VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wie entwickelt sich der Fußball in Deutschland? Mit der einseitigen Aufkündigung des Dialogs mit dem DFB und der DFL sind die Anhänger im Kampf um die Werte des Fußballs erneut auf Konfrontationskurs gegangen. “Ihr werdet auch in dieser Saison von uns hören!”, kündigte der Zusammenschluss der Fanszenen in einem Statement an. Bei der 1:3-Pokalpleite des TSV 1860 gegen Holstein Kiel war auch diese Botschaft in der Westkurve zu lesen.

In der vergangenen Saison habe sich der Eindruck manifestiert, “dass der Fußballsport noch weiter seiner sozialen und kulturellen Wurzeln beraubt werden soll, um ihn auf dem Altar der Profitgier von den Verbänden auszunehmen”, teilte das vor zwölf Monaten entstandene Bündnis der Fankurven mit. “Aus diesem Grund sehen wir keine andere Möglichkeit, als die Gespräche mit sofortiger Wirkung zu beenden und den Protest noch engagierter als zuvor in die Stadien zu tragen.”

DFB & DFL im Visier: Wie bewerten Sie den Protest der aktiven Fanszene?

Umfrage endete am 05.09.2018 10:00 Uhr
Absolut richtig! Der Fußball befindet sich auf Abwegen!
60% (1816)
Ich halte nichts davon: Fußball ist auch Kommerz - selbst schon in der C-Klasse!
32% (977)
Mir egal: Ich will nur meine Löwen sehen - ob mit oder ohne Geld.
8% (229)

Teilnehmer: 3022

Der DFB reagierte in einer Stellungnahme ebenso wie die DFL “mit Bedauern” auf den Schritt. Die Dachorganisationen empfanden den “Austausch bislang als offen und konstruktiv”, hieß es in der am Dienstagabend veröffentlichten Erklärung. DFL und DFB stünden nach der einseitigen Aufkündigung “weiterhin für einen Meinungs- und Ideenaustausch zur Verfügung”. Dieser solle jedoch “sachlich und auf Faktenbasis geführt werden. Pauschale Beschuldigungen gegen die Verbände oder handelnde Personen sind nicht zielführend und werden vom DFB und von der DFL nachdrücklich zurückgewiesen”.

Zu den größten Ärgernissen der Fanszene gehört die Einführung von Montagsspielen in der 3. Liga. Die für die Zuschauer unfreundlichen Anstoßzeiten hatten schon bei der Premiere in der Bundesliga, wo seit der Vorsaison fünfmal montags gespielt wird, für einen Aufschrei und massive Proteste gesorgt. Aus Sicht der Fans habe sich auch in Sachen Sportgerichtsbarkeit keine Verbesserung eingestellt. Der DFB habe seine bisher “intransparenten Strafen in horrenden Höhen” lediglich in Formen gegossen und sein “willkürliches Ersatzstrafrecht in einem Strafenkatalog” manifestiert. Ein weiterer Aufreger ist die “vermeintliche Neuregelung der Regionalligen”. Diese sei “in einem Hauruckmanöver zu einem Glücksspiel umfunktioniert” worden. Mit der Pilotphase für die einheitliche Behandlung von Fanutensilien wurde zudem “ein Papiertiger geschaffen, der bis heute keine Ergebnisse vorzuweisen hat”, kritisieren die Fans. Und: “Wir sind weiterhin bis in die Haarspitzen motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdung des Fußballs durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung einzutreten”, heißt es in der Mitteilung, “…und wissen Zehntausende Unterstützer in den Kurven des Landes hinter uns.”