VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Nach dem Schlusspfiff gab es im Grünwalder Stadion kein Halten mehr. Die Fans ließen ihren Emotionen auf den Rängen freien Lauf. Zur gleichen Zeit stapfte 1860-Boss Robert Reisinger wie einst Franz Beckenbauer beim WM-Triumph 1990 in Rom über den Rasen. Der 55-Jährige herzte einige Spieler, klatschte mit ihnen ab. Die Fans in der Westkurve forderten wenig später in der weiss-blauen Jubelarie den Trainer auf, doch auf den Zaun zu steigen - doch das war für Daniel Bierofka nach dem 3:2-Sieg über Fortuna Köln und dem damit verbundenen Klassenerhalt in der Dritten Liga kein Thema, denn der Stachel der Enttäuschung über die verfahrene Vereinspolitik dürfte tief in ihm stecken.

Auf der Pressekonferenz Daniel Bierofka erklärte später bierernst: “Riesenkompliment an meine Mannschaft. Und zur Situation: Ich hoffe, dass jetzt einmal alle aufwachen in diesem Verein. Sonst spielen wir mit einem Innenverteidiger - und das wird ein bisschen schwierig. Es gibt kein System, mit dem man mit einem Innenverteidiger spielen kann…”

Eine klare Botschaft an die Vorstandschaft: Wird der Kader nicht verstärkt, hat der TSV 1860 keine sportliche Zukunft. Ob Präsident Robert Reisinger, der im Winter den Konsolidierungskurs eingeleitet hat und an diesen für richtig hält, dieses Signal des wichtigsten Mitarbeiters verstanden hat? Zweifel bleiben.

Die aktive Fanszene sieht die Schuldigen jedenfalls woanders - auf einem Plakat war in Richtung Geschäftsführer Günther Gorenzel und Investor Hasan Ismaik zu lesen: „Wir werden siegen und euch überleben.”