Das blaue Update: Wie kompensiert 1860 die acht Ausfälle?
- VON PASCAL LAWITSCH UND BERND FEIL (MIS)
- 20.04.2019 11:36
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VON PASCAL LAWITSCH UND BERND FEIL (MIS)
Auch wenn die Löwen heute mit dem letzten Aufgebot in Halle (14 Uhr, dieblaue24-Liveticker) antreten, will Trainer Daniel Bierofka nicht klagen. Nichtsdestotrotz sagt der 40-Jährige aber auch: “Man sieht am Beispiel Haching: Du kannst mit 13, 14, 15 Spielern schon eine sehr gute Mannschaft stellen. Wie gut ein Kader ist, sieht man nicht am Anfang der Saison, sondern am Ende. Dann, wenn es Verletzungen und Sperren gibt. Von dem her bin ich froh, Jungs hintendran zu haben.” Das blaue Update vor dem ungleichen Duell heute in der ERDGAS Arena:
Der Gegner: Ursprünglich war ja das Saisonziel ein ganz anderes. Der neue Trainer Torsten Ziegner, dessen Wechsel von Zwickau nach Halle unter den Fans durchaus Skepsis hervorrief, wollte vor allem die eigenen Anhänger wieder mehr begeistern und schlussendlich einfach mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Doch das ist mehr als nur gelungen: Dank einer überragenden und vor allem konstanten Saison, finden sich die Ostdeutschen kurz vor Saisonschluss in greifbarer Nähe zu den Aufstiegsplätzen wieder. Der vierte Rang, welcher die Teilnahme am finanziell so wichtigen DFB-Pokal garantiert, ist bereits so gut wie in trockenen Tüchern. Auch der Medien-Aufruhr durch den Rückzug von Präsident Michael Schädlich, welcher nach Stasi-Vorwürfen Anfang Februar das Feld für einen neuen Vereinschef freimachen musste, konnte die Mannschaft nicht negativ beeinflussen. Wie gut die Arbeit von Coach Ziegner tatsächlich bislang war, zeigt ein Blick auf die Marktwert-Tabelle der 3.Liga: Aktuell rangieren die Rot-Weißen mit einem geschätzten Mannschaftswert von gerade einmal 5,10 Millionen Euro auf dem fünftletzten Rang. Auch zuletzt zeigte die Formkurve wieder nach oben und lässt die Halle-Fans nach einem Sieg über Würzburg und dem 2:0 am vergangenen Wochenende in Meppen vom Aufstieg träumen. Ex-Löwe Mathias Fetsch trägt übrigens als bester Torschütze (acht Treffer, vier Vorlagen) in dieser Saison einen großen Anteil am diesjährigen Erfolg bei.
Der Löwen-Kader: Für Daniel Bierofka war es sicherlich schon einmal leichter, eine Startelf aus dem ihm zur Verfügung stehenden 18er-Kader zu kreieren. Neben den Langzeitverletzten Hendrik Bonmann, Quirin Moll und Marius Willsch, fallen sowohl Aaron Berzel (Adduktoren), Efkan Bekiroglu (Sperre nach Spuck-Attacke), als auch der diesjährige beste Torschütze Sascha Mölders (Gelbsperre) aus. Außerdem meldete sich Herbert Paul (dicker Zeh) und Alessandro Abruscia (Adduktorenbeschwerden) noch kurzfristig ab.
So verlief das Hinspiel: Die Partie startete im ausverkauften Grünwalder Stadion relativ unspektakulär. Beide Mannschaften tasteten sich respektvoll ab, ohne sich eine nennenswerte Toraktion herauszuspielen. Doch die Begegnung sollte noch für allerlei Gesprächsstoff sorgen, beginnend mit einem ersten Elfmeterpfiff nach 20 Minuten. Grimaldi zog im Laufduell am Strafraumeck an Halles Abwehrurgestein Lindenhahn vorbei, dieser klammerte kurz und brachte den Ex-Löwen zu Fall. Elfmeter! Schiedsrichter Justus Zorn zog zudem die Rote Karte. Nach einigen Protesten schritt Sascha Mölders zum Elfmeter an – und vergab. Eisele fischte den Strafstoß aus dem Eck und die Abwehr konnte in höchster Not den Nachschuss verhindern. Trotz der Überzahl und der optischen Überlegenheit konnte die Löwen jedoch wenig Zwingendes vorweisen. Lediglich Steinhart scheiterte aus spitzem Winkel am Aluminium (28. Minute). Doch zur Überraschung der Zuschauer deutete Referee Zorn in der 40. Minute erneut auf den Punkt. Diesmal aber auf der Gegenseite, als Halles Manu an der Strafraumgrenze über das Bein von Weeger spektakulär abhob. Den anschließenden Strafstoß brachte Bahn an Hiller vorbei in die Tormaschen. Die Löwen wollten aber nicht mit einem Rückstand in die Pause und warfen in der vierten Spielminute der Nachspielzeit noch einmal alles nach vorne: Mölders fand den aufgerückten Steinhart im Strafraum und der Linksverteidiger nahm den Ball sehenswert mit dem rechten Fuß mit und donnerte ihn in den Winkel. Doch der Jubel verstummte sofort: Zorns Assistenten hatten fälschlicherweise eine Abseitsposition wahrgenommen. So musste die Mannschaft von Daniel Bierofka mit einem 0:1 in die Kabine. Nach dem Pausentee passierte herzlich wenig. Halle verteidigte und die Löwen fanden kein probates Mittel, um gefährlich werden zu können. Bis zur 64. Minute, als Julius Zorn zum dritten Mal in diesem Spiel zum Strafstoß zeigte. Torwart Eisele pflückte einen hohen Steilpass im 16-Meterraum herunter und traf dabei den anstürmenden Stefan Lex. Den zweifelhaften Elfmeter verwandelte Steinhart diesmal sicher zum 1:1 Ausgleich (66. Minute). Danach wachten die Löwen endgültig auf und drängten in der mittlerweile sehr hitzig geführten Begegnung auf den Führungstreffer. Doch die besten Chancen vergaben Sascha Mölders (90. Minute) am langen Pfosten per Kopf und Adriano Grimaldi fünf Meter vor dem Tor (94. Minute) bereits in der Nachspielzeit. So blieb es bei einem mageren Punkt trotz 70 Minuten Überzahl.
Das Zahlenduell: Vertraut man den Buchmachern von Tipico Sport, müssten die Löwen heute einen besonders guten Tag erwischen, um die formstarken Ost-Deutschen besiegen zu können: Bei einem Einsatz von 100 Euro würde sich die Geldbörse bei einem Heimsieg nur auf 157 Euro füllen, würden die Löwen alle Punkte mit nach Hause nehmen, würde der Wettanbieter sogar 600 Euro auszahlen. Sicherlich beeinflusst die Quote neben der tabellarischen Ungleichheit auch die Tor-Statistik: Halle musste in 33 Ligaspielen nur 29 Gegentore hinnehmen. Damit können die Jungs aus Sachsen-Anhalt die zweit-stärkste Abwehr der Liga aufweisen.
Das sagt der Gegner: „Hoffnung habe ich wenig. Aber ganz viel Glaube an die Stärke des Teams. Gegen Würzburg war extremer Wille die Basis, in Meppen klappte es auch fußballerisch wieder besser. Die Mischung aus beiden Komponenten wäre gegen 1860 eine gute Grundlage für eine starke Leistung“, HFC-Coach Torsten Ziegner auf die Frage, ob er Hoffnung habe, ob seine Mannschaft nach zuletzt zwei Siegen in der Liga auch gegen die Löwen weiter in der Erfolgsspur bleiben könne.
Das Zuschauer-Interesse: 8500 Eintrittskarten konnten im Vorfeld der Begegnung bereits an den Mann gebracht werden, gerechnet wird sogar mit einer fünfstelligen Zuschauerzahl. Auch aus München nehmen etwa 900 Anhänger am Karsamstag die vierstündige Autofahrt in Kauf, um die Weiß-Blauen lautstark zu unterstützen.
Der Schiedsrichter: Sören Storks wird die Begegnung zwischen Halle und den Löwen an der Pfeife begleiten. Der 30-jährige gilt als großes Schiedsrichtertalent und leitet bereits seit sieben Jahren im Profigeschäft. In den letzten beiden Spielzeiten wurde Storks sogar 20-Mal zu Bundesligaspielen berufen. Auch mit den Löwen hatte der gelernte Zimmerermeister schon Kontakt: Zwei Spiele der Münchner leitete Storks bereits, dabei sprangen immerhin drei Punkte heraus.
Die TV-Übertragung: Der Bayerische Rundfunk überträgt zur Freude vieler Anhänger die Partie in Halle live im Free-TV (14 Uhr), Rekord-Löwe Michael Hofmann ist Halbzeitgast. Wie gewohnt wird auch der Bezahldienst von “Magenta Sport” mit Kameras vor Ort sein und die Löwen auf ihrer Seite für Kunden übertragen.
Die Wetter-Prognose: 22 Grad bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel erwartet die Mannen um Kapitän Felix Weber in Halle.
So brüllt der Löwe: Hiller - Lorenz, Weber, Belkahia – Steinhart, Wein, Koussou, Karger, Kindsvater – Lex, Owusu.
So tippt db24: Leider haben wir heute wenig Hoffnung: 1860 verliert mit 0:2!