VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Natürlich, das Bierofka-Beben wird noch lange nachwirken beim TSV 1860…

Die Umstände, wie Vereins-Idol Daniel Bierofka systematisch verjagt wurde, sind schmutzig und für Fans mit blauem Herzen nicht nachzuvollziehen. Aufklärungsarbeit ist gefragt. Das erwarten die zehntausenden Fans. Der Schauspieler Michael Lerchenberg, Löwen-Fan seit 60 Jahren, hat beim “BR-Stammtisch” die Situation ganz gut beschrieben.

Doch mit der Blitzinstallation von Michael Köllner hat der TSV 1860 zumindest auf der sportlichen Kommandobrücke schnell für Klarheit gesorgt. Das war professionell und positiv, so ehrlich muss man sein, denn es ist derzeit nicht einfach, Menschen von 1860 zu überzeugen. Die Schuhe, die Löwen-Idol Daniel Bierofka hinterlassen hat, sind jedoch sehr groß. Köllner wird sofort Ergebnisse brauchen, um die Bierofka-Fans zu beruhigen und zu überzeugen.

Freundlich, sympathisch, eloquent, leidenschaftlich und mit klaren Visionen ausgestattet - so präsentierte sich der Nürnberger Aufstiegscoach am Montagmittag bei seiner Präsentation im proppevollen Presseraum der Geschäftsstelle. Und unvorbereitet hat er die Bühne auch nicht benutzt. Er schwärmte: “Als ich jung war, waren sie in den Niederungen der Bayernliga. Sie haben trotzdem 30.000 Leute in den Fanklubs, sie haben 550 Fanklubs und sie haben jedes Wochenende 15.000 im Stadion.”

Sechzig ist für Köllner, der einst beim Altmeister von 1966 hospitierte, eine richtig heiße Nummer.

Als der Bierofka-Nachfolger am vergangenen Mittwoch im Schlafanzug Champions League schaute, klingelte das Handy. Am anderen Ende? Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Man plauderte, am nächsten Tag wurde sich getroffen - und schon war man sich einig. Die chronischen Finanzprobleme blendete Köllner bei den Verhandlungen aus. Er will Spieler, die Sechzig ihr Herz geben. Er will sie besser machen. Dazu will er hungrige Talente nach oben ziehen.

Bei allen Strömungen bei 1860, Köllner hat eine faire Chance verdient.