VON OLIVER GRISS

Nicht wenige Löwen-Anhänger dürften am Dienstagabend - unmittelbar nach dem 2:1-Zittersieg gegen Buchbach - überrascht gewesen sein, als sie von der aktiven Fanszene am Grünwalder Stadion um eine “kleine Spende” gebeten wurden. Irgendwie müssen die Choreografien und Plakate auch bezahlt werden…

Was aber nicht wenige Löwen-Fans ärgern wird: Die Provokationen aus der Kurve. Zunächst wurde die “Fußballabteilung” gefeiert (die Profis, die U21 und die U19 sind in der KGaA angesiedelt), dann wurden Banner mit unfreundlichen Botschaften ausgerollt.

Die erste Zielscheibe: Der Bayerische Fußballverband. Die erste Message: “Hey BFV, im Gegensatz zu Euch haben wir anständige Arbeit. Gegen Spiele unter der Woche.” Was eine deutliche Beleidigung in Richtung Brienner Straße und Verbandspräsident Dr. Rainer Koch ist.
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Man muss als Löwe wissen, dass ausgerechnet Koch es war, der der Vereinsseite nach dem Zwangsabstieg im vergangenen Jahr zur Seite gesprungen ist und beraten hat. Hätte Koch dies nicht getan, wären die Löwen womöglich in die Bayernliga abgestürzt. Und: Ohne Koch hätte es vermutlich keine Löwen-Party im Grünwalder Stadion gegeben. Und die vielen Terminierungen unter der Woche sind vor allem dem Absturz in die Regionalliga geschuldet, weil die meisten Amateurklubs selbstverständlich nicht über eine Rasenheizung verfügen und deswegen Absagen wetterbedingt normal sind. Deswegen kommt’s jetzt zum Termin-Chaos: Viele Löwen-Spiele finden demnächst unter der Woche statt. Ergo: Je höher man aufsteigt, desto klarer ist der Terminplan.

Noch kurioser war das Spruchband in Richtung der beiden Aufsichtsräte Saki Stimoniaris und Peter Cassalette, die früher auf Vereinsseite arbeiteten und seit einigen Wochen nun überraschend Investor Hasan Ismaik vertreten: “Die Mitgliederstimmen für die eigene Karriere benutzen - No Saki & Cassalette.”

Ein Spruch, der das Ziel komplett verfehlt: Ex-Präsident Peter Cassalette war zu seinen aktiven Zeiten bei der Allianz und FTI eine große Nummer und MAN-Betriebsratschef Stimoniaris sitzt im VW-Aufsichtsrat - und VW ist laut Wikipedia das sechstgrößte Unternehmen der Welt. Zudem hat der 46-jährige Stimonaris dem Verein durch dessen Kontakte in den letzten Jahren rund eine Million Euro an Sponsorengelder eingespielt und dafür gesorgt, dass MAN trotz Liga 4 und negativen Schlagzeilen weiter bei der Stange bleibt. Dass die Bierofka-Elf noch einen Mannschaftsbus in der Regionalliga zur Verfügung hat und auch die 1860-Talente zu den Auswärtsspielen reisen können, ist deswegen auch dem großen Löwen-Herz des MAN-Funktionärs zu verdanken.

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Man braucht sich nicht zu wundern, dass sich immer mehr Sponsoren und Gönner von 1860 abwenden, wenn sie mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt werden. Ernst Prost, der ehemalige Liqui Moly-Boss, kann ein Lied davon singen. Er wollte den Löwen helfen und wurde danach missachtet.

Deswegen sollte sich Geschäftsführer Michael Scharold nicht nur bei Dr. Rainer Koch entschuldigen, sondern auch bei Saki Stimoniaris, denn es ist schon lange nicht mehr so, wie der ehemalige Aufsichtsratsboss Sepp Hilz vor Jahren im “Blickpunkt Sport” gesagt hat: “Wir haben viele Freunde.” Aus vielen sind in den letzten Jahren wenige geworden - aber Stimonarias und Koch sind geblieben. Deswegen, Löwen: Verprellt nicht unsere Freunde!