VON OLIVER GRISS

Erst vor ein paar Tagen hat Daniel Bierofka nach der unglücklichen 0:1-Heimpleite gegen den KFC Uerdingen einen durchaus zutreffenden Satz gesagt: “Wenn unsere Spiele nach 85 Minuten abgepfiffen werden würden, würden wir vorne stehen.”

So langsam dürfte Bierofka seinen Zweckoptimismus aber verlieren: Auch bei der Pokalpleite gegen den guten Zweitligisten Holstein Kiel kassierte seine Mannschaft in der Schlussviertelstunde die entscheidenden Gegentreffer und verlor mit 1:3. Verdient, weil die Löwen das Niveau und Tempo der ersten Hälfte nach dem Seitenwechsel nicht halten konnten und sich das intensive Spiel der Sechziger - je länger die Partie dauerte - wie ein Kolbenfresser auf einen Rennmotor auswirkte. Der am Ende saftlos wirkende TSV 1860 verteilt so immer wieder Geschenke, die jeder Gegner freilich gerne entgegen nimmt.

Natürlich gibt es keine zwei Meinungen, dass sich mit Holstein Kiel ein ambitionierter Zweitligist, der vor kurzem noch den HSV furios mit 3:0 besiegte, im Grünwalder Stadion vorstellte, doch der erneute Substanzverlust sollte Warnung genug sein für die Löwen: Muss der TSV 1860 seine draufgängerische Spielweise umstellen? Rationalität ist möglicherweise das Zauberwort, um in der Dritten Liga bestehen zu können. Aber auch das ist ein Lernzprozess.

Auffallend: Vor allem Adriano Grimaldi, der neue Publikumsliebling der Giesinger, ist während seiner Einsatzzeit auf dem Platz vorne und hinten zu finden. Das kostet Kraft ohne Ende. Schade, dass es in der Dritten Liga keine Daten für die Laufleistung der Spieler gibt - Grimaldi hätte garantiert Spitzenwerte. Und genau darin liegt vermutlich der Schlüssel für den Umschwung: Gelingt es dem TSV 1860 - und insbesondere auch Grimaldi - die vorhandenen Kräfte besser einzuteilen und nicht der Meinung zu sein, nach Kilometern bezahlt zu werden, wird sich das schon in Aalen auf das Punktekonto auswirken.