VON OLIVER GRISS

Löwen-Legende Karsten Wettberg (76) hat mehrere Monate das “Team Profifußball” unterstützt - das dieblaue24-Interview:

dieblaue24: Herr Wettberg, wie bewerten Sie den Löwen-Abend des “Team Profifußball” gestern in der Isarpost?

KARSTEN WETTBERG: Ich hätte zumindest erwartet, dass eine Diskussion stattfindet, aber das wurde kurzfristig abgeblasen - warum auch immer. Ich hätte gerne auch noch was gesagt.

Was denn?

Dass 1860 nur überleben kann, wenn baldmöglichst in die Zweite Liga aufgestiegen wird und alles unternommen werden muss, dass Verein und Investor Hand in Hand arbeiten. Aber was mich heute leicht irritiert hat: Ich habe in der “tz” gelesen, dass der Aufstieg in die Dritte Liga auch durch die e.V.-Funktionäre passiert ist. Das entspricht nicht den Tatsachen. Es gibt in erster Linie Daniel Bierofka, in zweiter Linie Daniel Bierofka - und in dritter Linie die Mannschaft und die sportliche Leitung um Günther Gorenzel. So fair sollte man schon. Ich sage das ganz vorsichtig: Was sich der Verein anheften kann, ist aber durchaus der Umzug ins Grünwalder Stadion.

Hat 1860 eine Zukunft in diesem Stadion?

Unter diesen Gegebenheiten habe ich eine klare Meinung: Nein! Es fehlt an Logen, Business Seats und Volumen. Nochmal: Ich bin kein Feind des Grünwalder Stadions. Ich habe vor Jahren auch mitgewirkt, dass das Stadion nicht abgerissen wird. Das vergessen die Leute immer.

Hatten Sie in der Isarpost auch die Gelegenheit, sich mit Präsident Robert Reisinger zu unterhalten?

Wir haben nur Servus gesagt: Reisinger redet nicht mit mir - ich habe ja keine Funktion mehr bei 1860. Ich rede aber mit Roman Beer, den ich weiterhin als sehr engagierten Löwen sehe.

Wer sollte aus Ihrer Sicht unbedingt in den Verwaltungsrat gewählt werden?

Es muss sportliche Kompetenz in den Verwaltungsrat: Schade, dass sich nur Bernhard Winkler stellt, aber vielleicht ist das ein Anfang. Aber es sind auch hervorragende Kandidaten im “Team Profifußball” vorhanden.

Verwaltungsrat gesucht: Welchen Block wählen Sie?

Umfrage endete am 01.08.2018 11:00 Uhr
Team Profifußball um Bernhard Winkler
41% (1264)
Ich wähle neun einzelne Personen, die ich für geeignet halte.
24% (747)
Team Pro1860 um Markus Drees
18% (547)
Ich wähle nicht!
17% (510)

Teilnehmer: 3068

Auch Pro1860 will jetzt einen Block vorschlagen - die Begründung von Hans Vonavka in der “tz” lautet so: “Glücklich sind wir darüber nicht. Wir sehen uns aber genötigt, weil das Team Profifußball die Autonomie des Vereins untergraben möchte.” Wie sehen Sie das?

Warum haben sie die Autonomie des Vereins untergraben? Das verstehe ich nicht. Sie haben in jeder Versammlung gesagt, dass sie nicht als Block auftreten. Was auch falsch ist: Ich bin jetzt drei Monate dabei - und kein einziges Mal hat das Team davon gesprochen, dass es im Verein 50+1 kippen will. Der Vonavka ist ein 100-Prozent-Löwe, aber auch er sollte alles dafür tun, dass die Gräben zugeschüttet werden und nicht Unwahrheiten verbreiten.

Vonavka klagte außerdem: “Ich verstehe nicht, dass man die, die das mit möglich gemacht haben, jetzt zum Teufel jagen möchte und durch Leute ersetzen will, die von 1860 keine Ahnung haben.”

Ich habe von niemanden gehört, der Bierofka oder Gorenzel zum Teufel jagen möchte. Niemand hat die Arbeit von Karl-Christian Bay kritisiert. Das öffentliche Interview von Robert Reisinger in der Halbzeit des Bayreuth-Spiels war sinnbildlich für 1860: ‘Wir haben ja schon vier Verstärkungen.’ Nichts gegen die Spieler, aber diese Verstärkung wäre nicht ausreichend gewesen, um in der Dritte Liga zu bestehen. Das Geld von Hasan Ismaik war bitter nötig. Es zeigt mir, dass Karl-Christian Bay und Saki Stimoniaris eine Basis gefunden haben, auf Augenhöhe zu verhandeln. Das ist unser Weg.

Wie stehen Sie zu Ismaik?

Wenn das Geld nicht gekommen wäre, dann hätte ich wieder an Ismaik gezweifelt. Ich muss auch ganz klar sagen: Es gibt keine Alternative zu Ismaik. Die Nadelstich-Politik hilft 1860 nicht weiter, und hinwerfen wird er nicht: Das lässt sein Stolz nicht zu. Ich kenne auch keinen einzigen Ehemaligen, der sagt: ‘Dieser Investor gehört weg.” Es geht nur miteinander.