Der Plan von Brückenbauer Hell: "Ich will die Fronten aufweichen"
- VON DOMINIK SAUTER
- 26.12.2017 12:04
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VON DOMINIK SAUTER
“Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe.” Schon zu Beginn des Telefonats nimmt einem Franz Hell die erste Frage praktisch aus dem Mund. Was hat den 1860-Allesfahrer und Muster-Löwenfan dazu bewogen, sich in der Vorstandschaft der ARGE ab sofort auch “institutionell” für die Löwen-Fans zu engagieren? “Naja, ich hab im letzten halben Jahr schon ein wenig bei der ARGE hineingeschnuppert und freue mich jetzt darauf, vielleicht selbst einen kleinen Beitrag zu leisten, dass es unter den Löwen-Fans wieder weniger Streit und mehr Eintracht gibt”, sagt der 64-Jährige im Gespräch mit db24.
Für Hell selbst, der alle Highlights und Tiefpunkte der letzten 45 Jahre mit dem TSV 1860 mitgegangen ist, ist seine Aufgabe bei der ARGE klar: Er will ein Brückenbauer für die verschiedenen Fan-Lager sein. “Auch die ARGE ist nicht einseitig, sondern sicherlich auch gespalten”, sagt Hell. “Ich spreche mit allen und stelle die Frage: Wo soll der Weg hingehen? Da muss man mal in den Verein und in die Fangemeinde hineinhorchen. Da möchte ich die Fronten gerne aufweichen und die Leute dazu bringen, auch Mehrheiten zu akzeptieren.”
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Dabei schließt Hell auch eine basisdemokratische Befragung der e.V.-Mitglieder nicht aus: “Ich würde jede Entscheidung mittragen. Wenn eine Mehrheit der Vereinsmitglieder sich gegen eine Weiterarbeit mit einem Investor entscheiden würde, würde ich das akzeptieren. Für mich ist aber auch klar: Ich will, dass der TSV 1860 bald wieder größeren sportlichen Erfolg hat - und das geht meiner Meinung nach nur gemeinsamen mit einem Investor.”
Daher wünscht sich Hell sowohl von der Vereinsseite als auch von Hasan Ismaik, dass sie “den Fans wieder mehr aufs Maul schauen”. Nur so könne man einen klaren Blick bekommen, wie die Mehrheit der Fans das dauernde Hin und Her rund um Ismaik, Präsident Reisinger und den Hoppen-Antrag beurteilt. Dabei unterstützt er die Vereinsseite ausdrücklich, wie er betont: “Ich bin sicherlich nicht mit allen e.V.-Entscheidungen einverstanden, aber Reisinger und Co. sind demokratisch gewählt, und da muss man ihnen auch das Vertrauen geben.”
Wenn man mit Hell spricht, merkt man schnell, wie wichtig ihm eine größere Einigkeit unter den Löwen-Anhängern ist. “Für mich ist es klar: Auch wenn Sechzig in der A-Klasse spielen würde, wäre ich Löwe. Mein Wunsch bleibt es aber trotzdem, dass die Mannschaft irgendwann wieder in der 1. Liga spielt - und dafür sehe ich die Zusammenarbeit zwischen Verein und Investorenseite aus unerlässlich.”
Sollte sich dieser sportliche Erfolg irgendwann einstellen, wäre es Hell auch nicht so wichtig, welches Stadion “seine” Löwen dann als Heimspielstätte verwenden würden. “Das Grünwalder Stadion ist toll, hat große Tradition und nach wie vor eine Riesenstimmung. Aber es ist auch marode. Für die Menschen auf der Haupttribüne gibt es auf der Herren-Toilette gerade einmal drei Schüsseln. Da müsste man bei der Infrastruktur auch innerhalb des Stadions im Falle eines Aufstiegs in die Zweite oder Erste Liga schon deutlich nachbessern. Ganz zu schweigen von einer deutlich größeren Kapazität.” Und dann, so sagt Franz Hell mit einem Schmunzeln, “gibt es auf der Herren-Toilette vielleicht nicht mehr nur drei, sondern sogar vier Schüsseln.”
All jenen, die jetzt von Hell erwarten, dass er die Dinge in der ARGE an sich reißt, erteilt der Allesfahrer aber gleich eine Absage. “Ich bin jetzt Teil eines Vorstandes und gebe den Weg nicht alleine vor”, betont er: “Ich bringe meine Überlegungen mit ein, aber will mich da nicht als neuer Messias aufspielen. Die ARGE hat auch bisher gute Arbeit geleistet. Und ich hoffe jetzt einfach, dass ich ein bisschen frischen Wind reinbringen kann.”