Was macht eigentlich...Jochen Kientz?
- Oliver Griss
- 08.06.2011 18:37
- 3 Kommentare
Der ehemalige Löwen-Star lebt auf Ibiza und vermittelt Fußball-Profis. In seiner Freizeit befasst sich der 38-Jährige mit Quantenphysik und Klavierspielen. Sein größter Augenblick war aber die Kopfnuss von Zinedine Zidane. Für seinen Ex-Trainer Lorant hofft der ehemalige Verteidiger, dass ihn der TSV 1860 auffängt.
VON OLIVER GRISS
dieblaue24.de: Nanu, Herr Kientz: Wir treffen Sie auf der spanischen Party-Insel Ibiza an. Wie kommt’s?
JOCHEN KIENTZ (39): Ich habe seit 2004 ein Haus auf Ibiza, und bin sooft es geht hier - weil hier der perfekte Ort ist, um abzuschalten. Das nenne ich Lebensqualität.
dieblaue24.de: Von was müssen Sie sich ausspannen?
KIENTZ: Ich habe vor ein paar Jahren eine Spielervermittlungsagentur gegründet. Mein Firmensitz ist in Ketsch, ich pendel viel, aber in Ibiza laufen alle Drähte zusammen. Ich kenne in Spanien sehr viele Leute.
dieblaue24.de: Aber die Spielerberater-Szene gehört nicht unbedingt zu den saubersten: Schreckt das nicht ab?
KIENTZ: Es gibt überall schwarze Schafe, Fußball ist ein hartes Geschäft. Aber für mich zählt Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Menschlichkeit. Das sind meine Gebote. Ich gehöre nicht zu den Beratern, die nur für ihre Spieler da sind, wenn es darum geht, Verträge zu machen.
dieblaue24.de: Wie kann Ihr Ex-Klub, der TSV 1860, mit dem Sie 1994 in die Bundesliga aufgestiegen sind, von Ihnen profitieren?
KIENTZ: 1860 ist für mich eine Herzensangelegenheit. Wenn ich irgendwie helfen kann, dann mache ich das. Ich hab mit Florian Hinterberger (der Sportkoordinator, d. Red.) bereits Kontakt gehabt. In den letzten zwei Jahren habe ich Miki Stevic (der entlassene Sportdirektor, d. Red.) immer wieder Spieler angeboten.
dieblaue24.de: Welche?
KIENTZ: Zum einen Rudolf Skacel, zum anderen Francisco Chica. Der eine spielt jetzt bei Heart of Midlothian in Schottland. Er hat als Mittelfeldspieler 29 Spiele gemacht und 13 Tore geschossen. Hearts hat sich für die Europa League qualifiziert - und Chica ist bei Espanyol Barcelona Stammspieler. Noch Fragen?
dieblaue24.de: Aber wären die Beiden überhaupt bezahlbar gewesen?
KIENTZ: Natürlich. Beide Spieler waren auch ablösefrei. Ich kenne die angespannte Finanz-Situation bei 1860. Ich hätte jetzt wieder einen für die Löwen: Jonas Marz. Der spielt bei Lautern II. Das ist ein Juwel.
dieblaue24.de: Ihr Ex-Trainer Werner Lorant, mit dem Sie seinerzeit nicht das beste Verhältnis pflegten, ist in eine finanzielle Schieflage geraten: Mitleid?
KIENTZ: Als ich davon gelesen habe, war ich schockiert. Der große Werner Lorant in Not - das tut mir wirklich sehr leid. Ich würde es als sehr große Geste bewerten, wenn ihm der TSV 1860 helfen würde. Man kann nicht jeden Ex-Trainer oder Ex-Spieler unterstützen, aber der Werner hat unbestritten einen großen Platz in der Geschichte der Löwen - und das sollte man auch würdigen.Und da ist es egal, auf welche Weise er sein Geld verloren hat.
dieblaue24.de: Was ist eigentlich aus Ihrer Model-Karriere geworden: In Wikipedia heißt es, dass Sie in der Kartei der Model-Agentur Amaze Models als “Joe Ibiza” geführt werden…
KIENTZ (lacht): Eigentlich hab ich nie gemodelt - das war nur ein Freundschaftsdienst für Patrick Glöckner, der eine Agentur gegründet hat. Mein Leben ist der Fußball. Ich hab alles erlebt: Ich habe Champions League gespielt und war arbeitslos.
dieblaue24.de: Das richtige Stichwort: Champions League 2001 - das unvergessene 3:1 mit dem HSV gegen Juventus Turin….
KIENTZ: Ich weiß, auf was Sie raus wollen…
dieblaue24.de: Ja bitte?
KIENTZ: Der Kopfstoß von Zinedine Zidane gegen mich - das war zweifelsfrei das Ereignis meiner Karriere. Egal in welcher Stadt ich auch bin, ich werde immer wieder darauf angesprochen. Übrigens: Die Bilder sind auf Youtube nicht mehr zu sehen - wie Zidane das geschafft hat, ich weiß es nicht.
dieblaue24.de: Haben Sie sich nie ausgesprochen?
KIENTZ: Nein, wir sind uns zwar auf Ibiza zweimal über den Weg gelaufen - aber er hat weggeschaut. Zidane lebt halt in seiner eigenen Welt.
dieblaue24.de: Ihnen galt auch lange Zeit ein wilder Ruf voraus…
KIENTZ (lacht): Vor ein paar Wochen saß ich mit Reiner Calmund beim Essen - und er war begeistert, er sagte: “Jochen, ich hab dich ganz anders eingeschätzt.” Das sehe ich als Kompliment. Und tatsächlich habe ich mich verändert.
dieblaue24.de: Was war der Auslöser?
KIENTZ: Ich habe mich im letzten Jahr stark verändert. Nach der Trennung von meiner Lebenspartnerin habe ich einen Wandel durchgemacht. Ich spiele Klavier, ich mache Joga und beschäftige mich mit dem Thema Quantenphysik. Ich finde, man sollte in seinem Leben auch über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur in den Teller. Wissen schadet nie.
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