VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Hasan Ismaik hat AZ-Reporter Matthias Eicher in seiner Villa in Los Angeles exklusiv empfangen. Der 1860-Mehrheitsgesellschafter sprach dabei über:

die acht Jahre bei 1860 im Rückblick: “Viele Fehler sind seit meinem Einstieg geschehen, auch ich habe Fehler gemachrt. Mein größter war, den Kooperationsvertrag 2011 unterschriben zu haben - ohne die Bedingung, dass die Geschäftsführung und die sportliche Leitung von meiner Seite bestimmt werden müssen. Das war naiv. Aber die Zeit war sehr knapp, es ging ja um die Rettung von 1860.”

den Konsolidierungskurs: “Das 0:4 in Mannheim hat mich traurig gemacht. Aber wir sollten realistisch sein: Mit diesem Konsolidierungskurs kann man keine bessere Qualität anbieten. Das heißt noch lange nicht, dass wir am Ende den Klassenerhalt nicht erreichen. Ich bin mir sicher, Daniel Bierofka wird unter diesen schwierigen Bedingungen eine Mannschaft formen, die das schaffen wird. Aber kann dies das Ziel von 1860 sein?”

den Traum der Fans: “Bis heute bekomme ich Briefe und Emails, dass die Sehnsucht nach Derbys gegen den FC Bayern sehr groß ist. Viele Fans wollen sich nicht mit der Situation zufrieden geben. Mir geht es nicht anders. Aber aktuell lähmt die 50+1-Regel den Verein.”

50+1: “Ist ein veraltetes Instrument im deutschen Sport, in der deutschen Politik. Es ist eine Schande, dass meine Beschwerde beim Bundeskartellamt seit langer Zeit auf Eis liegt. Aber die Bundesliga wacht langsam auf. Immer mehr Vorstände wie neulich Fredi Bobic plädieren für eine Abschaffung.”

Gerhard Mey: “Ich habe übrigens gehört, dass er inzwischen anders über 1860 als noch vor zwei Jahren denkt. Das überrascht mich nicht, denn viele meiner Kritiker werden falsch informiert, ob bewusst oder unbewusst.”

die Strippenzieher bei den Löwen: “Bei Pro1860 und den dazu gehörenden kleinen Fangrupppen wird wie in einer Sekte mit dem Motto gearbeitet: “Alle gegen Ismaik!” In einer Mail von Dr. Markus Drees steht explizit die Formulierung “Nadelstichpolitik gegen H.I”. Wir brauchen dieses Thema aber nicht mehr aufzurollen. Das langweilt mich. Ich weiß, auf was manche der kreativen T-Shirt- und Schalproduzenten hinauswollen: Die Trennung von Hasan Ismaik. Aber ich muss alle enttäuschen. Das wird nicht passieren. Die Anteile sind unverkäuflich, auch wenn immer wieder behauptet wird, ich hätte Interesse an einem Verkauf. Das ist seit Jahren eine politische Methode.”

sein Verhältnis zu den 1860-Präsidenten: “Es ist völlig normal, dass es bei zwei Gesellschaftern unterschiedliche Meinungen gibt. Ich habe mich mit Dieter Schneider lange Zeit gut verstanden, aber er wurde im Verein von den eigenen Leuten gemobbt. Es ist nicht richtig, dass ich mit jedem Präsidenten Stress hatte. Man tut auch Peter Cassalette unrecht, wenn man behauptet, er sei meine Marionette gewesen. Wir waren uns auch nicht immer einig. Er ist ein feiner Mensch. Ich bedauere es, dass er sich nicht mehr für 1860 einbringt und überlegt, aus dem Verein auszutreten. Im Gegensatz zu den anderen war er kein Rassist.”

sein Vorwurf, dass Funktionäre bei 1860 “rassistisch” mit ihm umgegangen wären: “Es ist für mich kein Vorwurf, sondern eine Tatsache: Mehrere Präsidenten, Funktionäre und Vereinsmitglieder sind mit mir rassistisch umgegangen. Jeder andere Präsident in Deutschland hätte sich vor mich gestellt und sich von den Beleidigungen gegen meine Person distanziert. Reisinger hat es toleriert.”