VON OLIVER GRISS

Grundsätzlich sei gesagt: Jeder Löwe, der sich fürs Ehrenamt hergibt, verdient höchste Anerkennung und Wertschätzung. Trotzdem ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass es einigen nicht um den TSV 1860, sondern vielmehr um das eigene Pöstchen geht. Der Verein hat sich, auch wenn die Mitgliederzahlen zuletzt gestiegen sind, nicht weiterentwickelt - im Gegenteil: Die Löwen werden alles andere geführt wie ein Wirtschaftsunternehmen, sondern eher wie ein besserer Kramerladen. “Wir haben ein Strukturproblem”, sagte der erfolgreiche Geschäftsmann Thomas Hirschberger auf dem db24-Stammtisch am vergangenen Wochenende im Grünwalder Stadion völlig zurecht. Es fehlt aber nicht nur an Strukturen, sondern auch an Konzepten und Persönlichkeiten. Der TSV 1860 im Jahr 2019 - Fehler im System.

Selbst Geschäftsführer Michael Scharold, der mit der 50+1-Regel im vergangenen Jahr als Geschäftsführer durchgedrückt wurde, hat erkannt: Bei 1860 läuft beispielsweise in der Sponsorenpflege vieles schief, das hat der Löwen-Boss auch gegenüber der “SZ” festgestellt. Unternehmen wie Hacker-Pschorr oder MAN wurde auf die Füße gestiegen. Laut “TZ” soll Scharold für seine offene Kommunikation von der e.V.-Seite einen Rüffel bekommen haben.

Hat der TSV 1860 ein Strukturproblem?

Umfrage endete am 11.02.2019 21:00 Uhr
Ja, natürlich!
78% (4125)
Ich finde, Reisinger ist zumindest gerade dabei, den Verein zum Positiven zu verändern.
18% (970)
Nein, es ist doch alles bestens!
3% (162)

Teilnehmer: 5257

Genau das, was Investor Hasan Ismaik gerne vorgeworfen wird, wird selbst praktiziert: Es steht nicht der größtmögliche Erfolg des TSV 1860 im Mittelpunkt, sondern ein von Eitelkeiten geführter Klub. Es gibt vom Präsidium Reisinger bislang keinen Lösungsvorschlag, um den Profifußball auf stabile und vor allem erfolgreiche Beine zu stellen. Nur zum Vergleich: Der 1. FC Magdeburg hatte in der vergangenen Saison einen Etat von acht Millionen Euro zur Verfügung und stieg damit in die Zweite Liga auf. Der KFC Uerdingen steckt in dieser Saison das selbe Volumen in das große Ziel Durchmarsch. Die Löwen könnten für die neue Saison ein Budget von nur rund drei Millionen Euro haben. Was das heißt, das kann sich jeder selbst ausmalen.

Was der Verein zudem gerne unter den Tisch fallen lässt: Ohne die Darlehen von Hasan Ismaik hätte der Verein nicht mal mehr akzeptable Trainingsbedingungen. Der Jordanier hat 2016 mehrere Millionen Euro in die Infrastruktur an der Grünwalder Straße (Plätze, Fitnessanlage) gesteckt, damit die Fußballer (auch die e.V.-Teams ab der U9 bis zur Vierten übrigens) beste Bedingungen vorfinden. Alles schon vergessen, Löwen?

Der TSV 1860 braucht endlich Macher, Menschen, die keine Plattform brauchen, um ins Rampenlicht zu kommen, sondern Macher, die aufgrund ihres Netzwerkes und ihrer Wirtschaftskompetenz den Verein weiterbringen können. Hirschberger und auch Saki Stimoniaris sind solche Löwen. Das haben sie in ihrem Leben oft genug bewiesen. Das größte Problem bei 1860: Erfolgreiche Menschen, die auf ein Lebenswerk zurückblicken können, werden sofort im Internet diskreditiert oder auf einer Mitgliederversammlung aufs Übelste beleidigt. Frag nach bei Bernhard Winkler. Selbst die beliebten Daniel Bierofka und Günther Gorenzel haben aus einer Ecke schon scharfen Gegenwind zu spüren bekommen, weil sie für ein Miteinander zwischen den Gesellschaftern sind und den Erfolg im Visier haben.

Löwen, dieses Verhalten ist eine Schande und 1860-unwürdig!