Hotel-Chef Dilly im großen db24-Interview: "Diese Geschichte mit 1860 würde ich mit keinem anderen Verein machen"
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)
- 09.07.2019 10:17
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)
“Es waren sechs super Tage für uns bei Horst Dilly. Vielen Dank dafür. Besser kann es nicht sein.” Lobte Löwen-Trainer Daniel Bierofka das sechstägige Trainingslager in Windischgarsten in Dilly’s Wellness-Hotel. Wir haben uns mit dem Mann unterhalten, der die Löwen nach Oberösterreich eingeladen hat. Das Dilly-Interview mit db24:
dieblaue24: Herr Dilly, wieso hilft man als Österreicher einem kriselnden deutschen Drittligisten 1860?
HORST DILLY: 1860 ist ein super Verein, hat einen großen Namen mit gigantischer Tradition. Das passt zu unserem Haus. Wir haben auch eine lange Geschichte, seit 1906. Durch die Bekanntschaft und Freundschaft zu Günther Gorenzel ist dieses Arrangement zustande gekommen. Für mich ist das eine einmalige Geschichte, die ich auch mit keinem anderen Verein außer mit 1860 machen würde.
Warum?
Weil 1860 ein geiler Verein und der touristische Markt in München für uns natürlich sehr interessant ist. Wir sehen sehr viel Potential in diesem Projekt. Und natürlich sind uns Namen wie Peter Pacult, der früher auch schon mit Rapid Wien hier war, oder Werner Lorant im Gedächtnis, wenn man über 1860 spricht. Das waren echte Galionsfiguren im sportlichen Bereich. Diese Menschen stehen für diesen Kultklub.
Was gab dann den Ausschlag für den aus 1860-Sicht wichtigen Deal?
Eigentlich hatten wir dem Verein schon 2017 ein Angebot über ein Trainingslager gemacht. Aber dann kam der Zweitliga-Abstieg. Ich war auch damals bei diesem traurigen Relegationsspiel gegen Jahn Regensburg in der Allianz Arena. Doch mit dem Abstieg ist es drunter und drüber gegangen und dann war alles hinfällig. Und als Günther Gorenzel Sportdirektor wurde, habe ich die Gunst der Stunde genutzt und ihn kontaktiert. Und das wurde wohlwollend angenommen. Unsere Zusammenarbeit läuft über drei Jahre. Wir empfangen 1860 also auch wieder in den nächsten zwei Jahren…
Zu Ihren Freunden zählen nicht nur Günther Gorenzel und Peter Pacult, sondern auch der österreichische Star-Trainer Adi Hütter, der 2014 mit den Löwen verhandelt hat.
So wie ich das noch in Erinnerung habe, war man in den Verhandlungen schon sehr weit. Doch dann haben sie plötzlich an seiner Erfahrung gezweifelt. Man hat es ihm nicht zugetraut. Ich glaube, das war ein großer Fehler in der Vereinsgeschichte des TSV 1860 - und dann wurde Ricardo Moniz verpflichtet. Welchen Weg Adi Hütter dann eingeschlagen hat, muss ich Ihnen nicht sagen: Über den SV Grödig, Young Boys Bern ist er schließlich bei Eintracht Frankfurt gelandet. Er ist ein großer Trainer. Ich sage heute: Schade, dass das damals mit Adi & 1860 nicht geklappt hat.
Hütter und 1860? Man hat es ihm nicht zugetraut!
Heute trainiert Daniel Bierofka den Klub, der ebenfalls eine große Nummer bei 1860 ist. Wie haben Sie die Löwen in den letzten Tagen wahrgenommen?
Man merkt natürlich schon den Unterschied zu Klubs wie Eintracht Frankfurt, Roter Stern Belgrad oder Hoffenheim. Nicht nur sportlich, sondern auch vom Marketing oder dem Presseaufkommen her. Aber ich muss ganz klar sagen: Die Burschen waren alle supernett, das Trainerteam macht einen ausgezeichneten Job. Bierofka ist sowieso eine Galionsfigur für 1860. Alle waren unglaublich fokussiert, sie wissen, um was es geht. Jeder wünscht sich immer Topspieler, aber grundsätzlich glaube ich, dass 1860 mit Glück und ohne großem Verletzungspech in der Dritten Liga bestehen kann.
Was Sie überrascht hat: Das Präsidium des TSV 1860 glänzte in Windischgarsten durch Abwesenheit…
Grundsätzlich veranstalten wir seit 13 Jahren Trainingslager - und es ist eigentlich so, wenn ein Fan- oder Mannschaftsabend ist, dann sind die Vorstände oder Funktionäre dabei, um in die Mannschaft hineinzuhorchen oder sich mit den Wünschen der Fans auseinanderzusetzen. Dementsprechend war es für mich überraschend, dass von 1860 nach den Neuwahlen keiner vorbeigeschaut hat, weil ich es einfach anders kenne.
Sie bekommen die Differenzen bei 1860 mit?
Natürlich. Über Social Media, übers Internet. Mich interessiert das, klar. Wenn man mit einem Verein kooperiert, wäre ich schon glücklicher, wenn alles rund laufen würde. Man verfolgt die Ungereimtheiten im Verein. Das macht einen schon ab und zu stutzig. Ich wünsche 1860 sportlichen Erfolg, dass sie sich in der Dritten Liga konsolidieren und halten.
Sie sind selbst ein erfolgreicher Geschäftsmann: Kann man sich in der Dritten Liga wirklich finanziell konsolidieren?
Nein, dazu braucht es in einem Managementsystem auch einen klaren Investitionsplan. Nur Sparen ist ein Teil der Konsolidierung, aber kein Allheilmittel. Man muss dort sparen, wo es notwendig ist, aber gleichzeitig auch investieren. Es braucht ein Augenmaß. Ein Fußballverein ist wie ein Unternehmen zu führen - und da gelten für mich die selben ökonomischen Gesetze wie in der Wirtschaft.
Im deutschen Fußball gilt noch die 50+1-Regel, die den Einfluss der Investoren beschneidet.
Ich bin ein Einzelunternehmer, aber in großen Firmen ist es die Regel, dass einer die Mehrheit hat. Ich als Unternehmer sage ganz klar: Wer zahlt, schafft an! Diese 50+1-Regel in Deutschland wird seine Berechtigung haben, sie kann aber auch schaden…