VON OLIVER GRISS UND LEONHARD HUBER (FOTO)

Der Pfälzer Bube Thomas Riedl (42) ist der Fußball-Gott des TSV 1860. Sein 1:0-Siegtor am 27. November 1999 gegen den FC Bayern ist unvergessen. Wie es der Zufall will, spielen seine beiden Ex-Klubs, Lautern und 1860, am ersten Spieltag der Dritten Liga gegeneinander. Das db24-Interview:

dieblaue24: Lautern gegen 1860: Herr Riedl, Ihre beiden Ex-Klubs spielen zum Drittliga-Auftakt gegeneinander: Juckt´s schon?

THOMAS RIEDL: Sie werden es nicht glauben. Ich kann leider nicht ins Stadion. Ich bin mit meiner Mannschaft, der Fritz-Walter-Jugend, beim Sportfest in Idar-Oberstein. Trotzdem hoffe ich, dass ich die Zwischenstände mitbekomme (lacht).

Wie gut ist Lautern beinander?

In Lautern ist die Euphorie riesengroß: Beim Tag der offenen Tür waren 15.000 Fans da, die Vorbereitung lief zudem sehr gut. Die Fans haben wieder richtig Bock auf Fußball. Die letzten zwei, drei Jahren immer gegen den Abstieg zu spielen, das war richtig schwer. Ich denke, dass die Bude voll ist.

Wie haben Sie die Löwen-Rückkehr in den Profifußball wahrgenommen?

Der Aufstieg aus der Regionalliga war eine ganz schwere Sache, und keine Selbstverständlichkeit, weil die Meister nicht direkt aufsteigen. Für Sechzig war es das Beste, was passieren kann - der direkte Wiederaufstieg in den Profifußball. Der Biero hat das super gemacht, jetzt kann der Weg weiter gegangen werden.

Sie haben es erwähnt: Daniel Bierofka hat den größten Anteil an der neuen Löwen-Euphorie.

Ich kann mich noch gut an Bieros erste Saison bei 1860 erinnern: Er war immer sehr nervös vor den Spielen. Ich glaube, sein Vater hat ihm immer eine Liste mitgegeben. Er war also schon früher sehr gut vorbereitet (lacht). Seine Emotionen, sein Engagement sind Gold für Sechzig wert. Es ist nicht so, dass jeder gute Fußballer Trainer werden kann: Dazu gehört schon Qualität - und Biero war damals zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort…

Wer gewinnt das Traditionsduell?

Das wird eine ganz enge Kiste. Ich sehe beide Mannschaften nicht im ganz oberen Favoritenkreis, aber Lautern und 1860 werden eine gute Rolle in der Dritten Liga spielen.

Wieviel Erinnerung haben Sie noch an Ihren großen Tag, an das furiose Derby-Tor gegen Oliver Kahn? Liegt ja schon 19 Jahre zurück…

An diesem Tag steht das Handy nicht still. Das war keine Meisterschaft, die wir entschieden haben, aber das Münchner Derby ist ähnlich. Die Leute erinnern sich gerne an diesen Tag - und ich komme immer wieder gerne nach München zurück.

Eigentlich sollten Sie bei diesem geschichtsträchtigen Derby-Sieg gar nicht spielen…

Das ist richtig. Eigentlich sollte Daniel Borimirov spielen, aber dann hatte Werner Lorant eine Idee (lacht). Ich hatte die zwei Wochen vorher nicht gespielt, war auf der Tribüne und auch im Abschlusstraining stand ich in der B-Elf. Beim Frühstück kam Lorant zu mir und sagte: “Riedl, Du spielst!” Der Werner hatte einen großen Traum. Ich glaube, der Werner hatte die “BILD”-Zeitung an dem Tag gelesen. Thomas Nuggis hatte geschrieben: “Riedl: Heute schieße ich die Bayern ab.” Das hatte ich zwar gar nicht so gesagt, aber das war mir hinterher scheißegal…

Wie war die Party danach?

Ich bin am nächsten Tag mit Icke Häßler durch die Innenstadt und an den Häusern hingen weiß-blaue Fahnen. Man sieht, in München gibt es brutal viele Sechzig-Fans. Wir hatten in dieser Saison eine Mannschaft mit großem Charakter. Wir waren jeden Dienstag mit der gesamten Mannschaft immer unterwegs - das gibt es heute nicht mehr. Jeder hat es dem anderen gegönnt, wen er gespielt hat. Der Teamspirit war ausschlaggebend für die Runde, Platz vier war ja keine Routine für Sechzig (lacht).