VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS-FOTO)

Die Geschichte klingt auf jeden Fall merkwürdig: Wenige Tage nachdem dem TSV 1860 der Wunschspieler von Daniel Bierofka, Fanol Perdedaj, durch die Lappen ging und der Nationalspieler aus dem Kosovo wegen ein paar 1000 Euro mehr auf die Laufzeit bis zum 30. Juni lieber zum Aufstiegskonkurrenten Saarbrücken wechselte, kennt Sportchef Günther Gorenzel jetzt überraschend früh die Budgetzahlen für die Saison 2018/2019 - und zwar für die Regionalliga und die Dritte Liga. “Wir haben jetzt eine ziemlich gute Planungssicherheit für die nächste Saison”, bestätigte der Österreicher am Dienstag innerhalb einer Presserunde: “Mir ist jetzt vollkommen klar, wie die nächsten Schritte aussehen. Wir beschäftigen uns zusätzlich zu den Spielern, die unter Vertrag sind, mit 60 bis 70 Spielern, die wir in der Datei haben und bereits beobachtet haben bzw. über die wir sprechen. Das sind Spieler für beide Ligen.”

1860 droht im Sommer der Abgang von Bierofka: Wie groß ist Ihr Vertrauen noch in Reisinger & Co.?

Umfrage endete am 26.02.2018 07:00 Uhr
Mit Reisinger & Co. hat 1860 keine Perspektive.
64% (3657)
Der "schwäbische Hausfrauen"-Kurs von Reisinger ist genau der richtige. Weiter so!
19% (1104)
Meine Skepsis wächst immer mehr.
17% (992)

Teilnehmer: 5753

Geschäftsführer Michael Scharold wollte am Mittwoch selbst - wie auch Trainer Bierofka - keine Stellung zu den Finanzplänen für die neue Spielzeit beziehen, sondern ließ über Pressesprecher Joachim Mentel ausrichten: “Das sind interne Prozesse. Wir nehmen öffentlich dazu keine Stellung. Die Gremien werden demnächst dazu informiert.” Intern - so heißt es - soll weiter der Rotstift angesetzt werden. Bis heute wurde auch noch nicht der U21-Vertrag von Daniel Bierofka umgeschrieben - aus Sparzwängen?

Wie hoch könnte das Budget der Löwen sein? Der Gesamtetat des Klubs soll in der aktuellen Regionalliga-Saison bei rund drei Millionen Euro liegen (inklusive Jugendarbeit) - und weil der TSV 1860 weiterhin kein fremdes Geld annehmen möchte, kann man davon ausgehen, dass der Etat auch in der nächsten Saison nicht höher sein wird. Zwar könnte man bei Aufstieg mit zusätzlichen Einnahmen aus dem TV-Topf von rund 800.000 Euro rechnen, doch auf der anderen Seite sind - wie noch im Vorjahr - keine Transfergewinne aufgrund von Verkäufen zu erwarten. Mehrerlöse sind dagegen durch die geringe Kapazitätserweiterung des Grünwalder Stadions (von 12.500 auf 15.000 Plätze) möglich. Klar ist: Sollte 1860 tatsächlich in die Dritte Liga aufsteigen, würde der Altmeister von 1966 mit Sicherheit zu den Mannschaften gehören, die mit überschaubarem Budget an den Start gehen würden. Ob die Löwen mit ihrem Etat dann konkurrenzfähig bleiben, steht auf einem anderen Blatt.

Kann 1860 ohne Fremdkapital überleben?

Potente Drittliga-Klubs wie Wehen Wiesbaden (sieben Millionen Euro Etat), Magdeburg (6,7 Millionen Euro) oder der KSC (fünf Millionen Euro) streben jedenfalls mit hohem Einsatz den Aufstieg an – oder versagen wie Osnabrück, das seinen Etat vor der Saison mit acht Millionen Euro bezifferte. Der Tabellen-18. Chemnitz hat drei Millionen Euro zur Verfügung, Rot-Weiß Erfurt als Tabellenletzter 2,9 Millionen Euro.