VON OLIVER GRISS

Nein, ohne Drama geht’s nie beim TSV 1860…

Die Mannschaft hat mit dem emotionalen 3:2-Triumph über Fortuna Köln am vorletzten Spieltag ein zweites Jahr in der Dritten Liga gesichert (Glückwunsch allen, die daran direkt oder indirekt beteiligt waren) - doch die große Frage, die alle beschäftigt: Was kommt nun?

Nachdem Präsident Robert Reisinger im Winter trotz vereinbartem Zwei-Jahres-Plan zwischen den Gesellschaftern den Kurs nach nur wenigen Monaten korrigierte, weil er nicht mit ansehen könne, dass die Mitarbeiter bei 1860 wegen Hasan Ismaiks Zahlungsmoral leiden müssen. Hätte der Ober-Löwe ein wenig Fingerspitzengefühl, würde er bis ins Knochenmark spüren, dass allein er die Unsicherheit an der Grünwalder Straße ausgelöst hat. Kein auslaufender Vertrag kann verlängert, interessante Spieler können Stand jetzt nicht verpflichtet werden. Nach dieblaue24-Informationen müssen sogar weitere Spieler weggeschickt werden, um die Auflagen des DFB zu erfüllen.

Dem einst stolzen Löwen droht in der kommenden Spielzeit absolute Eiszeit - und das nur, weil der engstirnige Unternehmensberater aus Kirchheim dem TSV 1860 einen Sparkurs auferlegt hat. Drei Millionen Euro bleiben nur noch für die Mannschaft - und das trotz 10-Millionen-Euro Umsatz pro Jahr. Die Dritte Liga wird in der neuen Saison noch attraktiver: Magdeburg und Duisburg kommen aus der Zweiten Liga runter. Und der SV Waldhof steigt auf. In der demnächst endenden Meistersaison hatte die Waldhof-Buben in der Regionalliga Südwest beispielsweise schon einen Spieleretat von 3,4 Millionen Euro zur Verfügung. Die Mannheimer wollen diesen deutlich aufstocken. Und was macht Sechzig? Speckt ab!

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Sparen in der Dritten Liga, wissen sogar die Laien: Das funktioniert nicht. Reisinger macht’s trotzdem. Typisch für seinen Führungsstil, der die Löwen-Familie spaltet. Als das Spiel gegen die Kölner vorbei war, kam der Präsident in den Innnenraum, um später über den Rasen zu schreiten. Bierofka und Reisinger würdigten sich keines Blickes, berichteten Augenzeugen. Das Verhältnis ist im Keller. Dabei kann man Bierofka als Löwen-Fan eigentlich nur liebhaben. Seit Werner Lorant war kein Trainer bei 1860 erfolgshungriger und authentischer als Bierofka.

Dass der Ex-Nationalspieler wenig später in der Pressekonferenz ein Hilferuf über die Lippen kam (“Ich hoffe, dass in diesem Verein alle aufwachen”), wird Reisinger vermutlich wenig jucken. Und genau das ist das Problem: Reisinger muss verstehen, dass der TSV 1860 nicht Breitensport, sondern in erster Linie Profifußball ist. Sein Engagement für die Randsportarten in Ehren, aber Sechzig braucht einen Präsidenten, der für den Fußball stirbt und 1860 nicht als Drittligist etablieren will, sondern höhere Ziele hat. Und das hat nichts mit Größenwahn zu tun, sondern mit einem gewissen Weitblick. Nachdem Reisinger zuletzt gegenüber der “BILD” gesagt hat, dass den Mitgliedern der Verein gehöre, müssen die Mitglieder aufstehen und am 30. Juni zur Wahl gehen. Es geht um eine Perspektive für des TSV 1860.