Gesucht: Der gemeinsame Nenner in Giesing
- VON OLIVER GRISS
- 15.06.2019 13:22
- 269 Kommentare
VON OLIVER GRISS
Natürlich muss man Verständnis für die Verärgerung von Hasan Ismaik aufbringen: Zwei Millionen Euro hat der Mehrheitsgesellschafter dem TSV 1860 nach dem Drittliga-Aufstieg 2018 freiwillig für zwei Jahre garantiert - per Genussscheinrecht. Doch schon nach kürzester Zeit war das Geld aufgebraucht. Auslöser: Die innerbetriebliche Fehlkalkulation von Geschäftsführer Michael Scharold, der seinerzeit mit der 50+1-Regel vom 1860-Präsidium durchgedrückt wurde. Robert Reisinger schweigt zu den “Leistungen” seines verlängerten Arms in die KGaA. Natürlich ehrt es Scharold, dass er in einer Pressekonferenz vor vier Wochen die Verantwortung dafür übernommen hat.
Doch bei aller Frustration bringt dies den Profifußball der Löwen kein Stückchen weiter: Klar, Hauptsponsor “Die Bayerische” hat kurz nach dem Scharold-Offenbarungseid ein 1,1 Millionen-Euro-Paket geschnürt (Ismaik: “Um die Fehler zu kaschieren”): 300.000 Euro mehr auf die 500.000 Euro (plus 100.000 Euro für Übertragungen im Free-TV) pro Saison. Dazu will die Versicherung aus Neuperlach die Namensrechte für das NLZ kaufen - 250.000 Euro pro Saison. Die Bayerische würde das Geld für die nächsten zwei Jahre sofort überweisen. Nur das Geld für die Namensrechte würde in die Profi-Mannschaft gehen. Der Rest ist anderweitig verplant. Ismaiks Gegenangebot? Ein Darlehen.
Was Ismaik möglicherweise in den letzten Tagen fassungslos macht: Entgegen der öffentlichen Ankündigung von Präsident Reisinger, 1860 auf breite Schultern zu verteilen, soll der Hauptsponsor mit den NLZ-Namensrechten ein weiteres Filetstück bekommen. Es gab in der Geschichte des TSV 1860 noch nie einen Sponsor, der sich so “ausbreiten” durfte. Und genau das könnten die Gedankengänge von Ismaik sein. Natürlich sind die Löwen nicht in der Situation, dass sie aus einem großen Angebot ihre Partner auswählen könnten. Dazu ist die Außendarstellung zu schlecht - im Umkehrschluss heißt das: Jedes Unternehmen, das Geld bringt, ist willkommen. Und die Bayerische ist gewillt, Geld zu geben, weil sie als regionale Versicherung von ihrem Sponsoring-Paket beim Drittligisten profitiert.
Am Montag starten die Löwen in die Sommervorbereitung. Stand jetzt ohne Neuzugänge. Für einen Traditionsverein wie 1860 absolut unwürdig, zumal der Verein die Eintrittspreise erhöht hat, aber keine wettbewerbsfähige Mannschaft stellen kann - und das nur, weil den Löwen das Rechnen schwer fällt. Dass Günther Gorenzel und Daniel Bierofka noch nicht hingeworfen haben, ist ein kleines Wunder.
Bei beiden Gesellschaftern muss endlich die Vernunft einkehren, dass es nur mit einem gepflegten Miteinander funktioniert - deswegen: Die Löwen brauchen einen gemeinsamen Nenner, um künftig wieder positive Schlagzeilen zu schreiben. Ansonsten wird der TSV 1860 demnächst wieder den bitteren Gang in den Amateurfußball antreten müssen. Wetten, dass?