VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Seit dem Abstiegs-Drama im Mai gegen Jahn Regensburg war Peter Cassalette nicht wieder bei einem 1860-Spiel. “Mancher Sponsor und Freund hat mich angesprochen, ob ich mal mit ins Grünwalder Stadion komme. Die Wunde muss aber noch weiter verheilen”, erklärte der 65-Jährige in einem starken “AZ”-Interview, das einer Abrechnung gleicht: “Wenn man nach eineinhalb Jahren großen Einsatzes als einzigen “Dank” eine Verwarnung vom Verein für ein kritisches Interview bekommt, dann ist das schon mehr als traurig.” Genauer gesagt: Cassalette, der von Ende 2015 bis Mai 2017 Präsident war, wurde für ein db24-Interview kurz nach dem Abstieg von Vereinsseite mit einem Verweis abgestraft. In der “AZ” spricht Cassalette über:

die Gründe seines Rücktritts: “Schon in der Halbzeit des Relegationsrückspiels gegen Jahn Regensburg war leider Gottes absehbar, dass wir es nicht schaffen werden. Ich habe dann alle angeschrieben: Präsidium, Verwaltungsrat, und wir haben uns nach dem Spiel im Büro unseres Anwalts getroffen. Vor der Krisensitzung hatte ich noch gar nicht entschieden, dass ich zurücktrete. Mitglieder des Verwaltungsrats sagten dann: Es geht nur ohne Hasan Ismaik weiter. Dann kam das mehr oder weniger einstimmig von allen Anwesenden: Der Weg mit ihm ist vorbei. Da konnte ich nicht anders, als zu sagen: Leute, ohne mich.”

Wer ist der beste Löwen-Präsident seit Wildmosers Abgang?

Umfrage endete am 30.12.2017 16:44 Uhr
Peter Cassalette
36% (1956)
Dieter Schneider
28% (1556)
Robert Reisinger
16% (879)
Karl Auer
6% (348)
Sigi Schneider
4% (245)
Gerhard Mayrhofer
4% (202)
Albrecht von Linde
2% (124)
Hep Monatzeder
1% (74)
Rainer Beeck
1% (60)
Alfred Lehner
1% (45)

Teilnehmer: 5489

die Perspektive von 1860: “Steigt man nicht auf, ist die ganze Euphorie wahrscheinlich auch schnell wieder vorbei. Wie Daniel Bierofka fordert, müsste jetzt eine Perspektive her. Aber den Leuten muss klar sein: Auf diese Art und Weise klappt das nicht! Dieser Antrag von Ulla Hoppen etwa: Das war doch ein Witz. Diesen Antrag hätte der Verein im Vorfeld verhindern müssen. Jetzt haben sie gemerkt: Das ist nicht umsetzbar. Wenn ich höre, man müsse sich nun wieder dem Investor annähern, bekomme ich die Krätze.”

den Konfrontationskurs gegen Ismaik: “Von Vereinsseite heißt es doch: Hasan hat die Drittligalizenz verwehrt, hat 1860 am schwarzen Freitag im Stich gelassen. Jetzt frage ich Sie: Was würden Sie tun, wenn Sie als Investor aus dem eigenen Verein heraus immer wieder angegriffen werden? Ein Abteilungsleiter, der auf einer Versammlung der Fußballabteilung seine Parolen gegen Hasan ablässt. Und dieses “Scheichlied”-Video im Internet, von dem sich Markus Drees als Verwaltungsrat nur mühsam distanzierte. Es besteht doch kein Zweifel, in welche Richtung es gehen soll. Dann hast du doch irgendwann die Schnauze voll. Hasan hat auch Fehler gemacht, keine Frage. Wie wir alle. Aber was da passiert ist, ist respektlos!”

Ismaiks Lerneffekt: “Hasan ist nicht so beratungsresistent, wie viele immer behaupten. Wir hatten schon enge Kontakte mit einigen deutschen Spielern aus der Bundesliga, denn auch er hatte festgestellt, dass es nicht nur mit einer Multikulti-Truppe geht.”