1860-Markenbotschafter Altinger: "Reisinger? Ein Präsident muss repräsentieren und für die Fans da sein!"
- VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (Foto)
- 30.06.2018 12:18
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VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
Comedian Michael Altinger ist einer der wertvollsten Markenbotschafter des TSV 1860. Der 48-jährige Niederbayer hält in diversen TV-Sendungen die Löwen-Fahne hoch und hilft so mit, dass der Traditionsverein im Gespräch bleibt: “Ich bin gern Repräsentant von 1860. Die Leute sollen mitkriegen, dass unser Verein wieder am Kommen ist. Ich schneide schon an meinem Maßbandl, ich kann den 27. Juli, den Start der Dritten Liga nicht mehr erwarten.” Beim jüngsten 4:1-Testsieg in Wasserburg gab Altinger seine Premiere als 1860-Stadionsprecher. dieblaue24 hat den Kabarettisten hinterher zum Interview getroffen.
Servus, Michi Altinger: Wie hat es sich angefühlt, ein Testspiel seiner großen Fußballliebe zu moderieren?
MICHAEL ALTINGER: Es war mir eine große Ehre, dies zusammen mit Achim Bogdahn, der “Sechzig” in seinem Personalausweis stehen hat, zu machen. Es war Balsam auf die Wunden, vor allem nach diesem grausigen Kick der deutschen Nationalmannschaft bei der WM. Da war 1860 München gegen 1880 Wasserburg um Klassen besser. Ich finde es außerdem großartig, wie sich die Löwen in Wasserburg benommen haben, wie sie Autogramme gegeben haben. Es war ein Bild für Götter, wie die Spieler mit den Kindern hinterher gemeinsam ausgelaufen sind. Großartig! Das ist möglich bei 1860 - und so will ich meinen Verein immer sehen. Fannah, sympathisch und leidenschaftlich. Wir haben in Wasserburg auch mal den FC Bayern da gehabt: Da hat Lothar Matthäus bei Autogrammwünschen die Kinder weggeschubst. Das haben sich die Wasserburger gemerkt.
Verraten Sie uns mal: Wie sind Sie Löwen-Fan geworden?
Ich bin Wasserburger und ein Berufener von Karsten Wettberg. Ich habe mit ihm, Horst Schmidbauer oder Bernhard Schmid beim “Sternstunden”-Team gespielt und dann habe ich mir schon nach kurzer Zeit gesagt: Das ist so eine geile Blasn, da will ich mehr dazu gehören.
Dann sind Sie sozusagen ein Spärtberufener…
(lacht): Naja, vor 25 Jahren haben die Löwen nur 2:1 in Wasserburg gewonnen - und da war ich nicht mehr so ein Sechzger. Aber seit 2012 bin ich Mitglied und das bleibe ich auch.
Wie schwer waren für Sie die letzten 12 Monate bei 1860 mit Zwangsabstieg in die Regionalliga und Aufstieg in die Dritte Liga?
Ich war seit dem Absturz bei fast jedem Heimspiel in der Stehhalle: Die Euphorie war unglaublich, das war wie Champions League. Jedes Heimspiel ist ein Fest. Und klar ist: Keiner kann so schön schimpfen wie ein Sechzger-Fan, wenn es nicht so läuft. Aber auch das macht großes Vergnügen, aber wenn dann so ein Happyend wie gegen Saarbrücken mit dem Elfmeter von Sascha Mölders rauskommt, dann ist das seelische Exstase pur. Ich habe auch einen Teil vom Grünwalder Rasen, der am Elfmeterpunkt, bei mir im Garten…
Im Sport funktioniert’s, aber auf Gesellschafterebene dagegen ist das Klima nachwievor angespannt…
Das finde ich richtig schlimm, weil ich das Gefühl habe, dass diese Diskussion kein Ende findet. Und spätestens wenn wir wieder in der Zweiten Liga sind, und das kann relativ schnell sein, dann geht der Mist wieder von vorne los. Ich hoffe so, dass man einmal miteinander an einem Strang ziehen kann, aber die Situation ist so verfahren. Wenn ich mich mit beiden Lagern unterhalte, muss ich sagen: Beide haben irgendwie recht. Aber beide Lager müssen verinnerlichen: Wir sind alles Löwen! Natürlich wollen wir alle ein Stadion. Aber leider sind die Fronten in unserem Verein so verhärtet.
Wie sehen Sie die ewige Stadion-Diskussion? Das Grünwalder Stadion bietet nur Platz für 15.000 Menschen.
Es gibt ja tolle Pläne für den Umbau. Hans Vonavka (Sprecher PRO1860, d. Red.) hat sie mir mal gezeigt, die haben nichts mit den Schwabl-Plänen zu tun. Die sind wunderbar, da kann man vom Stadion aus über die ganze Stadt blicken. Das muss doch umsetzbar sein: Schaut doch einfach mal nach Glasgow! Da stehen zwei Stadien direkt in der Stadt nebeneinander. Es ist alles machbar, wenn der Traum da ist und die richtigen Leute diesen Traum träumen. Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass 1860 ein großes Publikum hätte. Wenn der Verein erfolgreichen Sport bietet, dann würden 60.000 bis 70.000 Zuschauer kommen…
Hand aufs Herz: Wie bewerten Sie das Präsidium? Es gibt hier unterschiedliche Auffassungen…
(überlegt): Ich würde mir wünschen, wenn Präsident Robert Reisinger öfter auf der Bildfläche erscheint, denn von ihm hört und sieht man eigentlich gar nichts. Man weiß um seine Position, das ist schon klar. Wir wissen alle, woher Reisinger kommt und dass er kein großer Ismaik-Fan ist. Ich würde mich freuen, wenn man von ihm klare Statements in der Zeitung liest. Ich erwarte von einem Präsidenten, dass er mehr repräsentiert und auch für die Fans da ist. Froh und dankbar bin ich allerdings, dass er sich bei den Verhandlungen mit Ismaik ruhig verhalten hat, sonst hätten wir jetzt ein Problem.
Bei der Aufstiegsparty auf dem Bus hatte Reisinger dafür “Scheiß FC Bayern” ins Mikro gebrüllt: Darf man das als ranghoher 1860-Funktionär?
Um Gottes Willen. Zu einem professionellen Verhalten gehört es sich nicht, dass man solche Parolen rausposaunt.
Wie sehen Sie Investor Hasan Ismaik?
Seine zwei Millionen waren großartig. Wenn das Geld eine Woche später oder gar nicht kommt, dann sind alle Wunschspieler von Daniel Bierofka weg. Man muss Ismaik auch ein klein wenig verstehen: Wer zahlt, soll schon auch ein bisschen anschaffen.
Bei Trainer Daniel Bierofka gibt es keine zwei Meinungen: Er ist der Liebling der Fans.
Biero ist eine Figur, die der Verein braucht. Die Tradition ist unser Potential. Ich würde mir auch wünschen, dass man für Benny Lauth einen Platz findet. Ich frage mich: Warum schaffen das die Bayern, aber wir seit 50 Jahren nicht?