VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Wenn Daniel Bierofka (39) sein Notizbuch rausholt und viel schreibt, dann ist das meist kein gutes Zeichen. Bei der 0:1-Niederlage in Kaiserslautern notierte sich der Löwen-Trainer mehr als gewohnt. Natürlich hat auch Bierofka die Schwachstellen in seiner Mannschaft ausgemacht: “Wir müssen in der Dritten Liga aufpassen: Da wird jeder Fehler gnadenlos bestraft, vor allem gegen eine Mannschaft wie Kaiserslautern. Ich glaube, Kaiserslautern könnte mit dieser Mannschaft auch in der Zweiten Liga spielen. Die haben außerdem auch das höchste Budget.” Was die Löwen bis zur Heimpremiere gegen die Sportfreunde Lotte (Samstag, 14 Uhr, dieblaue24-Liveticker) korrigieren müssen:

Der Torwart: Prinzipiell war Hendrik Bonmann, die neue Nummer 1 des TSV 1860, ein starker Rückhalt auf dem Betzenberg. Gleich mehrere Eins-gegen-Eins-Duelle entschied er für sich. “Henne hat seine Chance genutzt”, lobte Trainer Bierofka den Ex-Dortmunder: “Er hat gut gespielt, er hat mehrere Situationen entschärft, die nicht so einfach waren.” Allerdings: Bei Flanken muss Bonmann noch deutlich an sich arbeiten und das richtige Timing finden.

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Die Viererkette: Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Routinier Jan Mauersberger (db24-Note 3) in der Halbzeit brannte es nach dem Wechsel teilweise lichterloh in der Löwen-Abwehr - das sah auch Bierofka so: “Mauer hat’s in der ersten Hälfte gut gemacht. Er hat jeden Kopfball gewonnen. Man hat’s in der zweiten Hälfte gesehen, dass wir hinten nicht mehr so präsent waren.” Kapitän Felix Weber wurden einige Male die Grenzen aufgezeigt, vor allem in punkto Schnelligkeit und Umsetzung. Bei den Außenverteidigern Herbert Paul und Phillipp Steinhart sah man Licht und Schatten. Paul, der aus Schweinfurt kam, hat beste körperliche Voraussetzungen, muss aber seine Fehlerquote minimieren - so wie vor dem 0:1. Eric Weeger, aber auch der hochtalentierte Leon Klassen, warten auf ihre Chance. Einen ordentlichen Einstand gab die Bochumer Leihgabe Simon Lorenz als Mauersberger-Ersatz. Bierofka: “Er hat im Rahmen seiner Möglichkeiten gespielt.”

Das Mittelfeld: Auch wenn der zweitliga-erfahrene Quirin Moll vor dem 0:1 wegrutschte, war er mit Abstand bester Löwe im Mittelfeld. Allerdings gelang es auch dem Ex-Braunschweiger nicht, in der Druckphase der Lauterer mit Daniel Wein das Spiel der Löwen richtig zu regulieren. “Wir konnten die Bälle nicht mehr halten”, moniert Bierofka. Phasenweise hatten die neutralen Beobachter auch das Gefühl, dass die Löwen dem Tempo der Lauterer nicht gewachsen sind, insbesondere in den letzten 30 Minuten. Die Flügel der Löwen waren quasi nicht existent. Nico Karger enttäuschte auf der linken Seite wie Marius Willsch und Stefan Lex auf der rechten Seite. “Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns im Eins-gegen-Eins mehr zutrauen. Wir brauchen noch mehr Überzeugung”, erklärte Bierofka, der bei seiner Analyse noch nicht den Stab über Neuzugang Lex brechen wollte: “Lex braucht noch ein bisschen. Er muss mehr Überzeugung in sich selbst wieder finden. Er hat gute Laufwege, er wird wieder kommen. Sicher.”

Der Angriff: Dass das Sturm-Duo Sascha Mölders und Adriano Grimaldi meist in der Luft hing, lag auch daran, dass sie meist nur mit hohen Bällen angespielt wurden. Zudem kamen über Außen kaum verwertbare Zuspiele. Bierofka: “Beide waren bemüht, Adi hat Pech mit seinem Pfostenschuss. In der zweiten Hälfte konnten sie sich nicht mehr durchsetzen.”

Die Kraft: Nach 60 Minuten bauten die Löwen konditionell überraschenderweise stark ab, sie konnten dem Zweitliga-Absteiger nur noch wenig entgegen setzen. Dabei war die Fitness in der vergangenen Saison die große Stärke des TSV 1860. Oder war’s der Hitze von 36 Grad und der ohrenbetäubenden Bundesliga-Kulisse von 41.324 Fans geschuldet, dass die Gegenwehr in der Schlussphase immer mehr schwand?