Der Löwe im Teufelskreis der Finanzen
- VON OLIVER GRISS
- 16.06.2019 11:30
- 287 Kommentare
VON OLIVER GRISS
Als der TSV 1860 als Zweitligist noch in der Allianz Arena spielte, hieß es von den Kritikern aus dem e.V.-Lager immer: Das überdimensionale Bayern-Stadion sei schuld, dass die Löwen ein strukturelles Defizit hätten. Für Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge eine Lüge. “In der Vierten Liga hätte 1860 rund 1,2 Millionen Euro per anno gezahlt, etwa für die Miete und Werbefreiheit in der Arena”, erklärte der Ex-Nationalspieler im Sommer 2017 gegenüber dem “Merkur”.
Jetzt bezahlt 1860 rund 1,5 Millionen Euro für das Gesamtpaket Grünwalder Stadion, darunter 500.000 Euro für den MVV. Das war die Bedingung der Stadt für den Abschied aus der Allianz Arena. Mittlerweile verhandelt Geschäftsführer Michael Scharold mit der Stadt München, um die Kosten zu senken. Hat man nach dem Zwangsabstieg überhastet etwas zugesagt, was man finanziell nur schwer einhalten kann, so nach dem Motto “Hauptsache raus aus der Arena”?
Bieten kann der TSV 1860 den Sponsoren im Grünwalder Stadion freilich weniger. Auch die Zuschauerkapazität und demensprechend die Einnahmen sind überschaubar. Vom fehlenden Service wollen wir gar nicht reden.
Ist der aktuelle 1860-Kader stark genug, um den Klassenerhalt in der Dritten Liga zu realisieren?
Teilnehmer: 3297
Die Löwen im Teufelskreis - warum kommen sie nicht mit ihren Geldern aus? Rund zehn Millionen Euro macht der Drittligist pro Saison Umsatz (drei Millionen Euro für die Profi-Mannschaft) - und trotzdem reicht die Kohle hinten und vorne nicht. Um die Lizenz zu bekommen, brauchte 1860 zusätzlich das Zwei-Millionen-Darlehen der Bayerischen (3,5 Prozent Verzinsung) und die restlichen 500.000 Euro aus dem Ismaik-Geld. Warum der TSV 1860 seinen Kostenapparat auch unter Präsident Robert Reisinger nicht so aufstellen kann, dass die Profi-Mannschaft wettbewerbsfähig ist und am Ende trotzdem eine schwarze Null in der Bilanz steht, ist unerklärlich. Flickschusterei ist an der Grünwalder Straße weiter angesagt.
Was ist der Ausweg für die chronisch klammen Löwen? Es wird immer deutlicher: Ohne Fremdgelder und Investitionen ist Patient 1860 zum Sterben verurteilt. Darlehen will der Verein unter Reisinger nicht mehr annehmen - was das für den Sport heißt, das kann sich jeder normaldenkende Fan ausmalen.