VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Lautern gegen Sechzig, Teufel gegen Löwe, Tradition gegen Tradition - Fußball-Herz, was willst Du mehr? Während dieblaue24 seit 2011 über den TSV 1860 berichtet, gibt es seit 2000 (!) ein Pendant in der Pfalz: Das Online-Portal “Der Betze brennt” von Fans für Fans. Das db24-Interview mit Thomas Hilmes, Jahrgang 1980, seit 1990 FCK-Fan.

dieblaue24: “Der Betze brennt” ist der ältere Bruder von dieblaue24: Erzähl mal, wie lange gibt es Euch schon und wieviele Leute arbeiten für Euch?**

THOMAS HILMES: Der Betze brennt gibt es schon seit dem Jahr 2000, damals gestartet als Unterschriftensammlung für das kontrollierte Abbrennen von bengalischen Feuern. Daher stammt auch der Name, der gleichzeitig ein gängiger Slogan für gute Stimmung auf dem “Betze” – also im Fritz-Walter-Stadion – ist. Über die Jahre hinweg kamen dann immer mehr Inhalte und Mitstreiter dazu, bis hin zum heutigen Format als Online-Magazin, mit dem wir alle relevanten Themen rund um den FCK abdecken möchten.

Macht ihr das Vollzeit oder als reines Hobby?

Angefangen hatte alles als reines Hobby, was in dem heutigen Umfang aber so nicht mehr zu stemmen wäre. Seit einigen Jahren setzen wir deshalb auf eine gute Mischung aus Beruf und Hobby, die wir weiter vorantreiben möchten – wobei natürlich die Leidenschaft für den FCK niemals fehlen darf, wir sind alle gleichzeitig auch Dauerkarteninhaber und Vereinsmitglieder.

Wie geht der FCK damit um? Habt Ihr einen Draht in den Verein?

Natürlich muss man als Fan ebenso wie als Journalist auch mal die (Fehl-)Entscheidungen der Vereinsverantwortlichen kritisieren, was “oben” dann manchmal nicht so gut ankommt. Alles in allem legen wir aber trotzdem Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen, auch aus journalistischer Sicht, gleichzeitig aber auch auf unsere Unabhängigkeit.

Ihr habt über 40.000 Facebook-Freunde: Wie hoch war Euer Seiten-Traffic im Jahr 2017? dieblaue24 lag bei 43 Millionen Seitenaufrufen…

Auf unserer Hauptseite www.der-betze-brennt.de hatten wir 2017 knapp 38 Millionen Klicks.

Wie schwer ist es als Fan, den FCK zu begleiten. Früher Deutscher Meister, jetzt Dritte Liga…

In den letzten Monaten war oftmals der Spruch “Liebe kennt keine Liga” zu hören, was natürlich auch stimmt. Und gerade am Beispiel 1860 kann man ja auch erkennen, dass so ein Jahr in der Unterklassigkeit auch mal positive Aspekte haben kann. Trotzdem will sich keiner vom FCK hier dauerhaft einrichten, sondern wir fahren auch lieber nach Dortmund und Schalke als nach Ingolstadt und Lotte.

Wer ist schuld an diesem Absturz?

Der Misserfolg hat viele Väter. Im Prinzip wurden schon seit der Deutschen Meisterschaft 1998 zu viele Fehler gemacht, auch beim Stadionausbau, aber vor allem im sportlichen Bereich. In den letzten sechs, sieben Jahren hat sich die Abwärtsspirale dann immer mehr beschleunigt.

Trotzdem heißt es: In Lautern herrscht Aufbruchstimmung. Wie geht das nach so einem Abstieg? Beim Tag der offenen Tür waren 15.000 Menschen da…

Das ist so eine besondere Eigenheit der FCK-Fans: Wenn wir gebraucht werden, dann sind wir halt da. Und Hoffnung hat man sowieso immer wieder in jedem Sommer aufs Neue. Hier wird alles ein bisschen extremer gelebt als bei irgendwelchen Modevereinen, was im Umkehrschluss aber natürlich auch bedeutet, dass der Frust und die Enttäuschung übermäßig groß sein können. Ein guter Saisonstart wäre auf jeden Fall förderlich, um die gute Aufbruchstimmung beizubehalten.

Was rechnet Ihr Euch für die Dritte Liga aus?

Es kann nur ein Ziel geben und dessen ist sich bei allem Respekt vor der Liga und den Gegnern auch jeder im Verein bewusst: Der sofortige Wiederaufstieg!

Kommt 1860 zu einem ungünstigen Zeitpunkt - oder ist Euch ein Aufsteiger gerade recht?

Ein viel besseres Heimspiel als gegen 1860 könnte es zum Auftakt kaum geben: Viele Zuschauer, gute Stimmung, schönes Wetter - da fehlen nur noch die drei Punkte, könnte man fast sagen. Wobei Sechzig aber keinesfalls als normaler “Aufsteiger” angesehen wird, sondern durchaus als Team mit Potential. Auch dass so viele Löwenfans die Reise mit antreten, ist super erfreulich.

Wie verfolgt ihr 1860 aus der Ferne - wie bewertet ihr dort die Entwicklung?

Der Abstieg scheint 1860, falls man das so dreist formulieren darf, sogar ein bisschen gut getan zu haben. Der Investor wurde gebremst, die Rückkehr ins Grünwalder Stadion endlich geschafft und nicht zuletzt hat sicherlich auch der sportliche Erfolg für gute Stimmung gesorgt. Aus der Ferne betrachtet sieht das alles schon viel besser aus als die Jahre des Rumdümpelns in der Zweiten Liga und in der Bayern-Arena. Da hatte man selbst als leidgeplagter FCK-Fan schon öfter ehrlich gemeintes Mitleid mit Euch Löwen, wenn ich beispielsweise an unser Auswärtsspiel im Dezember 2014 vor gefühlt 70.000 leeren Plätzen in der Arena zurückdenke.

Lautern hat seit Jahren mit finanziellen Problemen zu kämpfen: Wo kommen diese her?

Wie schon gesagt: Hauptsächlich sind es die sportlichen Fehlentscheidungen. Überforderte Vereinsbosse, schlechte Transfers, falsche Trainer und so weiter. Das kostet alles Geld, und beim FCK kommen dann noch verhältnismäßig hohe Stadionkosten – bei oft nur halb vollem Betze in der zweiten Liga – dazu und in die Zukunft verschobene Schulden wie aktuell etwa die 2019 fällige Fan-Anleihe in Höhe von knapp sieben Millionen Euro.

Warum ist noch kein Investor beim FCK eingestiegen?

Zunächst wurde im letzten Monat ja gerade erst die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung beschlossen. Aktuell werden Gespräche mit potentiellen Investoren geführt und gleichzeitig die juristischen Formalitäten abgehakt. Am Ende ist es so geplant, dass neben sorgfältig auszuwählenden größeren Investoren unter anderem auch Fans als Kleininvestoren einsteigen können sollen. 1860 München und Hasan Ismaik wurden von der Lautrer Vereinsführung übrigens ausdrücklich als abschreckendes Beispiel genannt, wie es in Kaiserslautern auf keinen Fall laufen sollte.

Lebt eigentlich noch die Fanfreundschaft zwischen Lautern und 1860?

Ich denke schon! Bei FCK-Spielen sieht man jedenfalls immer Fans mit Freundschaftsschals und -fahnen, einzelne Fanclubs pflegen auch rege Kontakte und für den ersten Spieltag sind sowieso alle Löwen-Fans in Kaiserslautern herzlich willkommen. In so großem Rahmen wie in den 1990er Jahren wird die Fanfreundschaft allerdings nicht mehr gelebt.

Daniel Halfar bekam nach dem Abstieg keinen neuen Vertrag mehr beim FCK: Hat er seine Karriere beendet?

Daniel Halfar hatte leider schon seit Jahren mit Hüft-Problemen zu kämpfen. Aktuell ist sein Vertrag ausgelaufen, er wurde zwei Mal operiert und nun wird in aller Ruhe geschaut, ob er seine Spielerkarriere noch mal fortsetzen kann oder sie mit 30 Jahren vorzeitig beenden muss.

Euer Tipp?

Der FCK gewinnt!