VON OLIVER GRISS

Die Parallelen sind nicht wegzudiskutieren. Vieles erinnert an das Jahr 2017. Damals gewann der TSV 1860 am drittletzten Spieltag mit 2:1 bei Dynamo Dresden, man fühlte sich mit zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz in Sicherheit. Cristian Fiel, der heutige Zweitliga-Trainer des Kultklubs, sagte damals auf der Pressetribüne zu mir: “Das war ganz stark - ihr habt eine Bundesliga-Mannschaft.”

Doch dann gingen die Probleme los: Die dreckigen politischen Spielchen im Hintergrund. Zudem wurden vielen Spielern (u.a. Stefan Ortega, Levent Aycicek, Michael Liendl), mit denen nicht mehr geplant werden sollte, eröffnet, dass sie den Verein verlassen müssen. Danach gewannen die Löwen kein Spiel mehr und stiegen in der Relegation gegen Jahn Regensburg ab. Das Chaos war perfekt. 1860 wurde in die Regionalliga durchgereicht, weil sich die Gesellschafter nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen konnten.

Vor einigen Wochen musste Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel, nachdem Präsident Robert Reisinger vom strikten Konsolidierungskurs nicht abweicht, ebenfalls unbequeme Personalgespräche an der Grünwalder Straße führen - mit Spielern, deren Verträge auslaufen. Aber auch mit Löwen-Profis, die noch gültige Verträge besitzen. Seitdem hat 1860 kein Spiel mehr gewonnen. Alles nur Zufall? Wohl kaum. Vorsicht ist geboten. Ein Vorteil: Daniel Bierofka kennt den Verein wesentlich besser als der Portugiese Vitor Pereira - und die Mannschaft ist unter Bierofka auch eine Mannschaft. Nicht elf Freunde, aber Sportler, die sich größtenteils verstehen und schätzen.

Die Löwen in Abstiegsgefahr: Wieviele Punkte braucht 1860 aus den restlichen vier Spielen?

Umfrage endete am 06.05.2019 12:00 Uhr
Drei Punkte!
44% (2005)
Fünf Punkte!
13% (583)
Vier Punkte!
13% (581)
Keinen mehr!
11% (507)
Zwei Punkte!
11% (482)
Einen Punkt!
9% (418)

Teilnehmer: 4576

Klar ist: Zu Entscheidungsspielen wird es in dieser Saison nicht mehr kommen: Vier Mannschaften müssen absteigen, nur der VfR Aalen ist mehr oder weniger schon weg vom Fenster. Bis zu Platz 8 kann theoretisch noch jede Mannschaft absteigen. Das macht alles besonders brisant.

Gewinnt heute der Drittletzte Eintracht Braunschweig beim KFC Uerdingen, wird’s noch bedrohlicher im Keller als es eh schon ist. Dann würde 1860 als Tabellen-10. und mit einem Torverhältnis von plus 4 bis auf sechs Punkte an die Abstiegszone geraten. Eine gefährliche Konstellation.

Noch vier Spiele (Karlsruhe, Zwickau, Fortuna Köln und Jena) bleiben den Löwen, um die Saison positiv zu beenden. Bierofka wird jetzt in seine Mannschaft genau hineinhorchen müssen, wer dem Druck gewachsen ist oder wer nicht. Gut ist, dass mit dem 34-jährigen Mentalitätsmonster Sascha Mölders am Wochenende im ARD-Livespiel gegen den KSC der wichtigste Spieler des Kaders zurückkehrt. Seine Erfahrung und seine Präsenz braucht 1860 jetzt im Abstiegskampf.