Umzug nach Giesing vor allem wirtschaftliche Gründe. “Das Grünwalder Stadion ist aus wirtschaftlicher Sicht am besten”, versichert der 54-Jährige, der als Mitglied bei den “Freunden des Sechzger Stadions” geführt wird.
Die reine Stadion-Miete kostet nach dieblaue24-Informationen 260.000 Euro pro Jahr. Dazu kommen Kosten für Kassen-, Ordnungs- und Sanitätsdienste. Außerdem muss 1860 50 Prozent der Werbekosten an den Kölner Vermarkter Stroer abführen, die Ausschankrechte im Stadion liegen zu 100 Prozent in den Händen von Hacker-Pschorr. Wie will 1860 auf Giesings Höhen also in Zukunft Geld verdienen?
Nach dieblaue24-Informationen plant der Verein ein VIP-Zelt am Trainingsgelände für das Catering - wie aufwändig und kostenreich sich diese Idee gestaltet, sollten die derzeitigen 1860-Funktionäre vielleicht mal bei Ex-Präsident Karl Auer eruieren. In der Saison 2004/2005 war die einjährige Rückkehr nach Giesing ein Verlustgeschäft in Millionen-Höhe. Warum soll das Grünwalder mit einem Fassungsvermögen von nur noch 12.500 Plätzen und kaum Werbeflächen jetzt plötzlich wirtschaftlich sein?