Hannover-Präsident Kind provoziert die DFL - um 50+1 zu kippen?
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 11.10.2018 13:59
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
Hat Martin Kind ein Schlupfloch in der 50+1-Regel gefunden - oder spielt der Präsident von Hannover 96 jetzt mit dem Feuer samt Lizenz-Entzug? Der Hörgeräte-Unternehmer hat die Satzung seiner Profi-Gesellschaft (KGaA) geändert und auch schon beim Handelsregister eintragen lassen.
Zur Erklärung: Die neuen Eintragungen bringen Kind und Drogerie-König Dirk Rossmann mehr Macht im Verein. Die Vereins-Gesellschaft (Management GmbH) benötigt jetzt für alle Geschäfte (Transfers, Verträge) mit einem Volumen von mehr als 150 000 Euro die Zustimmung vom KGaA-Aufsichtsrat. Dort sitzen zwei Vereins-Vertreter (ohne Stimmrecht) und sechs von den Investoren (mit Stimmrecht). “Somit treffen jetzt nur noch die Geldgeber sämtliche Entscheidungen”, sagte Robin Krakau von der IG Pro Verein 1896.
Wird so 50+1 ausgehebelt?
Eigentlich steht in der DFL-Satzung, dass Änderungen unverzüglich zu melden sind. Die DFL hat Kind nun zur Stellungnahme aufgefordert, dies hat der Präsident nun getan. Theoretisch könnte der DFB im Sommer Hannover 96 die Bundesliga-Lizenz verweigern - ist es genau das, was Kind will, um im Schnellverfahren die aus seiner Sicht lästige 50+1-Regel zu kippen?
96-Aufsichtsrat Ralf Nestler, der einer Kind-Opposition angehört, sagt: “Wenn der Mutterverein nicht mehr uneingeschränkt […] das Bestimmungsrecht ausüben kann, liegt ein Verstoß gegen die 50+1-Regel und damit gegen die Satzungen von DFB, DFL und NFV, zugleich auch ein Lizenzverstoß bei der DFL vor.”
Die Investoren-Seite um Hasan Ismaik beim TSV 1860 wird den Vorstoß von Martin Kind genau beobachten. Dem Jordanier gehören 60 Prozent der Fußballfirma. Im Januar hat er sich aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen, lässt seitdem seine Münchner Statthalter Saki Stimoniaris und Peter Cassalette gewähren.